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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Trimble«, schwärmt Cecily. Lügnerin.
    Ann ist wie eine Katze, die eine Maus erspäht hat. »Eine wunderschöne Halskette.« Sie fährt mit einem Finger keck über die Perlen und runzelt die Stirn. »Oh, sie sind künstlich.«
    Cecily fasst sich entsetzt an den Hals. »Aber das ist unmöglich!«
    Ann schenkt ihr einen zugleich mitleidigen und verächtlichen Blick. »Ich kenne mich mit Juwelen gut aus, meine Liebe, und es tut mir sehr leid, Ihnen sagen zu müssen, dass Ihre Halskette eine Fälschung ist.«
    Cecilys Gesicht läuft rot an und ich fürchte, sie wird in Tränen ausbrechen. Sie nimmt die Halskette ab und betrachtet sie genau. »Oh, um Himmels willen! Ich hab sie jedem gezeigt. Sie werden mich für eine Närrin halten!«
    »Oder eine Betrügerin. Tja, ich habe kürzlich von einem Mädchen gehört, das sich als eine Adelige ausgegeben hat, und als das Verbrechen ans Licht kam, war sie ruiniert. Ich hoffe inständig, dass Ihnen kein derartiges Schicksal widerfährt«, sagt Ann mit einem scharfen Unterton.
    Fassungslos verbirgt Cecily die Perlen in ihren Händen. »Was soll ich tun? Ich bin ruiniert!«
    »Na, na.« Ann tätschelt freundlich Cecilys Schulter. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde die Halskette an mich nehmen. Sie können Ihrer Mutter sagen, Sie hätten sie verloren.«
    Cecily beißt sich auf die Lippe und starrt die Perlen an. »Aber sie wird so wütend sein.«
    »Das ist allemal besser, als für eine Närrin gehalten zu werden – oder nicht?«
    »Stimmt«, murmelt Cecily. »Ich danke Ihnen für Ihren guten Rat.« Widerwillig übergibt sie Ann die Perlenkette.
    »Ich werde sie für Sie aufbewahren und Sie dürfen darauf vertrauen, dass niemand je davon erfahren wird«, versichert ihr Ann.
    »Sie sind überaus freundlich, Miss Washbrad.« Cecily wischt sich Tränen aus den Augen.
    »Sie haben etwas an sich, das diese Freundlichkeit hervorruft«, sagt Ann honigsüß und ihr Lächeln strahlt wie die Sonne.
    »Das ist eine bemerkenswerte Fälschung«, sage ich, als wir allein sind. »Wie konntest du erkennen, dass sie falsch sind? Ich hätte schwören können, dass es echte Perlen sind.«
    »Sie sind echt«, sagt Ann und schließt die Kette um ihren eigenen Hals. »Ich bin die bemerkenswerte Fälschung.«
    »Wirklich, Ann Bradshaw!«, ruft Felicity. »Du bist brillant!«
    Anns Augen leuchten. »Danke.«
    Wir fassen uns an den Händen und genießen den Moment. Endlich hat Ann die grässliche Cecily Temple aus dem Feld geschlagen. Die Luft ist leichter, wie nach einem Regen, und ich bin sicher, wir gehen einer glücklicheren Zukunft entgegen.
    *
    Mademoiselle LeFarge lässt uns wissen, dass die Droschke vorgefahren ist. Wir stellen ihr »Nan« vor und warten gespannt auf ihre Reaktion. Wird sie die Täuschung durchschauen?
    »Guten Tag, Miss Washbrad, wie geht es Ihnen?«
    »Sehr g-g-gut, danke«, antwortet Ann mit schwankender Stimme. Ich halte ihre Hand ganz fest, denn ich fürchte, die leiseste Unsicherheit könnte das selbst geschaffene Trugbild schwächen. Sie muss von ganzem Herzen daran glauben.
    »Merkwürdig, aber ich könnte schwören, wir haben einander schon einmal getroffen. Irgendetwas an Ihnen kommt mir bekannt vor«, sagt Mademoiselle LeFarge.
    Ich drücke Anns Hand, um unsere Verbindung zu stärken. Du bist Nan Washbrad. Nan Washbrad. Nan Washbrad.
    »Ich werde öfter mit anderen verwechselt. Einmal hielt man mich für eine graue Maus in einem Mädchenpensionat«, antwortet Ann und Felicity lacht schallend.
    »Verzeihung.« Felicity reißt sich wieder zusammen. »Mir ist nur gerade ein Witz eingefallen, den ich vorige Woche gehört habe.«
    »Nun, es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Washbrad«, sagt Mademoiselle LeFarge. »Wollen wir? Die Droschke wartet.«
    Ich stoße die Luft aus, die ich zurückgehalten habe. »Das Letzte war ein bisschen dick aufgetragen, findest du nicht?«, flüstere ich, als der Kutscher die Tür öffnet.
    Ann grinst. »Aber sie hat es geglaubt! Sie ist nicht stutzig geworden. Unser Plan funktioniert, Gemma.«
    »So ist es«, sage ich und tätschle ihren Arm. »Und das ist erst der Anfang. Aber wir müssen kühlen Kopf bewahren.«
    »Oh, was für eine wunderschöne Halskette«, bemerkt Mademoiselle LeFarge. »Solch exquisite Perlen.«
    »Danke«, sagt Ann. »Ich habe sie von jemandem bekommen, der ihren Wert nicht richtig zu schätzen wusste.«
    »Wie bedauerlich«, gluckst unsere Lehrerin.
    *
    Die Bahnfahrt nach London verläuft in

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