Kasey Michaels
sondern
nur in Kenntnis setze. Und, Sir, ein Wort nur von diesem Gespräch zu irgendjemandem,
und ich werde Sie und ihre kranke Gemahlin aus Rose Cottage entfernen. Sie
haben, was Charlottes Zukunft angeht, die letzte Entscheidung getroffen.“
Langsam
stand Mr Seavers auf und ging zur Tür, wandte sich aber noch einmal um. „Sie
lieben sie also?“, fragte er leise.
„Das Recht
auf diese Frage haben Sie längst verwirkt. Guten Abend, Mr Seavers“,
sagte Rafe und wandte dem Mann den Rücken zu.
Als er fort
war, schenkte Rafe sich Wein ein. Es wunderte ihn nicht sehr, zu sehen, dass
seine Hände leicht zitterten. Denn während der Unterhaltung mit Charlies Vater
war ihm etwas klar geworden.
Er liebte
sie wirklich. Nicht, dass ihm das neu gewesen wäre, er hatte sie immer geliebt.
Sie hatte immer zu seinem Leben gehört, sie war für ihn selbstverständlich,
selbst wenn sie ihn manchmal fast zum Wahnsinn getrieben hatte, weil sie ihm
wie ein Hündchen hinterherlief.
Stand er in
ihrer Schuld, weil seine Verwandten sie so ungeheuerlich behandelt hatten? Ja,
natürlich. Als der Duke und als ihr
Freund war er verantwortlich für sie, hatte eine Verpflichtung ihr gegenüber,
dem Kind von einst und heute der jungen Frau. Und Heirat war eindeutig die
Antwort, die logische Abtragung jener Schuld.
Doch er
fühlte mehr, viel mehr. Dieses Gefühl, seltsam, erhebend, erschreckend und
unerwartet – es war mehr als nur die Liebe zu einer angenehmen Freundin und
hilfsbereiten Gefährtin.
Er würde
für sie kämpfen, wenn sie ihn darum bat, und ohne zu zögern für sie sterben.
Würde für sie seine Seele verkaufen.
Und wieso?
Wie war es dazu gekommen? Und wann?
In einem
langen Zug leerte Rafe sein Glas und lehnte sich in seinem Schreibtischsessel
zurück. „So ist es also, wenn man liebt?“, murmelte er träumerisch. Dann
runzelte er die Stirn. „Verdammt! Und was mache ich nun?“
10. Kapitel
as Stadtpalais am Grosvenor Square war
offensichtlich zum Empfang der Familie vom Keller bis zum Boden geschrubbt und
abgestaubt, die Möbel von ihren Schonbezügen befreit und poliert worden.
Fast einen
ganzen Tag brachte Charlotte damit zu, die hochherrschaftlich eingerichteten
Räume zu begutachten, wobei sie im Stillen der lange schon verstorbenen Duchess
für deren hervorragenden Geschmack dankte.
Überall im
ersten Geschoss verliehen wertvolle chinesische Tapeten den Räumen einen
noblen Eindruck, und sämtliche zwölf Schlafräume waren mit dem modernsten Komfort
ausgestattet, vier davon mit Wasserklosetts, was Nicole, als sie sich Charlotte
auf der Besichtigungstour anschloss, kichernd ,absolut dekadent' nannte.
Diese
spezielle Bezeichnung hätte Charlotte sich, wenn sie denn zu solcher
Ausdrucksweise geneigt hätte, für Rafes Mutter aufbewahrt, die innerhalb einer
Stunde nach Ankunft ihrer Familie ins Palais eingefallen war. Die Dame war in
einer prächtigen cremefarbenen Kutsche vorgefahren, die von vier
isabellfarbenen Rössern mit, Gott behüte!, rosa Federbüschen geschmückt,
gezogen wurden.
In einer
Wolke aus Parfüm und rosa Chiffon war sie ins Haus und die Treppenflucht
hinaufgeschwebt, angetan mit einem eleganten, samtbesetzten Reiseensemble,
dessen Saum kaum ihre schlanken Fußknöchel bedeckte. Ihr üppiges goldblondes
Haar war zu einer hoch aufgetürmten Frisur arrangiert, aus der sich ein paar
reizende Locken auf eine Schulter ringelten
und eine kunstvoll mit Rouge betupfte Wange betonten.
Mit der
Mahnung, ihr nur nicht das Kleid zu zerdrücken, küsste sie die Zwillinge,
schenkte dann Charlotte ein unbestimmtes Lächeln, und verlangte, dass ihr
Sohn, der Duke, sich sofort seiner geliebten Mama
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