Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
folgte ihm. Dicht hinter Juana folgte Niko. Lars zögerte, bevor er mit einem Satz in die Holzhütte sprang. Die Tür fiel ins Schloss und Juana fuhr erschrocken herum.
»'tschuldigung«, sagte Lars.
Nur wenige Sonnenstrahlen drangen durch die staubigen, kleinen Fenster und tauchten den Raum in dämmriges Licht. Ein kühler Windzug streifte Sebastians Nacken, dann hörte er ein Knurren.
»Ich habe Hunger«, sagte Niko und fasste sich an seinen dicken Bauch.
»Wie kann man jetzt nur ans Essen denken?«, warf Lars ihm vor.
Sebastians Blick wanderte schnell von rechts nach links und wieder zurück. Er spürte, dass sie nicht mehr alleine waren. Irgendetwas war bei ihnen, das eine Eiseskälte ausstrahlte und Reif auf den Fensterscheiben hinterließ.
»Hast du etwas gesehen?«, fragte Juana und stupste ihn an.
»Nein«, sagte Sebastian.
Ein Schatten streifte ihn und irgendetwas berührte seinen linken Arm.
»Was war das?« Sebastian zuckte zusammen.
»Was war was?«, fragte Lars ängstlich.
Dann fiel Sebastians Blick auf zwei Nachttische aus edlem, poliertem Holz, die früher einmal im Schlafzimmer seiner Großeltern gestanden haben. Er ging in die Hocke und griff nach dem kleinen, runden Knauf der obersten Schublade und zog sie langsam heraus.
»Hast du was gefunden?« Nikos Vorfreude etwas kostbares zu finden wuchs.
»Nein«, sagte Sebastian enttäuscht. »Sie ist leer.«
Er öffnete die zweite, dann die dritte Schublade, aber außer Staub und toten Spinnen fand er nichts. Auch das zweite Nachtschränkchen war leer. Plötzlich hörte er wieder diesen seltsamen Gesang.
»Hört ihr das auch?», fragte Sebastian.
»Ich höre nichts«, sagte Juana.
»Ich auch nicht«, sagte Niko und zuckte mit den Schultern.
Lars schwieg. Seine Storchbeine zitterten vor Angst.
»Etwas Besonderes wartet von dir entdeckt zu werden, Kaspar«, flüsterte eine ältere, männliche Stimme.
Sebastian ärgerte sich, weil die Stimme ihn wieder Kaspar nannte und fragte dann missgelaunt: »Warum sagst du mir nicht, was ich wissen muss?«
»Mit wem redest du?«, fragte Juana verstört.
»Mit dieser seltsamen Stimme«, antwortete Sebastian und sah, wie Juana die Mundwinkel verzog.
Lars seufzte, als Sebastian erneut auf den Nachttisch seines Großvaters zuging.
»Wir sollten gehen!«, sagte Lars deutlich.
Doch Sebastian zog hastig die Schubladen ganz heraus, polternd legte er sie beiseite.
»Ich hätte schwören können, ich finde hier etwas«, sagte er und griff in den Nachtisch hinein. »Was ist denn das?« Er zog ein mysteriöses Pergament hervor, das in der hinteren Ecke geklebt hatte.
»Wow, eine Schatzkarte«, staunte Lars.
»Sei nicht albern, Lars«, schmunzelte Juana. »Was soll schon groß auf diesem kleinen Fetzen geschrieben stehen?«
Sebastians Hände zitterten leicht vor Aufregung, als er das Pergament auseinander faltete, auf dem mit Bleistift zehn Bäume gezeichnet waren.
»30 und 15«, hauchte Juana und deutete auf die Stelle der Zeichnung, auf der sie die Zahlen bemerkt hatte. Einen kleinen Pfeil hatte dort jemand neben einen der Bäume gekritzelt.
»Wir haben eine Schatzkarte gefunden«, jubelte Sebastian.
»Ich hatte also doch recht, es ist ...«, kam es von Lars, doch Juana fuhr ihm energisch ins Wort. »Wir sollten herausfinden, was die Zahlen zu bedeuten haben.«
»Sollten wir nicht zu deinem Großvater ...«, wandte Lars ein, doch nun fuhr ihm Niko dazwischen. »Ein großes Abenteuer wartet auf uns«, sagte er mit leuchtenden Augen.
»Und was machen wir jetzt?«, leierte Lars die Worte herunter. Er war verärgert, weil niemand ihm zuhören wollte.
»Wir gehen zum Haus und besprechen alles in Ruhe«, sagte Sebastian, »aber kein Wort zu Großvater!«, ermahnte er Lars.
»Warum willst du deinem Großvater denn nichts von unserem Fund erzählen?«, fragte Juana und ihre strahlend grünen Augen waren ganz schmal.
»Ich will dieses Geheimnis selber lösen«, Sebastian hielt das Pergament seinen Freunden vor, »dann werde ich natürlich zu Großvater gehen und ihm alles erzählen.«
»Ich bin auch dafür, dass wir alleine auf Schatzsuche gehen sollten«, stand Niko Sebastian bei.
»Okay«, platzte Juana heraus, »ich bin auch dafür.«
Sebastian blickte zu Lars.
»Ist schon gut, Freunde, ich will mich euch ja nicht in den Weg stellen«, sagte Lars ein wenig mürrisch, »suchen wir halt alleine den Schatz.«
Der Mittag nahte und die Sonne stand hoch am Himmel.
»Was mag es wohl zum Mittagessen
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