Kasey Michaels
zeige.
Oh, und sie
wünsche ein Glas Wein, gekühlt bitte. Den Wunsch richtete sie an Charlotte, die
daraus den Schluss zog, dass Ihre Ladyschaft sie wohl für eine Gesellschafterin
oder Ähnliches halten müsse.
Ursprünglich
hatte Charlotte ablehnen wollen, als Rafe darauf bestand, dass sie, während sie
mit den Zwillingen in der Bond Street deren Ausstattung aussuchte, auch für
sich selbst neue Kleider bestellte. Doch als sie an ihrem schlichten
Vormittagskleid hinabschaute, das schon sein drittes – nein, viertes – Jahr
erlebte, beschloss sie, gutwillig nachzugeben und ein paar Roben für sich zu
ordern.
Da Ihre
Ladyschaft keinerlei Interesse daran zeigte, die kleine Gesellschaft zum
Einkauf zu begleiten – sie habe ihre eigene Modistin, die, wohlgemerkt, sie aufsuche
–, war es Charlotte allein überlassen, die Mädchen während ihres ersten
Ausflugs in die große Welt zu beaufsichtigen.
Zu ihrer
Überraschung und nicht geringem Amüsement bat Captain Fitzgerald, sich der
Gesellschaft anschließen zu dürfen. Er wirkte nicht wie ein Mann, der Vergnügen
daran haben könnte, beim Kauf von Hauben und Bändern und Kleidern und
Handschuhen zugegen zu sein, doch er schien fest entschlossen.
Das machte
Charlotte Sorgen. Sie wusste, dass er und Lydia gute Freunde und enge
Gefährten geworden waren, doch mehr konnte doch gewiss nicht daran sein?
Irgendwann musste sie wohl mit Rafe über ihren Verdacht sprechen, oder?
Geraume
Zeit später, schon ziemlich erschöpft, gesellte Charlotte sich dem Captain zu,
der an einer Wand lehnte und dreinschaute, als würde er lieber gleich die Flucht
ergreifen.
Leise
fragte sie: „Fitz, warum sind Sie überhaupt hier?“
Er richtete
sich auf, nickte bestätigend zu Lydia, die ihm von Weitem
einen Strohhut mit einer Garnitur leuchtend roter Kirschen zeigte. „Ja, sehr
hübsch, Lyddie. Aber der mit den blauen Bändern betont deine schönen Augen viel
besser.“
Schon
wollte Charlotte etwas zu dieser Schmeichelei äußern, schüttelte dann aber nur
leicht den Kopf, erstaunt, dass er diese Koseform benutzte und das Mädchen
nichts dagegen einzuwenden hatte.
„Ach, sagen
Sie nichts, Fitz. Ich glaube, ich weiß, warum. Lydia bat um Ihre Begleitung,
und weil sie so gar reizend bat, sahen Sie sich außerstande abzulehnen. Sie
kann Sie wirklich um den kleinen Finger wickeln.“
Fitz beugte
sich zu ihr: „Können Sie schweigen, Charlotte?“
„Ich denke
schon.“
„Ich habe
eine Wette verloren.“
„Wie bitte?
Sie machen Glücksspiele mit Lydia? Sie haben Sie Whist spielen gelehrt, oder
sonst etwas in der Art? Oh, Fitz, sie ist doch noch ...“
„Nein,
nein, nein, nicht doch! Ich habe nur mit ihr gewettet, dass sie nicht alle
Hauptstädte Europas aufzählen kann, und sie wettete dagegen, dass ich nicht
einmal alle englischen Grafschaften nennen könnte. Gewönne ich, würde sie
meine Stiefel putzen, sobald ich keine Krücken mehr brauchte, umgekehrt würde
ich sie zum Einkaufen begleiten, wenn wir in London wären. Ich vergaß die
Grafschaft Lincolnshire!“
Charlotte
musste sich den Mund zuhalten, um nicht herauszuplatzen. „Sie sind so gut zu
ihr, Fitz! Wissen Sie, Nicole und ich glauben, dass sie glaubt, in Sie
verliebt zu sein. Seien Sie besser vorsichtig.“
Fitz
schaute unauffällig zu Lydia hinüber, die in dem Hut mit den blauen Bändern ein
entzückendes Bild bot, und schüttelte den Kopf. „Sie ist noch ein Kind,
Charlotte, kaum aus dem Schulzimmer entlassen. Ah, sie wird Dutzende Herzen
brechen, das steht fest, doch erst in ein paar Jahren, und dann wird sie mich
längst vergessen haben.“
Leise
entgegnete Charlotte: „Zählen Sie nicht zu sehr darauf, Fitz.“
Er grinste.
„Tu ich auch nicht. Um ehrlich zu sein, ich zähle
Weitere Kostenlose Bücher