Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
umgehend eine Antwort von ihr und wünschte sich, er hätte sie lieber nicht danach gefragt.
»Blackbeard war der blutrünstigste Pirat, von dem ich je gelesen habe. Vor jeder Schlacht, wenn sich die feindlichen Schiffe näherten, steckte er sich brennende Lunten an das Ende seines wuchernden, schwarzen Bartes«, Lars bekam den Mund nicht mehr zu, und auch Niko staunte, »und wenn er dann mit seinem teuflisch glühenden und rauchenden, schwarzen Bart an Deck stand, ergaben sich die meisten Kapitäne der Handelsschiffe«, Juana blickte in die Runde und fuhr mit flüsternder Stimme fort, »und wenn ein Kapitän sich ihm nicht ergab, ließ Blackbeard die Kanonen sprechen und die Säbel rasseln.«
»Jetzt ist es aber gut, Juana!«, ermahnte Lars sie.
»Bekommst wohl Angst?«, sagte Niko.
»Ja, verdammt«, antwortete Lars.
»Ich so langsam auch«, gab Niko leise zu.
»Lasst uns mal überlegen, wie wir an den Piraten vorbeikommen sollen«, schlug Sebastian vor.
»Wir warten ab, bis sie sturzbesoffen sind«, kam es aus Lars herausgeschossen.
»Hey - sturzbesoffen«, lachte Niko, »das gefällt mir.«
»Dann kannst du ja den Button 'Gefällt mir' drücken«, lachte Lars.
»Werd ich tun, Lars«, nickte Niko lachend.
»Gut, dann warten wir noch etwas ab«, sagte Sebastian so trocken wie ein Mathelehrer. Dann schaute Sebastian in die Runde und lächelte: »Den 'Gefällt mir' Button, den muss ich jetzt auch sofort drücken, Lars.«
»Ihr seid wirklich albern, Jungs«, ermahnte Juana sie. »Das hier ist kein Spiel! Wenn uns die Piraten entdecken, wer weiß, was sie mit uns anstellen werden – Blackbeard hat viele Feinde den Haien vorgeworfen.«
Es wurde mucksmäuschenstill.
Die Stunden vergingen wie im Flug, und endlich wurde es ruhiger an Deck; die Piraten hatten wohl genug getrunken.
»Wir sollten nun gehen, oder?«, zögerte Sebastian. Er stellte sich vor, wie eine Horde von ungewaschenen, bärtigen Männern mit Macheten zwischen den Zähnen betrunken auf dem Deck herumlagen und nur darauf warteten, dass er mit seinen Freunden an Deck ging. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie sich die Piraten auf ihn und seine Freunde stürzten und sie dann über Bord warfen, direkt in die Rachen der Haie.
Sebastian wurde von einem Knacken aus seinen Fantastereien gerissen. Er sah, wie Juana behutsam die Tür öffnete.
»Los, kommt, Jungs!«, sagte Juana und war auch schon durch die Tür verschwunden.
Sebastian folgte Juana.
»Warte auf mich, Juana«, flüsterte Sebastian.
Niko kam hinterher und schließlich folgte Lars.
Sie schlichen die Treppe hinauf und betraten vorsichtig das Deck.
Hoch oben am Nachthimmel stand ein leuchtend roter Vollmond, der ein geisterhaftes Licht auf das Piratenschiff warf.
»Es sieht aus, wie auf einem Geisterschiff«, hauchte Lars Sebastian ins Ohr und beobachtete die Piratenflagge, die hoch oben am Mast im leichten Wind flatterte.
Sie schlichen an schlafenden Piraten vorbei.
»Wohin jetzt?«, fragte Lars.
Eine weibliche Stimme flüsterte Sebastian zu:
»Geht zum Heck,
und dann unter Deck!«
»Wir gehen zum Heck«, antwortete Sebastian.
Die Planken schaukelten und knarrten durch die bewegte See.
»In Deckung«, winkte Sebastian und suchte hinter einem großen Fass Schutz, das neben dem Hauptmast stand.
»Was hast du?«, fragte Juana, die hinter Sebastian in die Hocke ging.
»Dort bewegt sich jemand«, Sebastian deutete auf einen Piraten, der sich gerade aufraffte und torkelnd an Sebastian und seinen Freunden vorbeikam, die hinter dem Fass in Deckung blieben.
Der Pirat fuhr sich mit der Hand durch seinen Vollbart und blieb stehen. Bevor er endlich weiterging, rülpste und furzte er laut. Niko verzog die Nase und fluchte: »Verdammter, stinkender Piratensack!«
»Tschsch ...«, zischte Juana und legte den Zeigefinger auf die Lippen.
»Das Geschnarche und Gefurze der Piraten geht mir so langsam auf den Keks«, verteidigte sich Niko.
»Mir auch«, flüsterte Juana.
Als der Pirat unter Deck verschwand, schlichen Sebastian und seine Freunde weiter zum Heck.
»Wohin sollen wir jetzt gehen?«, fragte Niko, als sie das Heck erreicht hatten.
Wieder flüsterte die weibliche Stimme Sebastian etwas zu:
»Geht hinab in des Schiffes Bauch,
dort findet ihr, was ihr zur Rückkehr braucht!«
»Dort entlang!« Sebastian deutete auf eine Luke.
Sie stiegen eine steile Holztreppe hinab und huschten an einem schnarchenden Piraten vorbei, der auf einem alten Fass sitzend an
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