Kasey Michaels
flache Tal.
Tanner
schlang ihr zärtlich die Arme um die Taille und ließ sein Kinn auf ihrem Haar
ruhen. „Schau genau hin, mein Herz. Siehst du unsere Kinder dort unten
Verstecken spielen? Und dort in der schattigen Laube sitzen wir beide, und ich
lese dir vor.“
Ja, sie
konnte es sehen. Ihre Lippen bebten vor Rührung. „Sag, was liest du?“
„‚Auf
dieser Wange, dieser Braue, so weich so ruhig, und sprechend doch ... ein
Geist, in Frieden mit allem hier drunten ... “’, zitierte er.
„Oh, das
bin ich, ich meine, in Frieden mit allem ...“ Sie seufzte zutiefst
zufrieden. „Es ist alles vollkommen. Wie ein Traum.“
Er drehte
sie zu sich herum und schaute, überströmende Liebe im Blick, hinab in ihr
Gesicht, und wenn ein Schatten über seinem Gemüt lag, so würde sie ihn nicht
sehen. Er löste die Nadeln aus ihrem Haar und ließ es über ihre Schultern
hinabwallen, dann umfing er ihre Wangen. „Mögen wir niemals daraus
erwachen.“
Seine Küsse
waren sanft und zart, jeder einzelne ein Versprechen. Sie zu lieben, immer bei
ihr zu sein, behaglich mit ihr zu leben, eine Hand, die sie jederzeit ergreifen
konnte, ein unvergleichliches Lächeln; all das gab er ihr, und sie würde es
ihm hundertfach zurückgeben ... freudig. Er hielt ihr Herz in Händen, ihre
Seele, ihren Körper.
Er gehörte
ihr und sie ihm.
Fest
umschlungen sanken sie langsam nieder in das hohe, weiche Gras. Sie küssten
sich tiefer, heißer; süße, in Liebe wurzelnde Leidenschaft überwältigte sie
beinahe. Sie ergab sich seinen Händen, gab ihm wortlos zu verstehen, dass sie
ihm schenken würde, was er begehrte, und sehnte sich ebenso danach, ihn zu
berühren, zu streicheln. Die noch so neuen Empfindungen ließen ihr den Atem
stocken, ihren Körper brennen, machten sie hemmungslos, vertrieben alle
Vorbehalte.
All ihre
Wünsche, ihr Verlangen, ein ganzes Universum, von dessen Existenz sie nicht
gewusst hatte, all das und mehr fand sie in seinen Armen.
Kein
Schatten mehr. Die Vergangenheit war Vergangenheit, für sie beide. Als Paar
waren sie neu geboren, es gab nur noch ihre gemeinsame Zukunft. Sie waren wie
zwei Hälften, endlich zu einem Ganzen zusammengefügt.
Gemeinsam
erreichten sie den Gipfel; der Welt entflohen, schwebten sie losgelöst, teilten
ihre Leidenschaft, wie sie von nun an alles teilen würden, Tag und Nacht,
solange sie lebten.
Später
lagen sie einander in den Armen, und er murmelte zärtliche Worte und
Versprechungen. „Bevor ich dich liebte, war ich nicht lebendig, Lydia, ich habe
mich bewegt, geatmet, doch ich habe nicht gelebt. Ich wusste es nur nicht
...“
„Tanner
...“, hauchte sie, nicht mehr, die Worte, die ihre Empfindungen
ausdrücken sollten, waren noch nicht erfunden, und so umfing sie ihn nur
wortlos und bewies ihm stumm, mit ihren Lippen, ihrem Körper, wie tief er ihre
Seele berührte.
18. Kapitel
ächelnd rückte Tanner das bewusste schicke
Schleierhütchen auf Lydias Haupt zurecht, sodass es in kessem Winkel über
ihrer Stirn thronte, und reichte ihr die Hutnadeln, damit sie es feststecken
konnte.
Es hatte
sie teuflisch viel Zeit gekostet, diese dummen Nadeln in dem zerdrückten Gras
wiederzufinden, auf dem sie sich kurz zuvor noch geliebt hatten. Es war ebenso
schwierig gewesen, wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen zu finden.
„Es sitzt
bestimmt nicht richtig“, klagte sie lächelnd, während sie die letzte Nadel
in ihr Haar schob.
„Es gefällt
mir“, behauptete er und stupste mit einem Finger liebevoll ihre
Nasenspitze an. „Und das gefällt mir, und das'...“, zart strich er über
ihre Unterlippe, „... und das ...“, fuhr er fort und ließ seinen Finger
über ihre Kehle gleiten bis hinab zu der Stelle, wo unter der zarten Haut ihr
Puls
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