Kasey Michaels
entscheiden wollen. Ich will mich
bemühen, damit zufrieden zu sein und Mut daraus zu schöpfen. Aber, Miss
Charlotte Seavers, auch wenn wir übereingekommen sind, wie du sagtest, von vorn
anzufangen, will ich eins klarstellen: Ich ... liebe ... dich.“
„Oh, Rafe
...“
Er neigte
sich zu ihr und küsste ihre tränenfeuchte Wange, dann ließ er ihre Hand los.
„Oh,
Rafe, sagt diese
Frau, als hätte sie sich noch nicht ausgerechnet, dass, während ich mich mit
Mrs Buttram befasse, sie Nicole
und Lydia beibringen muss, dass wir nicht verlobt sind.“
„Elender!
“, sagte Charlotte mit Nachdruck und wischte sich die Augen.
„Ah, elend
ja, jedoch voller Hoffnung. Nun lauf, Charlotte, ehe mir einfällt, dass ich ein
Duke bin und darauf bestehe, dass meinen Befehlen gehorcht wird.“
„Du würdest
mir nie befehlen, dich zu heiraten, Rafe.“
„Du würdest
dich wundern, wozu ich imstande wäre, wenn du meine vermutete Güte zu sehr auf
die Probe stellst, Miss Seavers. Nun husch, husch.“
Charlotte
huschte.
Sie
begannen von vorn.
Was ihnen völlig vernünftig erschien, obwohl es sonst niemand verstand. Nicht,
dass es sie interessiert hätte, ob es jemand verstand.
Rafe sorgte
akribisch dafür, jeden Abend pünktlich zum Dinner daheim zu sein, selbst wenn
das hieß, dass er sofort anschließend wieder ins Ministerium zurückmusste.
Er brachte
Charlotte Blumen mit.
Er schenkte
ihr eine Ausgabe von Lord Byrons Gedichten.
Er stahl
sich die Zeit zu Spaziergängen mit ihr, wobei sie über ihren Tagesablauf
sprachen oder, öfter noch, gemeinsam schwiegen und nur ihr Zusammensein
genossen.
„Rafe wirbt
um dich, nicht wahr?“, fragte Nicole eines Nachmittags, als sie im Salon
zusammensaßen und Charlotte mit dem schwarz-weißen Kätzchen spielte, das Rafe
ihr zwei Tage zuvor geschenkt hatte. „Er hat dich kompromittiert, und nun macht
er dir den Hof, was mir eine seltsam verdrehte Reihenfolge scheint. Lydia
sagt, sie versteht es, aber das muss sie ja sagen, da sie wahnsinnig gern so
tut, als wäre sie klüger als ich. Ich hingegen bin nicht stolz genug, um nicht
zuzugeben, dass ich es überhaupt nicht verstehe.“
Den Blick
fest auf das Kätzchen geheftet, das eifrig nach einem bunten Band hangelte,
sagte Charlotte: „Musst du es denn unbedingt verstehen, Nicole?“
„Müssen?“
Das Mädchen krauste die kecke Nase. „Nein, wohl nicht.
Aber eine gute Freundin würde verstehen, warum ich neugierig bin.“
„Oder eine
gute Freundin würde darauf verzichten, ihre Neugier zu zeigen, und geduldig
abwarten, bis die andere Person über eine so delikate Angelegenheit zu reden
geneigt ist.“
„Ach,
Unsinn. Nicht, dass ich beleidigt wäre; du kannst mich sowieso nicht meinen,
denn wir wissen doch beide, dass ich nicht geduldig bin. So sag mir wenigstens,
warum er dich nun Charlotte nennt.“
Da das
Kätzchen verzweifelt nach dem Band hangelte, überließ Charlotte es ihm und
lehnte sich auf dem Sofa zurück. „Rafe spricht mich mit Charlotte an“,
erklärte sie ruhig, „weil ich ihn schon seit Monaten darum bitte. Charlie ist eine
dumme Anrede aus Kinderzeiten.“
Einen
Moment überlegte Nicole das, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, deswegen kann
es nicht sein. Ist er böse auf dich, weil du ihn nicht heiraten willst?“
Charlotte
war ziemlich überzeugt, dass Nicole Daughtry einen Heiligen zur Verzweiflung
bringen konnte. „Was sollte die Tatsache, dass er mich Charlotte nennt, damit
zu tun haben, dass er böse auf mich ist? Wieso glaubst du das?“
„Ich weiß
es nicht. Vielleicht liegt es daran, wie er ‚Charlie‘ sagt. Es klingt, als würde
er ‚Liebling‘ sagen – was er eben nicht sagt. Sondern ‚Charlie‘. Und erzähl mir
nicht, du merktest es nicht, denn ich mag jung sein, aber ich bin nicht
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