Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
Niko geradewegs.
»Hier, das habe ich euch ja noch versprochen«, sagte Shan und reichte seinen Freunden je ein Fläschchen mit Gebirgswasser gefüllt, das sie vor schwarzmagischer Magie beschützen sollte.
»Vielen Dank, Shan«, sagte Juana sanft und blickte Shan direkt in die smaragdgrünen Mandelaugen.
Shan erwiderte stumm ihren Blick.
»Hey, pass lieber mal auf«, stupste Niko Sebastian an, »sonst schnappt Shan dir noch deine Freundin vor der Nase weg«, flüsterte Niko ihm zu.
»Unsere Kleidung werden wir hier lassen – natürlich nur, wenn du oder deine Großmutter nichts dagegen habt«, sagte Juana an Shan gewandt, der ihr einverstanden zunickte, »und wir werden euch ein paar Goldmünzen dalassen.«
»Das ist doch nicht nötig«, sagte Shan.
Shan blickte kurz zu Großmutter.
»O doch, das ist es«, bestand Juana drauf.
»Könnt ihr denn mit den Goldmünzen etwas anfangen?«, fragte Niko.
»Ja – doch - natürlich«, sagte Shan mit glänzenden Augen.
»Na, dann, hier nimm«, sagte Niko und überreichte der Großmutter zögernd eine Goldmünze.
»Das ist aber genug«, sagte sie, »eigentlich schon viel zu viel.«
Doch die Großmutter bekam noch je eine weitere Goldmünze von Juana, Sebastian und Lars.
»Das ist das wirklich Gute an Gold und Edelsteinen«, sagte Niko kopfnickend, »es ist ein über-internationales Zahlungsmittel.«
»Es fehlt noch etwas«, sagte Sebastian, »unsere Schwerter.«
»Perfekt«, sagte Niko, als sie die Schwerter umgebunden hatten.
»So, jetzt kann Shan euch zur Wahrsagerin führen«, sagte die Großmutter.
Zwielichtige Gestalten
Der Weg schlängelte sich weit den Berg hinauf. Wieder kamen sie an etlichen kleinen, bunten Häusern und Gärten vorbei.
»Wo wohnt die Wahrsagerin?«, fragte Juana.
»Wir müssen weiter bergauf, bis zum Ende von Kanau. Etwas außerhalb der Siedlung steht ihr Haus«, erklärte Shan.
»Hier entlang«, sagte Shan, als sie endlich das Ende der Siedlung erreichten, »dort müssen wir hindurch«, sagte er und betrat den Tunnel.
Sebastian folgte ihm. Niko ging hinterher. Lars zögerte noch.
»Geh schon!«, forderte Juana ihn auf und folgte Lars.
Der Boden des Tunnels war mit Schlamm bedeckt. Das schwache Sonnenlicht, das vom anderen Ende hereinfiel, reichte gerade noch aus, um den fielen Löchern auszuweichen, die mit schmutzigem Wasser gefüllt waren. Ein Geruch von Moder und Verwesung stieg ihnen in die Nase. Wäre Sebastian dazu fähig gewesen, den Atem den ganzen Weg lang anzuhalten, hätte er es getan.
»Boah ey«, stöhnte Niko laut, »ich muss gleich kotzen. Dagegen war es ja auf dem Piratenschiff noch richtig gemütlich.«
»Shan, leg mal einen Schritt zu«, forderte Lars ihn auf.
Juana schwieg.
Lars wandte sich ihr zu.
»Wollte nur mal sehen, ob du noch nicht umgefallen bist«, sagte er.
Juana schwieg weiter.
Als sie den Stollen endlich verließen, dauerte es eine ganze Weile, bis bei Sebastian der Brechreiz nachließ.
»Wie hast du das bloß ausgehalten?«, fragte Niko, der in das frische Gesicht von Shan blickte.
»Ich habe einfach die Luft angehalten«, antwortete Shan schulterzuckend.
»Natürlich – den ganzen Weg die Luft angehalten – was denn auch sonst«, brummte Niko. »Hättest uns ja vorwarnen können, dass es dort so gewaltig stinkt. Hättest ja mal dran denken können, dass andere Leute nicht so lange die Luft anhalten können.«
»Niko!«, ermahnte Juana ihn.
»Was denn?« Niko wandte sich verärgert Juana zu. »Das hätte er doch tun können, oder?«
»Ja, das hätte er in der Tat wirklich tun können«, ihre Worte waren ein leises Flüstern.
»Da entlang.« Shan deutete nach rechts.
Der Weg führte am bewaldeten Berg aufwärts; stellenweise besaß er eine enorme Steigung.
»Puh«, schnaufte Niko. »Wie weit ist es noch?«, japste er.
»Es ist nicht mehr allzu weit«, antwortete Shan, der mit so einer Leichtigkeit vorausging, als würde er auf einem ebenen Feldweg laufen.
»Das hatte er schon mal zu uns gesagt«, fluchte Niko an Lars gewandt, »als wir auf dem Weg nach Kanau waren – erinnerst du dich, Lars?«
»Ja, das tue ich«, murrte Lars.
Sebastian folgte Shan dicht auf. Sie passierten so viele Biegungen, dass er schon bald jedes Gefühl für die Richtung verloren hatte.
»Hey, Shan, willst du bis zum Gletscher hinauf?«, schnaufte Niko.
Shan lächelte, als er zu Niko sagte: »Hast wohl etwas zu viel vom kanauischen Grüneintopf und vom Käseteller gegessen?«
Shan stutzte
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