Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
zurückhielt.
»Gebt Acht und bewegt euch lieber bei Nacht,
schleicht über das Deck und geht bis zum Ende vom Heck!«
Sebastian stutzte.
»Was hast du, Sebastian?«, fragte Juana.
»Ich höre wieder diese weibliche Stimme«, sagte er.
»Was sagt sie?«
»Das wir warten sollen, bis es dunkel wird.«
»Ihr müsst in die Schatzkammer der Piraten gehen,
um euren ersten Schatz zu sehen.«
»Und die Stimme sagt weiterhin, dass wir in die Schatzkammer der Piraten gehen sollen, um den ersten Schatz zu finden.«
»Wow, einen Schatz«, jubelte Niko. »Wir werden reich.«
»Hast du nicht zugehört, Niko?«, kam es von Lars. »Hast du etwa das Wort 'Piraten' überhört?«
»Na, wenn schon«, zuckte Niko mit den Schultern.
»Woher sollen wir wissen, wann es Nacht wird?«, fragte Juana.
Sebastian ignorierte die Frage. »Abends saß ich oft alleine in meinem Zimmer am Fenster und blickte hinauf zu den Sternen«, begann Sebastian, »dann habe ich davon geträumt, solche Abenteuer zu erleben. Ich stellte mir vor, dass ich in einer fernen Welt auf einem Piratenschiff über die Meere fuhr; und auf der Suche nach versunkenen Schätzen war. Ich kämpfte gegen Drachen und Zwerge, die einen magischen Schatz bewachten«, Sebastian sah in die Runde, »und nun sind meine Träume wahr geworden. Ich werde dieses Abenteuer annehmen und ich werde die Schatzkammer der Piraten aufsuchen – egal, was auch geschehen wird, ich nehme die Herausforderung an«, sagte er fest entschlossen, »wenn ihr hier warten wollt, nehme ich es euch nicht übel, Freunde, ...«
»Ich komme mit dir, Sebastian«, unterbrach Juana, »das ist ja wohl klar.«
»Ich will auch auf Schatzsuche gehen«, sagte Niko trotzig.
Alle Blicke ruhten jetzt auf Lars.
»Gut, gut, meine Freunde, ich werde mit euch kommen ... was bleibt mir denn schon and'res übrig?«, sagte Lars trotzig.
Als Juana die Hand auf den gusseisernen Türöffner legte, wandte sie sich Sebastian zu und sagte: »Du hast eben gut gesprochen, Sebastian, wie ein Erwachsener.«
Juana öffnete die Holztür ein Stück und lugte durch den Spalt hinaus. Links von ihr führte eine Treppe hinauf zu einer Öffnung, durch die Tageslicht fiel. Der Gesang drang durch alle Ritzen des Schiffes. Als Juana die Tür ganz öffnete, ging Sebastian an ihr vorbei, gefolgt von Niko und Lars. Juana ermahnte die Jungs zur Vorsicht. Vor dem Treppenabsatz blieben sie stehen. Sebastian übernahm die Führung und schlich mit Juana die Treppe hinauf. Niko und Lars folgten ihnen. Sebastian und Juana spähten über die Bodenöffnung auf das Deck.
»Was siehst du?«, fragte Niko und stupste Sebastian an.
»Wir sind tatsächlich auf einem Piratenschiff«, antwortete Sebastian.
»Mist, ich habe ja gehofft, dass alles nur ein böser Irrtum ist«, kam es von Lars, der sich nun an Juana vorbei drängte und die ersten Piraten zu Gesicht bekam. »Es ist tatsächlich kein Irrtum. Wir sind wirklich auf einem Piratenschiff – Scheiße!«
Juana wandte sich Sebastian zu. »Die Stimme hat doch zu dir gesagt, dass wir uns lieber bei Nacht über das Deck bewegen sollen. Ich bin dafür, dass wir warten, bis es dunkel ist!«
»Das bin ich auch«, sagte Sebastian. »Wir sollten zurück in die Kammer gehen.«
Sie schlichen die Treppe hinunter.
»Ach, ja, hier ist dein Rucksack, Sebastian«, sagte Lars, der ihn die ganze Zeit auf dem Rücken getragen hatte.
Sebastian nahm den Rucksack entgegen.
»Danke, Lars.«
»Hast du eine Taschenlampe dabei?«, fragte Niko.
Sebastian wühlte im Rucksack.
»Hier«, sagte er.
Sie betraten wieder den kleinen Raum, und Niko leuchtete sofort die dunklen Ecken ab, in denen das Licht der Öllampe nicht mehr genug Helligkeit spendete. Juana blickte auf ihre Armbanduhr.
»Die Sonne stand fast senkrecht, also muss es so gegen Mittag sein«, erklärte sie wie eine Lehrerin, »aber auf meiner Uhr ist es schon fünf Uhr.«
»Tja, das haben magische Welten halt so an sich«, erklärte Niko, »die Zeitverschiebung«, lachte er.
Juanas Blick traf Niko wie eine Pfeilspitze. Sebastian lenkte ein, denn er sah Juana an, dass sie gleich in die Luft gehen würde.
»Mit Juanas Uhr haben wir einen Anhaltspunkt, wann es draußen dunkel wird«, sagte Sebastian.
»Vorausgesetzt, dass hier ein Tag nicht achtundvierzig Stunden hat«, sagte Juana und wieder traf ihr abwertender Blick Niko, der die Augenbrauen hochzog und leise fluchend mit der Taschenlampe hinüber zu dem Stapel Säcke ging.
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