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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Kreuthner blickte in die Runde. Die Blicke seiner Kollegen signalisierten, dass er aufhören sollte, sie zu verarschen. Raubert gab weiterhin fassungsloses Gegrunze in einer Art von sich, dass man ihn langsam für debil halten musste. »Vielleicht war’s auch so a Eingebung. Gibt ja Leut, die sagen, ich hätt an sechsten Sinn für Leichen. Ja, ja …« Kreuthner sah sinnierend zur Deckenlampe und klopfte sich auf die Brust. »Irgendwas da drin hat mir gesagt, dass was net stimmt.«
    »Was sagen Sie dazu?« Mike hatte Kilian Raubert angesprochen.
    Kreuthner sandte einen scharfen Blick in Rauberts Richtung. »Pass fei auf, was d’ sagst. Du stehst hier unter Eid, gell!«
    »An Schmarrn steht er«, sagte Mike. »Also – was war da los heut Nachmittag?«
    »Um an Fuchzger is ganga. Ganz sicher war er sich, dass er mich mit seinem Passat steh lasst.«
    »O mei, o mei – jetzt kommt er mit irgendwelche frei erfundene G’schichten! Komm Mike, des is doch Zeitverschwendung. Mir ham an Mord aufzuklären.«
    »
Du
hast gar nix aufzuklären. Und wie ich ermittle, musst schon mir überlassen.«
    »Ja bitte, ermittle! Ermittle, was du willst. Magst wissen, was ich heut zu Mittag gegessen hab? Meine Schuhgröße? Frag einfach.«
    »Ich würd mir gern anhören, was der Herr Raubert zu sagen hat.«
    Kreuthner machte eine wegwerfende Handbewegung und rollte mit verschränkten Armen auf seinem Bürostuhl in eine Ecke.
    »Fünfzig Euro?«, wandte sich Mike wieder Raubert zu. »Für was?«
    »Wer zuerst in Tegernsee is. Vom Parkplatz in Christlum bis zum Bräustüberl.«
    Jetzt ließ Kreuthner fassungsloses Gekicher hören, als hätten sie vereinbart, die Rollen zu tauschen.
    »Sie? Mit dem Transporter?«
    »Das war doch der Witz. Unter uns g’sagt: Der Motor is aufbohrt – da fallt dir nix mehr ein!« Raubert neigte sich verschwörerisch zu Mike. »Des war die Chance, dass ich’s ihm endlich mal heimzahl.«
    »Aha. Ist da noch mehr im Spiel?«
    »Ach geh! Jetzt kommt er wieder mit der Glasscheib’n!« Kreuthner machte den Eindruck, als wollte er gelangweilt den Raum verlassen.
    »Also warst es doch du, oder? Gib’s halt endlich zu!« Raubert wurde lauter, das Thema schien seine Erregung anzufachen.
    »Ich geb gar nix zu. Und selbst wenn, ja? Selbst wenn! Dann wär des so was von kindisch, dass mir da gar net drüber reden brauchen.«
    »Na gut«, sagte Mike, nachdem die Kontrahenten eine Weile geschwiegen hatten. »Die Glasscheibe scheint mir nicht das Entscheidende zu sein. Jedenfalls seid ihr Autorennen gefahren. Hab ich das richtig verstanden?«
    »Jawohl. Wer zuerst am Bräustüberl is. Um an Fuchzger.«
    Mike sah Kreuthner fragend an.
    »Mei – ich geb zu, der Mann hat a beeindruckende Phantasie. Auf so an Schmarrn musst erst amal kommen. Was soll ich sagen – da steht Aussage gegen Aussage. Das könnts euch jetzt aussuchen, ob ihr am Polizeikollegen glauben wollts oder einem, wo a Leich im Auto spazieren fahrt. Liegt ganz bei euch.«
    Der Blick in die Runde offenbarte Kreuthner, dass Kollegialität in Glaubwürdigkeitsfragen offenbar nicht das erhoffte Gewicht hatte.
    »Lassen wir das mal im Raum stehen. Herr Raubert …« Mike nahm sich einen Stuhl, stellte ihn unmittelbar vor Raubert und nahm rittlings darauf Platz, so dass er sich mit den Armen auf die Rückenlehne stützen konnte. »Wieso haben Sie sich geweigert, den Laderaum zu öffnen?«
    »Das ist doch wohl klar. Erst mach ma a Wette, und dann winkt er mich raus und macht a Kontrolle. Und warum? Weil ihn sein Vorgesetzter gesehen hat, wie er mit hundertfuchzig unterwegs is. Ich hab’s einfach sattgehabt, dass ich jedes Mal der Blöde bin. Verstehen S’ des? Des is ja net das erste Mal. Seit mir uns kennen, lasst er mich immer wieder auflaufen. Und die G’schicht mit der Glasscheib’n – des war kein Spaß. Des war le-bens-gefährlich!«
    Alle Blicke wanderten zu Kreuthner, der die Augen zur Decke verdrehte.
    »Und diesmal, hab ich mir denkt, diesmal lass ich
dich
auflaufen!« Rauberts Augen funkelten bedenklich, sein Kinn zitterte.
    »Langsam interessiert mich das ja doch mit dieser Glasscheibe«, sagte Mike. »Scheint ja ein traumatisches Erlebnis gewesen zu sein. Worum geht’s denn da?«

Kapitel 8
    Z um Verständnis von Kilian Rauberts Zorn muss man eines der dunkelsten Kapitel in Kreuthners an Unrühmlichkeiten nicht armen Lebensgeschichte aufschlagen: Ein halbes Jahr zuvor hatte Kilian Raubert eine Sigi Haltmaier geheiratet. Sigi mochte die

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