Kasey Michaels
Charlottes erweicht hätten.
„Ich habe
doch außer dir und Lydia nur noch Juliet! Er darf mir mein Pferd nicht
wegnehmen, bitte, Charlotte!“
Charlotte
schob Nicole ein Stückchen von sich und sah ihr in die Augen, die in diesem
Moment an taubenetzte Veilchen erinnerten. „Nun, im März werden wir nach London
aufbrechen.
Versprichst du mir, dass du bis dahin nie, nie mehr im Dunkeln ausreitest? Dass
du nur noch am Tage unterwegs bist, von einem Groom begleitet, sobald du den
Besitz verlässt, und nur im Damensitz? Denn nur wenn du mir das nicht hoch und
heilig versprichst ...“
„Ich
verspreche es, ehrlich! ,Ich verspreche es!“, sagte Nicole feierlich.
„Ach, du bist doch die beste aller Freundinnen! Ich hoffe, Rafe heiratet dich,
dann wären wir Schwestern. Wäre das nicht wunderbar?“
Sechs Tage vor Weihnachten trugen sie
Rafe nach Hause – John Cummings und vier Arbeiter, die gesehen hatten, was
passiert war und ihm zu Hilfe geeilt waren. Auf halbem Weg entschied Rafe, dass
er nun lange genug gehätschelt worden war, und wollte allein weitergehen.
„Aber, Euer
Gnaden, Sie haben sich den Kopf angeschlagen!“, protestierte Cummings,
doch Rafe kletterte von der provisorischen Trage und stand, wenn auch ein wenig
schwankend, auf seinen eigenen Füßen.
„Ja, das
weiß ich“, sagte Rafe und betastete behutsam die Beule an seiner Stirn.
„Besser als ihr alle. Nur was, zum Teufel, eigentlich passiert ist, weiß ich
nicht! So hat sich Boney noch nie aufgeführt. Nein, stimmt nicht, vor Kurzem
musste ich schon einmal Bekanntschaft mit dem Erdboden schließen, aber wie es dazu kam, weiß ich.“
Zu seiner
Verwunderung wechselten Cummings und einer der Arbeiter einen raschen,
besorgten Blick.
„Leute?“,
drängte Rafe, die Brauen hebend, was die Beule heftig schmerzen ließ. Er
fluchte leise.
„Sir, mit
dem Sattel stimmte was nicht.“
„Und
was?“
Die beiden
Männer sahen sich erneut an. „Nicht genau der Sattel, Euer Gnaden, 's muss
irgendwie ein Nagel zwischen Satteldecke und Pferderücken geraten sein, ein
Hufnagel. Und als Sie aufgestiegen sind ...“
Besorgt
musterte Rafe sein Pferd, das ein weiterer Arbeiter am Zügel führte. „Hat Boney
was abbekommen?“
„Nicht
viel, Euer Gnaden, Ich konnte ihn einfangen und hab den Nagel entfernen
können.“
„Also war
das Ding schon heute Morgen beim Aufsitzen dort, hat vielleicht nur gescheuert,
und als ich nach meinem Besuch in der Mühle wieder in den Sattel gestiegen bin,
hat es sich in Boneys Rücken gebohrt.“
Einer der
Arbeiter kratzte sich den Kopf.
Rafe
erinnerte sich, dass der Mann Joseph hieß. „Joseph, du willst etwas dazu
sagen?“
„Ja, Euer
Gnaden, Verzeihung, Sir, aber ich glaub, 's war nicht, wie Euer Gnaden denken.
's war so, denk ich, dass jemand den Nagel dahin getan hat, als wir alle in
der Mühle war'n. Sie hätten nich' so weit reiten können, wenn dies große Ding
schon vorher da gesteckt hätt'.“
„Gut, aber
genug davon, Joseph“, sagte Cummings knapp. „Und da Seine Gnaden ja keine
Hilfe mehr braucht, geht ihr alle jetzt besser zurück zur Mühle. Ich begleite
Seine Gnaden nach Ashurst Hall.“
Rafe nahm
Boneys Zügel, dankte den Männern und bedeutete ihnen, dem Verwalter zu
gehorchen. Dann hob er den Sattel an, um sich die durch den Nagel entstandene
Verletzung anzusehen.
„Da ist
keine große Wunde, Sir.“
„Meinen
Sie, der wurde absichtlich unter die Satteldecke geschoben?“, fragte Rafe,
während sie Ashurst Hall zustrebten.
„Möglich,
Sir, das Pferd war eine Zeitlang unbewacht. Ein schlechter Scherz, was? Jemand
wird dafür zahlen.“
„Ich weiß
nicht, ob das noch ein Scherz war“, meinte Rafe nach kurzem Überlegen.
„Wenn man bedenkt, dass vor ein paar Wochen auf mich geschossen
Weitere Kostenlose Bücher