Kassandra Verschwörung
Klobürste in der Hand, mit der er, was auch immer da lag, unter dem Bett hervorholen wollte.
»Ich soll doch nichts anfassen«, erklärte er Elder, der grinsend auf ihn hinabsah.
»Ich hoffe nur, dass die Bürste sauber ist«, entgegnete Elder.
Zeitschriften. Hochglanzmagazine. Den Titelseiten nach zu urteilen holländische. Es waren drei Stück. Immer noch mit Hilfe der Klobürste blätterte Barclay umständlich ein paar Seiten um.
»Aha, verstehe«, sagte Elder.
»Sadomaso«, stellte Barclay fest und klappte die Zeitschriften zu. »Absolutes Hardcorezeug.«
»Tatsächlich? Sind Sie auf dem Gebiet bewandert?«
»Ich weiß, was erlaubt ist, und dieses Zeug ist auf keinen Fall legal.«
Elder klatschte in die Hände. »Ein super Fund, Michael. Falls wir unserem Freund Breuckner nichts anderes anhängen können sollten, können wir ihn zumindest deswegen drankriegen. Import von strafbarem Material. Liegt sonst noch was unterm Bett?«
Barclay sah noch einmal nach. »Auf der anderen Seite«, erwiderte er. »Sieht aus wie ein Taschenbuch.« Er ging um das Bett herum, bückte sich hinunter und zog ein Londoner Straßenverzeichnis hervor.
»Jede Wette, dass die Seiten der City fehlen«, sagte Elder. »Die hatte er nämlich in seiner Tasche.«
»Hier steckt ein Stück Pappe drin.« Barclay deutete auf eine Pappkante, die aus dem Verzeichnis ragte. Elder zog einen Stift aus seiner Tasche und schob ihn an der Stelle, an der sich das Lesezeichen befand, zwischen die Seiten. Dann klappte er das Buch behutsam auf. Das Stück Pappe entpuppte sich als eine fast einen Monat alte Tagesfahrkarte. Die aufgeschlagene Doppelseite zeigte Hackney, Leyton und Clapton.
»Interessant«, meinte Elder. Als Erstes kam ihm die Adresse in den Sinn, die die Frau, die sich als Christine Jones ausgab, auf der Polizeiwache genannt hatte. Sie befand sich in dieser Gegend. Nein, nicht ganz... sie musste knapp außerhalb des aufgeschlagenen Ausschnitts sein, genau genommen, auf der vorherigen Seite des Straßenverzeichnisses. Konnte also ausgeschlossen werden.
»Was halten Sie davon, Sir?«, fragte Barclay. Sie hockten jetzt beide auf dem Boden, das aufgeschlagene Straßenverzeichnis lag zwischen ihnen.
»Der Holländer hatte einen Schlüssel in der Hosentasche.«
»Ja, das sagten Sie.«
»Greenleaf...«
»Doyles Partner?«
Elder nickte. »Greenleaf meint, es könnte der Schlüssel zu einer Garage sein.«
»Davon gibt es in dieser Gegend jede Menge«, stellte Barclay mit einem Nicken in Richtung Straßenverzeichnis fest.
»Wirklich?«
»Ja. Jede Menge Hochhäuser. Zumindest in Hackney gab es früher viele. Ein Freund von mir hat dort mal in der obersten Etage eines dieser Hochhäuser gewohnt.«
»Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Zumindest liefert es uns einen Anhaltspunkt. Am besten setze ich mich sofort mit der Special Branch in Verbindung und sage Greenleaf Bescheid. Wie spät ist es?« Er sah auf die Uhr. »Nein, er wird noch mit Christine Jones’ Adresse beschäftigt sein. Aber das dürfte nicht lange dauern. Wenn Sie mich fragen, hat unter der angegebenen Adresse noch nie jemand auch nur etwas von einer Person namens Christine Jones gehört. Das mit der Garage klingt mir da schon interessanter.«
»Vielleicht sollten wir ein paar Kopien von dem Schlüssel anfertigen lassen, das würde die Suche beschleunigen.«
Elder nickte. »Die Kopien sind bereits in Arbeit.« Er sah sich im Zimmer um. »Hier gibt es sonst nichts weiter für uns, oder?«
»Wir haben das Bad noch nicht inspiziert, noch nicht unter dem Teppich nachgesehen oder...«
»Ist alles nicht wirklich unsere Aufgabe. Darum soll sich die Polizei kümmern. Ich wollte mir nur schnell mal einen Überblick verschaffen, bevor sie anfangen. Aber warten Sie mal.« Er ging zum Nachttisch und studierte die Abendzeitung. »Das Kreuzworträtsel ist aufgeschlagen, aber er hat es kaum begonnen.« Elder starrte die Aufgaben und die in das Raster eingetragenen Antworten an. »Hm, nein, das gibt nichts her.«
»Dachten Sie, es enthielte vielleicht eine verschlüsselte Botschaft?«
»Es ist eine geschickte Methode, jemandem eine Nachricht zu übermitteln, wenn man in Eile ist. Die Nachricht in einem Kreuzworträtsel zu verstecken, das guckt sich niemand so genau an.«
»Es sei denn, man hat ein Faible für Kreuzworträtsel.« Ein Gedanke durchfuhr Barclay... was hatte Wolf Bandorff gesagt? »Sie stand auf Buchstabenspiele und Kreuzworträtsel.« Buchstabenspiele und
Weitere Kostenlose Bücher