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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Schützen. Noch bevor sie ihn erreichten, krachte ein weiterer Schuss durch die Nacht. Der Unbekannte hatte eine Pistole in der Hand, das Gewehr lag auf einer Jugendstilkommode neben ihm. Mike und Wallner blieben wie angewurzelt stehen.
    »Haben Sie gedacht, ich muss nachladen?« Der Mann zielte auf die Kommissare. »Ich werde jetzt von meinem Hausrecht Gebrauch machen und Sie erschießen.«
    »Ich bin Kommissar Hanke von der Kripo Miesbach. Sie kennen mich. Ich war Weihnachten da und hab Sie auch später noch mal vernommen.«
    »Kann mich leider überhaupt nicht erinnern. Wenn Sie jetzt bitte die Hände hinter den Kopf nehmen.«
    Mike und Wallner taten, wie ihnen geheißen.
    »Ich bin Kommissar Wallner. Ein Kollege von Herrn Hanke. Vielleicht könnten wir unsere Unterhaltung irgendwo fortsetzen, wo es mehr Licht und weniger Schusswaffen gibt.«
    »Sie behaupten also, Sie sind Polizisten. Aber Polizisten dringen nicht einfach in ander’ Leuts Häuser ein. Es sei denn, sie haben einen Durchsuchungsbeschluss. Haben Sie so was?«
    »Nein. Wir haben geklingelt. Es hat aber keiner geöffnet.«
    »Das gilt gemeinhin als Zeichen, dass man Sie nicht empfangen möchte.«
    »Wer ist der Kerl? Hält der sich für einen James-Bond-Bösewicht, oder was zieht er da für eine Schmierenkomödie ab?«
    »Das ist Dieter Millruth«, sagte Mike. »Der Vater der jungen Frau, die an Weihnachten hier …«
    »Ach – Schmierenkomödie!« Dieter Millruth schien ein wenig schneller zu atmen. »Ich weiß nicht, ob Sie je Theater gespielt haben. Aber das wird jedenfalls Ihre letzte Vorstellung werden. Tut mir leid, wenn sie nicht Ihren künstlerischen Ansprüchen genügt. Hinknien!«
    »Wieso läuft der Kerl eigentlich noch frei rum?« Wallner suchte Mikes Blick. Doch Mike kniete bereits.
    »War nicht zu erkennen, dass er einen an der Waffel hat. Komm runter, ich glaub, der meint’s ernst.«
    Auch Wallner kniete sich auf den Boden.
    »Meine Herren«, sagte Dieter Millruth, »nehmen Sie Abschied von dieser Welt. Ich muss Sie jetzt in Notwehr erschießen. Tut mir leid. Aber ich kann kein Risiko eingehen, denn ich bin nur ein schwacher alter Mann.«
    Er richtete die Waffe auf Wallner. Der stand unvermittelt auf und ging auf Dieter Millruth zu.
    »Spinnst du?! Der knallt dich ab!«, rief Mike.
    »Glaub ich nicht«, sagte Wallner und ging weiter. »Komisch. Das häuft sich heute.«

Kapitel 13
    V on der Tür zum angrenzenden Raum fiel Licht herein. Dort stand Wolfgang Millruth im Blaumann mit einem Kopfhörer um den Hals, dessen Kabel in der Brusttasche seiner Latzhose endete. Er versuchte vergeblich, die Lampe einzuschalten.
    »Lass es. Die Birne ist kaputt«, sagte sein Bruder.
    Wolfgang Millruth starrte in die Dunkelheit und trat aus dem Licht. Der Raum hinter ihm war eine Werkstatt, wie man jetzt erkennen konnte. Mike erhob sich von den Knien, während Wallner Dieter Millruth die Pistole aus der Hand nahm.
    »Was ist denn hier los?«
    »Zwei Burschen, die unberechtigt in unser Besitztum eingedrungen sind.« Dieter Millruth war jetzt unbewaffnet. Wallner entfernte das Magazin aus der Pistole.
    »Die sind von der Polizei«, sagte Wolfgang Millruth. Seine Stimmlage verriet, dass er etwas konsterniert war.
    »Umso schlimmer.«
    Wolfgang Millruth sah sich um und versuchte, das Szenario zu erfassen. »Du hast die beiden doch nicht mit der Pistole bedroht?«
    »Doch. Das war mein gutes Recht. Ich war gerade dabei, sie abzuknallen. Aber dann bist du leider dazwischengekommen.«
    »Sie dürfen ihn nicht ernst nehmen«, wandte sich Wolfgang Millruth an die Kommissare. »Er ist – wie soll ich es nennen – ein bisschen kauzig. Darf ich kauzig sagen?«
    »Ja, durchaus, nenn mich kauzig. Ich habe nichts gegen diese Bezeichnung.«
    »Kauzig!«, sagte Wallner. »Nun, wenn Sie mit kauzig meinen, dass man Leute über den Haufen schießt, dann ist Ihr Bruder wohl ein schlimmer Kauz.«
    »Er hat nicht wirklich auf Sie geschossen. Er tut nur so martialisch.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie das beurteilen können. Sie waren nämlich nicht dabei. Wir hatten hinter diesem Schrank Deckung gesucht. Wenn Sie mal schauen möchten.« Wallner trat zur Seite, so dass das Licht aus der Werkstatt auf den Bauernschrank fiel. Die beiden Einschusslöcher waren deutlich zu sehen.
    »O nein!«, rief Wolfgang Millruth aus. »Bist du vollkommen irre geworden? Du kannst doch nicht auf den Schrank schießen!«
    »Er hat verdammt noch mal auf
uns
geschossen!« Mike wurde langsam

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