Kasey Michaels
während sie sich auf einem
steiflehnigen Stuhl niederließ. Der Mann trug wesentlich elegantere Kleidung
als bei ihrer ersten Begegnung. Eindeutig war zumindest ein Teil der
fünftausend Pfund, die Rafe ihm gegeben hatte, nicht allzu lange in seinen
Taschen geblieben.
„Vermutlich
fragen Sie sich, warum ich mir die Freiheit genommen habe, erneut Ihr
reizendes Domizil aufzusuchen.“ Sein Stimme war nicht weniger ölig als
vorher. „Aber ich habe Neuigkeiten, Miss Seavers, Neuigkeiten, die es mir notwendig
erscheinen lassen, Sie Ihnen zu übermitteln, da Seine Gnaden im
Kriegsministerium erst vor knapp einer Stunde es ablehnte, mich zu
empfangen.“
Charlotte
seufzte. „Vielleicht sollten Sie Seiner Gnaden besser
brieflich Mitteilung machen, Mr Hobart? Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich
Ihnen behilflich sein könnte.“
„Nicht Sie
sollen mir behilflich sein“, warf Hobart hastig und ziemlich forsch ein,
lächelte dann aber breit und verbindlich. „Vergebung, Miss Seavers, doch ich
hatte einen recht beschwerlichen Tag. Nein, Madam, ich bin hier, weil ich es
mir zur Aufgabe gemacht hatte, herauszufinden, wer es wagte, Sie und Seine
Gnaden anzugreifen, als wir uns an jenem Morgen unten auf dem Platz trafen.“
Leider
konnte sie nicht ganz verbergen, dass sie das interessierte. „Wirklich, Mr
Hobart. Das war doch nicht nötig. Wie freundlich von Ihnen“, sagte sie
reserviert.
„Auch ich
hätte verletzt werden können oder gar getötet, Miss Seavers. Wie soll man
wissen, wer tatsächlich getroffen werden sollte, hm? Bei meiner Art zu leben
erwirbt man leicht, wenn nicht unbedingt Feinde, so doch zumindest Bekannte,
die einem übel wollen. Wenn Sie verstehen.“
„Sie sind
ein gewitzter Spieler, der die grünen jungen Gentlemen frisch vom Lande schert
ebenso wie die Dummen und Unachtsamen. Möglicherweise haben Sie Schuldner, die
es für einfacher halten, mit Mauersteinen zu werfen, als Sie zu bezahlen.
Meinen Sie das, Mr Hobart?“
Sofort ließ
er sich auf einen Stuhl fallen und grinste auf eine Art, die Charlotte einen
Schauer über den Rücken jagte. „Na gut, wenn Sie lieber offen sind – ja, Miss
Seavers. Für den einen oder anderen wäre das Leben einfacher, wenn ich den
Löffel abgäbe.“
Sie hätte
ihn nicht noch ermutigen sollen! „Und genau das haben Sie erfahren, Mr Hobart?
Dass Seine Gnaden und ich rein zufällig mit Ihnen dort standen, als ein
glückloser Schuldner beschloss, sich Ihrer zu entledigen?“
„Leider
nein. Was ich herausfand, ist, dass jemand dem Leben des Herzogs ein Ende
setzen möchte.“
Charlotte
durchfuhr es eisig, so eisig, das sie unwillkürlich erbebte. „Wie ... wie
bitte?“
„Ich musste
feststellen, Miss Seavers, dass ein paar Schilling, in die richtige Hand
gedrückt, ein paar an passendem Ort
geflüsterte Worte, jemandem Informationen entlocken können, die eigentlich
unter Schweigen begraben sein sollten. Kurzum, Madam, ich fand einen
zwielichtigen Burschen, der angesichts dieser Schillinge zugab, dass man ihn
gekauft hätte, um auf jenem Dach zu lauern, bis Seine Gnaden unten auf dem
Gehweg auftauchte, und dann ...“
„Oh mein
...“
„Ja, Miss
Seavers, oh mein! Drei Tage musste er lauern, bis Sie und Seine Gnaden endlich
erschienen, ein Zeitraum, der meinen neuen Bekannten ziemlich verärgerte, da er
sich angesichts der langwierigen Aufgabe für äußerst schlecht entlohnt
hielt.“
„Wo ist der
Mann jetzt? Wissen Sie, wer ihn beauftragte?“
Abermals
seufzte Hobart unter Kopfschütteln. „Wer würde einem gemieteten Schurken seine
Identität preisgeben? Immerhin hielt ich das Erfahrene für wichtig genug, um
höchstpersönlich seine Gnaden zu warnen, dass sein Leben sehr wohl in
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