Kasey Michaels
hauptsächlich auf mich
selbst. Aber Bescheidenheit ist eine Zier, finden Sie nicht?“
„Sie sind
unmöglich! Aber ernsthaft, Fitz, nicht alle Frauen sind so flatterhaft in
Gefühlsdingen.“
„Ah ja, so
wie Sie, wenn es um Rafe geht.“
„Fitz!“
„Ah, und
natürlich er, seine Neigung zu Ihnen betreffend. Und wie groß auch die
Hindernisse sein mögen, ich zähle darauf, dass ihr beide sie überwindet“,
flüsterte er ihr zu, dann jedoch schaute er stirnrunzelnd zu dem großen
Schaufenster hinaus und murmelte: „Wenn das da draußen nicht Tanner Blake ist!
Den habe ich seit ... seit unserem letzten Abend in Paris nicht gesehen, und
das auch nur, bis die Damen ... äh ... egal. Wo er wohl hin will?“
„Gehen Sie
doch und erkundigen Sie sich“, meinte Charlotte, die sich im Stillen
fragte, was Rafe zu einer Rechnung über sieben Hüte zu sagen haben würde.
„Nicole, meinst du nicht, du kämst mit zwei Hüten aus?“
Nicole
setzte ihr spezielles Lächeln auf, das besagte: Ich weiß, ich bin schrecklich,
und ich genieße es. „Nein, unmöglich, das würde ich nicht überleben. Weißt du,
wenn wir nächstes Jahr debütieren, denke ich, dass ich mindesten ein Dutzend
brauche, also bin ich doch jetzt gerade sehr bescheiden. Außerdem kann Rafe
sich so schon mal darauf vorbereiten, wie es dann seiner Börse ergehen
wird.“
Charlotte
gab auf und bemerkte nur, dass sie langsam zum Ende kommen sollten, sonst werde
Captain Fitzgerald zu Fuß heimgehen müssen, da sein Platz im Wagen von Paketen
belegt sein werde.
„Mit wem
spricht der Captain?“ Lydia kam heran, den Blick auf die Straße draußen
geheftet.
„Ich weiß
es nicht“, erklärte Charlotte. „Er sah einen Bekannten und ... oh, da
kommt er und bringt den Gentleman mit. Benimm dich, Nicole!“
Missmutig
verdrehte Nicole die Augen. „Warum sagst du nie, Nicole und Lydia, benehmt
euch? Warum immer nur ich?“
„Muss ich
darauf antworten?“, sagte Charlotte gedämpft. Ihr sank das Herz, als sie
Fitz' ernste Miene sah. „Fitz?“
Zwar
lächelte er, warf ihr aber einen sprechenden Blick zu, ehe er sagte: „Meine
Damen, darf ich Ihnen Tanner Blake vorstellen, Earl of ... äh ... Earl of was,
Blake?“
„Tut mir
leid, Duke inzwischen. Mein Vater ist dahingeschieden, letztes Frühjahr, während
ich noch mit dir und Rafe in Paris war. Ich bin jetzt der Duke of Malvern. Bist
du nun beeindruckt? Gott weiß, ich jedenfalls war es. Ladies, es ist mir in der
Tat eine Freude“, sagte er und verneigte sich aufs Eleganteste, während
sein Blick ein wenig länger auf Lydias engelhaftem Gesicht ruhte.
Charlotte
und die Zwillinge knicksten höflich, Lydia erfreulich sittsam, Nicole mit hoch
erhobenem Haupt, während sie den Duke of Malvern offen begutachtete.
Allerdings
hatte Charlotte für Nicoles Interesse Verständnis, denn der Duke of Malvern
war ein ausgesprochen gut aussehender junger Mann mit humorvollen grünen Augen
und dichtem dunkelblonden Haar, das er nach der letzten Mode frisiert trug. Er
war groß, nicht weniger groß als Rafe, und in etwa gleich alt. Seine modische
Kleidung trug er mit der Selbstverständlichkeit eines Mannes, der in seinen
Stand hineingeboren war.
„Unser
herzlichstes Beileid zu Ihrem Verlust, Euer Gnaden“, sagte Charlotte, und
die Mädchen nickten erfreulicherweise nur dazu und schwiegen, wie es sich
gehörte – weil Charlotte ihnen diverse Lektionen bezüglich des Betragens
junger, noch nicht in die Gesellschaft eingeführter Mädchen eingetrichtert
hatte, aber vor allem, weil sie andernfalls Sanktionen zu befürchten hatten,
wie etwa die, während ihres Stadtaufenthaltes nicht einen Fuß mehr vor die Tür
setzen zu dürfen.
„Charlotte,
es ist mir sehr unangenehm, aber ich muss Sie
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