Kasey Michaels
Gemahl, brach das Siegel und faltete das Blatt auf. „Nun“,
sagte sie kurz darauf, „wie es aussieht, wird der gute Warrington sich erneut
bemühen müssen, wenn er einen Erben will – obwohl weder er noch Emmaline das
als Strafe betrachten werden, denke ich.“
„Kaum“,
sagte Rafe grinsend. „Haben sie schon einen Namen?“
„Ja, da
steht es: Lady Anna Emmaline, vor drei Tagen zur Welt gekommen. Und eine
Schönheit, schwört Emmaline. Sag, meinst du, wir könnten sie bald besuchen? Die
Zwillinge würden bestimmt gern ihre neue Cousine sehen.“
„Wenn ich
Nein sage, wirst du mir jeden Gefallen tun, um mich umzustimmen?“
„Nein, aber
du kannst Ja sagen, und dann tue ich zum Dank alles, was du möchtest.“
Als Rafe zu
einem Pult ging, auf dem die große Familienbibel ruhte, trat Charlotte zu ihm.
„Willst du Klein Anne eintragen?“ Stirnrunzelnd blätterte sie eine Seite
um und fuhr fort: „Schau, da steht es: Marion Daughtry. Als Emmaline und ich
das lasen, dachten wir, es handelte sich um eine Tochter, dabei war es ein
Sohn.“
„Ja, und
das obligatorische schwarze Schaf der Familie, enterbt und verbannt, weil er
den Namen Daughtry durch eine Liaison unter seinem Stand entehrt hatte, und als
er starb, wurde das Mädchen, das sein Kind trug, mit einer Summe bedacht und
verheiratet – an den Cousin von unserem Grayson. Gott sei Dank hat der
sich durchgerungen, uns das alles zu erzählen, sonst wüssten wir heute noch
nicht, wie es damals genau war.“
„Müsstest
du nicht Hugh Hobart auch eintragen? Immerhin hatte Marion dessen Mutter
geheiratet.“
„Nein, denn
wenn er hier drin stände, müsste ich ihn jetzt auslöschen
wegen unehrenhaften Betragens. Schlimm genug, dass ich meinen Onkel und seine
Söhne stehen lassen muss. Und nun komm“, setzte er hinzu und legte
Charlotte einen Arm um die Hüfte, „erzählen wir den Zwillingen die Neuigkeit.“
„Sie sind
im Park; Lydia wollte den Gärtner um weitere Blumen bitten, für Fitz.“
Der
Gedenkstein, den Rafe für seinen besten Freund hatte errichten lassen, war ein
beeindruckender Obelisk aus schwarzem Marmor mit der Inschrift: Captain
Swain McNulty Fitzgerald, Soldat, Freund und Bruder. Doch das Mahnmal
wirkte bei Weitem nicht mehr so feierlich und streng, seit Lydia ein buntes
Blumenbeet darum herum angelegt hatte. Vermutlich hätte es Fitz gefallen.
„Rafe, der
Weg durch das Morgenzimmer wäre kürzer“, sagte Charlotte, als er sie zur
Halle dirigierte.
„Ich
weiß“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Aber ich dachte, wir lassen sie noch
eine Weile auf die Neuigkeit warten. Klein Annes Geburt hat mich daran
erinnert, dass ich als Duke die Pflicht habe, die Linie fortzusetzen. Wer weiß,
wie viele kleine Annes wir bekommen werden, ehe du mir einen Erben schenkst,
hmm? Ich habe da eine Verantwortung! Da finde ich, wir könnten ein wenig
üben.“ Damit schob er sie Richtung Treppe und gab ihr einen kleinen Klaps
auf den Allerwertesten, sodass der junge Lakai am Portal hinter vorgehaltener
Hand zu kichern begann.
„Rafael
Daughtry, Sie sollten sich schämen!“, schalt Charlotte, doch dann sah
sie den Ausdruck in seinen Augen und sein Lächeln, keuchte auf, raffte ihre
Röcke und rannte schnell die Stufen hinauf.
Rafe
blinzelte dem Lakaien zu und folgte ihr gemächlich.
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