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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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viele – ich nenn’s amal – ›Gebrauchtwagen‹ vermittelt. Du weißt, wenn was läuft im Landkreis.«
    »Du, ich hab jetzt grad überhaupts keine Ahnung, was du meinen könntst.«
    »Echt net?«
    Simon blies eine blaue Rauchwolke aus und schüttelte den Kopf. Daraufhin nickte Kreuthner nachdenklich, drückte seine Zigarette in einer alten Büchse für Luftgewehrkugeln aus und sah sich interessiert in der Werkstatt um.
    »Was ist denn das da?« Er deutete auf den Destillierapparat.
    »Was wird’s sein? A Kühlschrank?«
    »Des schaut ja fast so aus, wie wenn du Schnaps brennen tätst.«
    »Wie kommst denn da drauf?«
    Kreuthner war an der Destille angelangt und begutachtete sie. »Ja verreck! Des is a Destillierapparat!«
    »Ja, den hast du mir damals besorgt.«
    »Komisch – kann ich mich gar nimmer dran erinnern. Aber sag mal – hast du a Brennrecht?«
    »Ha!?«
    »Und normalerweise müsst des Teil ja auch verplombt sein.«
    »Verplombt?«
    »Das macht der Finanzbeamte. Da ist immer einer vom Finanzamt beim Brennen dabei und schaut, wie viel du brennst. Und damitst net in der Zwischenzeit heimlich ohne eahm brennst, verplombt er den Apparat.«
    »Schon. Aber wenn keiner vom Finanzamt da is, dann wird auch nix verplombt. Is ja irgendwo logisch.«
    Kreuthners Miene schwankte zwischen Überraschung und Entsetzen. »Du willst mir net sagen, dass du … schwarzbrennst?«
    »Ich will dir sagen, dass du mir mal am Hut ’naufsteigen kannst. Wer kauft denn hundert Flaschen jeds Jahr?«
    »Ja, aber ich hab doch net wissen können, dass des alles illegal ist. Um Gottes willen! Du bringst mich da echt in Schwierigkeiten. Die eigene Verwandtschaft lebt vom Schwarzbrennen! Und des mir, als Polizist!«
    Simon sah aus, als habe er den Verdacht, dass ihn Kreuthner in einen Spaß mit versteckter Kamera gelockt hatte. »Was wird’n des hier?«, fragte er ungläubig.
    »Ja, das frag ich mich auch. Alles illegal hier. Ein Hort des Verbrechens. Du, Simon, bei aller Verwandtschaft: Da kann ich meine Augen nicht mehr verschließen.« Er zückte sein Handy und wählte eine Nummer. »Beni, kommst du mal rein?«
    Augenblicke später betrat Kreuthners Kollege Benedikt Schartauer die Werkstatt. »Tür zu! Zefix!«, brüllte Simon.
    »Was gibt’s?«, fragte Schartauer.
    »Das ist der Kreuthner Simon. Weitläufig verwandt mit mir. Der möchte uns etwas sagen.«
    »Dir hab ich gar nix zum sagen, du aufg’stellter Mausdreck, du meineidiger.«
    »Das sagt der Richtige.« Kreuthner blieb ruhig. »Onkel Simon, jetzt mach dich net unglücklich. Red! Es geht nimmer anders. Jetzt ist mein Kollege da. Das heißt, die G’schicht is offiziell.«
    Simon funkelte Kreuthner hasserfüllt an. »Was willst jetzt hören?«
    »Vielleicht irgendwas über diesen – Dacia?«
    Simon war überrascht. Deswegen das ganze Theater. »Der scheint ja extra wichtig zu sein, der g’schissene Dacia. Was willst denn mit dem?«
    »Das muss dich net kümmern. Hast du irgendwas gehört?«
    »Vielleicht. Informationen kosten normalerweise Geld. Wennst verstehst, was ich mein.«
    »In dem Fall gibt’s sogar an ganzen Batzen Geld dafür.«
    »Ah geh?« Die Augen in Simons faltigem Gesicht leuchteten sehnsuchtsvoll beim Gedanken an eine reiche Entlohnung.
    »Die ganze Kohle, wo’s du dir sparst, wenn s’ dir deinen ›Kühlschrank‹ da net beschlagnahmen.« Kreuthner wies auf die Destille. »Is des a G’schäft?«
    »Dreckhammel, elendiger. So was nennt sich Verwandtschaft!« Die Sehnsucht zwischen den Falten wich ehrlicher Verbitterung.
    »Jetzt scheiß di net ein und ruck endlich raus mit der Info. Also: Dacia. Gemma!«
    Simon dachte kurz darüber nach, ob es Sinn machte, sich zu verweigern. Dann beugte er sich der Staatsmacht: »Der Lintinger hat was verzählt. A recht a merkwürdige G’schicht mit am Dacia …«

Kapitel 31
    J ohann Lintinger saß an einem Campingtisch in den letzten Strahlen der Frühlingssonne und vesperte. Hinter ihm ragte ein Berg Autowracks in den blauen Himmel. Ein zwanzig Jahre alter Renault wurde von einem Kran, den Johanns Sohn Harry bediente, angehoben und zur Schrottpresse geschwenkt, wo er seinem Schicksal als Würfel entgegensah. Johann Lintinger viertelte eine Zwiebel auf einem fleckigen Holzbrettchen. Eines der Zwiebelviertel steckte er sich in den Mund, schnitt ein Stück Knoblauchwurst ab, schob es hinterher und wischte die Klinge des Messers an seiner öligen Arbeitshose ab. Beim Kauen schlüpfte ein Stück Zwiebel aus

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