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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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Stimme klang ruhig, doch innerlich kochte er. »Und? Haben wir einen Kanister Öl dabei?«
    Sie sah ihn an, als ob er verrückt wäre, so etwas auch nur zu fragen.
    »Schön«, sagte er erneut.
    Sie standen auf dem Seitenstreifen der Autobahn. Die Straße sah für Barclay aus wie eine alte Start- und Landebahn für Flugzeuge: kurze, löchrige Betonsegmente mit Fugen alle paar Meter. Das rumpelnde Geräusch, das der 2CV jedes Mal verursachte, wenn er über eine Fuge rollte, war monoton und nervtötend, aber immer noch besser als das jetzt.
    Dann fing es auch noch an zu regnen.
    Sie setzten sich wieder ins Auto und machten sich nicht einmal die Mühe, den Scheibenwischer einzuschalten. Regentropfen trommelten auf das Vinylverdeck und sickerten an einigen verschlissenen Stellen ins Wageninnere. Etliche Minuten wurde kein Wort gesprochen.
    »Also gut«, brach Barclay schließlich das Schweigen. »Vielleicht schaffen wir es bis zur nächsten Tankstelle.«
    »Ein paar Kilometer zuvor habe ich ein Hinweisschild gesehen. Bis zur nächsten Tankstelle sind es sechzig Kilometer. Das schaffen wir nie. Der Motor würde vorher verrecken.«
    Barclay wollte nicht, dass der Motor verreckte. »Was schlagen Sie also vor?«
    Dominique antwortete nicht. Ein von hinten kommendes Auto wurde zusehends langsamer und hielt dann an. Ein Mann sprang aus dem Wagen und pinkelte auf den Grünstreifen. Dominique beobachtete ihn im Seitenspiegel, wartete bis er fertig war, stieg schnell aus, rannte zu ihm und fragte ihn auf Deutsch, ob er vielleicht Ersatzöl dabeihabe.
    »Ja natürlich«, hörte Barclay den Mann sagen. Er öffnete seinen Kofferraum und holte einen großen Kanister und einen Plastiktrichter heraus. Obwohl der Mann ihre Rettung war, verstand Barclay, warum einige Leute die Deutschen nicht mochten. Ihre Effizienz führte einem die eigenen Unzulänglichkeiten nur noch deutlicher vor Augen. Und niemand liebte es, derart bloßgestellt zu werden. Niemand.
    »So ein netter Mann«, meinte Dominique, heiter gestimmt durch die Begegnung. Sie schaltete die Zündung ein. Das rote Lämpchen leuchtete auf, ging dann aber aus. Sie blinkte, bog wieder auf die Fahrspur, hupte dem Mann zu, der immer noch auf dem Seitenstreifen stand, und fuhr weiter. Sie war nach dem kleinen Zwischenfall redselig und schaffte es schließlich, Barclay durch ihr munteres Geplapper aus seiner missmutigen Stimmung herauszuholen. Der Regen hörte auf, die Wolkendecke riss auf, und die Sonne kam zum Vorschein. Sie rollten das Vinylverdeck zurück, machten nur dreißig oder vierzig Kilometer weiter in einer Stadt Rast, gönnten sich einen Kaffee und vertraten sich anschließend ein wenig die Beine.
    Die Männer starrten Dominique an. Während der Fahrt war sie ihm zusehends hässlich erschienen, doch jetzt sah Barclay sie wieder, wie sie war: zierlich und voller Leben, die Sorte Frau, die die Blicke auf sich zog, selbst wenn hübschere oder glamourösere Frauen zugegen waren. Nach der Pause gestaltete sich die Weiterfahrt für die Nerven, nicht jedoch für den Körper, etwas erträglicher. Als sie auf den Gasthof Zum Hirschen stießen, erschien dieser Barclay genau die richtige Unterkunft zu sein. Dominique war nicht so ganz überzeugt. Sie wäre gern noch ein bisschen weitergefahren, doch Barclay blieb hartnäckig. Sie waren nur knapp fünfzig Kilometer von Burgwedel entfernt, fünfzig Kilometer von Wolf Bandorff. Es schien Barclay nah genug. Sie nahmen zwei Zimmer und wollten etwas zu Abend essen.
    Doch zuvor genehmigte Barclay sich ein Bad und lag so lange in der Wanne, bis Dominique an die Tür pochte und an der Türklinke rüttelte.
    »Ich bin am Verhungern!«, rief sie. Also zog Barclay sich an und ging ins Restaurant. Nach einer halben Flasche Wein fielen ihm die Augen zu. Trotzdem nahm er sich noch einen Schnaps mit aufs Zimmer. Dann rief er in dem Londoner Hotel an, in dem Dominic Elder abgestiegen war, denn er wusste, dass dieser irgendwann im Lauf des Tages hatte zurück sein wollen. Aber er war nicht da, also hinterließ Barclay ihm eine Nachricht und seine Telefonnummer. Dann schlief er ein …
    Das Erste, dessen er sich bewusst wurde, war ein Gewicht, das auf ihm lastete. Die Decke war eng um ihn gewickelt und schnürte ihn ein. Er versuchte, sie wegzureißen, aber ein Gewicht hielt sie fest. Was war das? Jemand saß auf der Bettkante, etwa in der Mitte des Betts. Er versuchte sich aufzusetzen, aber das Gewicht hielt ihn zurück. Er tastete nach der

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