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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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ist denn da passiert?«
    »Frag ihn selber. Die Sennleitnerin kommt auch gleich. Die hat in die Notaufnahme nach Agatharied müssen.«
    Manfred saß in Wallners Büro, um die Stirn einen weißen Verband, darunter finster dreinblickende Augen. Die Hände waren auf einen hölzernen Wanderstock gestützt.
    »Servus Manfred«, sagte Wallner. »Wie geht’s dir?«
    »Wie’s einem halt geht nach am Überfall.«
    »Wer hat dich überfallen?« Wallner setzte sich auf einen Stuhl Manfred gegenüber.
    »Die Sennleitnerin, das brutale Weibsstück.«
    »Wieso macht die das?«
    »Ich bin spazieren gegangen. Und wie ich am Gemeindesaal vorbeikomm, ist mir kalt gewesen. Da denk ich mir: Gehst amal kurz hinein und wärmst dich auf. Kaum bin ich drin, kommt sie daher. Wie eine Furie. Und will mich rauswerfen, wo ich kaum noch hab hatschen können.«
    »Woher kommt die Wunde am Kopf?«
    »A Glas hat s’ mir übern Kopf geschlagen, des Mistviech, des hagelbuacherne.«
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Ich? Nix.«
    »Die Sennleitnerin hat ins Krankenhaus müssen.«
    »Selber schuld. Über meinen Hackelstecken ist sie gestolpert.«
    »Und hat sich den Arm ausgekugelt. Okay. Aber wieso hat sie sich verbrannt?«
    »Weil da gleich der Tisch mit der Gulaschsupp’n gestanden is. Nachdem sie’s gewaffelt hat, hockt s’ am Boden, und in dem Augenblick kippt der große Topf mit der Supp’n um und ihr übern Kopf und … in den Ausschnitt. Du kennst es ja, die Sennleitnerin.« Manfred deutete mit den Händen einen kräftigen Körperbau an. »Die Gulaschsupp’n ist da praktisch komplett im Ausschnitt verschwunden.«
    »Also du wolltest dich nur da drin aufwärmen. Sonst war nichts?«
    »Glaubst mir net?«
    »Ich wunder mich nur, weil du letzthin ja schon mal bei der Tafel warst und da sogar Sachen mitgenommen hast.«
    »Die hab ich wieder zurückgebracht. An dem Tag war ich a bissl verwirrt. Des is der Blutdruck.«
    »Der Blutdruck?«
    »Ich hab des auch net gewusst. Aber der Arzt hat’s mir erst neulich gesagt. Wenn der Blutdruck spinnt, wirst blöd im Kopf.«
    »Dann hoffen wir mal, dass der Arzt deinen Blutdruck in den Griff kriegt.«
    Von draußen hörte man eine laute Frauenstimme. Sie gehörte unzweifelhaft Anneliese Sennleitner. Als sie hereinkam, stieß sie einen spitzen Schrei aus und forderte, dass man Manfred, den sie als gemeingefährlich bezeichnete, einsperren solle. Frau Sennleitner war die gute Seele der Stadt. Wann immer es etwas für Erdbebenopfer, Bürgerkriegsflüchtlinge oder gefährdetes Brauchtum zu sammeln gab: Sie war an vorderster Front und organisierte Basare, Wohltätigkeitsbälle und einmal sogar einen Lastwagen mit warmer Kleidung und Spielzeug für ein Waisenhaus in Armenien. Auch dass der Laster unversehrt an seinem Bestimmungsort ankam, verdankte er, wie Mitreisende berichteten, einzig dem resoluten Auftreten von Anneliese Sennleitner gegenüber korrupten Polizisten und Grenzbeamten.
    »Jetzt mach amal langsam, Anni«, sagte Kreuthner. »Des is bestimmt alles nur a Missverständnis.«
    »Missverständnis?« Frau Sennleitners Stimme sprang drei Oktaven höher. »Ich hab Verbrennungen zweiten Grades. Und frag net wo!«
    »Wennst zu blöd zum Hatschen bist.« Manfred hatte inzwischen die Arme vor seiner Brust verschränkt und den Wanderstock in seine Armbeuge eingehängt.
    »Jetzt provozier sie nicht auch noch«, sagte Wallner. »Das mit der heißen Suppe ist kein Spaß.«
    »Na, des tut scheißweh. Und mein Dirndl ist auch versaut.«
    »Du bist über den Hackelstecken vom Manfred gefallen? Stimmt das?«, setzte Kreuthner die Vernehmung fort.
    »Erst amal möchte ich wissen, wer hier der Chef ist. Leitest du die Ermittlungen?«
    »Ermittlungen ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen«, sagte Wallner. »Wir wollen nur mal wissen, was passiert ist. Aber leiten in dem Sinn tut der Leo. Ich bin ja als Verwandter befangen.«
    »Gut«, sagte Anneliese Sennleitner und wandte sich an Kreuthner. »Er hat also erzählt, ich wär über seinen Hackelstecken gefallen?«
    »Was ist aus deiner Sicht passiert?«
    »Er hat ihn mir mit Fleiß zwischen die Haxen gesteckt, wie ich grad zum Telefon hab gehen wollen, um die Polizei anzurufen.«
    »Der Stecken ist a bissl vorgestanden. Des war doch keine Absicht.«
    »Keine Absicht?! Der hat förmlich nach meinem Fuß geangelt. Mit dem Griff da, mit dem Hackl. Und wie ich am Boden gelegen bin, hat er noch angezogen, der Hinterfotz, der g’scherte.«
    »Ich hab nur geschaut,

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