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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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Warum?«
    »Er sagt, Sie wüssten genauso viel über die Hexe wie jeder andere, der an der Operation beteiligt ist, warum also Ihr... Talent hier verschwenden, wenn Sie ihn vor Ort unterstützen können.« Sie sprach das Wort »Talent« aus, als hätte sie etwas Faules auf der Zunge. »Aber lassen Sie mich eins klarstellen«, jetzt schaute sie von ihren Papieren auf, »Sie sind nicht etwa aus dem Schneider. Keiner von Ihnen ist aus dem Schneider. Es ist lediglich eine kurze Gnadenfrist, die von einer Minute auf die andere beendet werden kann.«
    »Verstanden, Ma’am.«
    Sie nickte, setzte ihre Brille wieder auf und wandte sich erneut ihrem Bericht zu. »Worauf warten Sie denn noch?«
    »Äh, ja, Ma’am.«
    Nachdem er draußen war, wartete Joyce Parry eine ganze Weile, bis sie sich ein Lächeln gestattete.
    Elder erwartete ihn im Foyer des Konferenzzentrums. »Kommen Sie«, sagte er und setzte sich bereits in Bewegung, während Barclay noch auf ihn zukam. »Als Erstes besorgen wir Ihnen einen offiziellen Sicherheitsausweis.«
    Elder bewegte sich schnell und energisch. Er wirkte auf Barclay völlig anders als die Person, die er im Garten eines Cottages in Wales kennengelernt hatte. Er machte den Eindruck, als wäre er ein Mann, der den Sinn seines Lebens entdeckt... oder vielleicht auch wieder entdeckt hatte. Trotzdem war Barclay ein wenig enttäuscht. Der Empfang war weniger herzlich ausgefallen als erwartet. Hatten sie nicht während seines gesamten Frankreichabenteuers zusammengearbeitet? Und sich dafür nicht beide einen Rüffel eingehandelt?
    Sie betraten einen kleinen Raum, in dem Formulare auszufüllen waren. Eine finster dreinblickende Frau stellte ihm ein paar Fragen, bevor sie die Angaben vom Formular auf eine Karte übertrug; sie tippte schnell, aber akribisch genau. Dann musste Barclay die Karte unterschreiben und in eine Kabine gehen, wo er fotografiert wurde.
    »Ist ja wie bei der Immatrikulation«, stellte er an Elder gewandt fest. Doch Elder, der an einem Schreibtisch lehnte, entgegnete darauf nichts. Schließlich spuckte die Kamera eine kleine, in Plastik eingeschweißte Karte aus, die Barclays maschinengeschriebene Personendaten, seine Unterschrift und ein kleines Foto von ihm enthielt. Elder reichte ihm ein rot-blau gestreiftes Band, an dessen einem Ende sich ein Klipp und an dessen anderem sich eine Sicherheitsnadel befand.
    »Befestigen Sie das an Ihrem Revers«, wies er ihn an.
    Barclay folgte der Aufforderung. »Warum das Band?«
    »Rot-blau bedeutet, dass Sie dem Sicherheitsdienst angehören. Für die Medienleute, das sonstige Personal, die Delegationen und so weiter gibt es andere Farben.«
    »Haben Sie meinen Bericht gelesen?«
    Elder schenkte ihm ein grimmiges Lächeln. »Joyce hat mir die Highlights telefonisch mitgeteilt.«
    Barclay schluckte. »Und?«
    »Und was?«
    Barclay wartete. »Nichts«, sagte er.
    Elder sah ihn an. »Also, erstens hätte ich mich nicht erwischen lassen. Zweitens...«
    »Ja?«
    »Egal. Kommen Sie!«
    Elder führte seinen jüngeren Kollegen die Flure entlang. Er hatte Barclay »rausgeholt«, um ihn aus Joyce Parrys Schusslinie zu bringen. Sie war stinksauer, und das aus gutem Grund. Aber Elder hatte ihr einen Gefallen erwiesen, indem er sich an ihrer Stelle zur Verfügung stellte, damit Jonathan Barker Dampf ablassen konnte, und einen kompletten Sonntag in einem vermieften Raum gehockt und darüber geredet, wie man das nicht zu Verteidigende verteidigen konnte. Als Gegenleistung hatte sie Elder jetzt Barclay überlassen. Er wusste, dass er sich in einer starken Position befand; er konnte sich jederzeit vom Acker machen und nach Wales zurückkehren. Zugleich befand er sich aber auch in einer sehr schwachen Position, weil er um jeden Preis an der Geschichte dranbleiben wollte. Joyce ließ ihm relativ freie Hand, mehr als er erwartet hatte.
    Immerhin würde sie den Kopf hinhalten müssen, falls die Kacke richtig dampfen sollte.
    Er bemerkte, dass Barclay darauf brannte, mit ihm zu reden. Und genau deshalb war jetzt kein guter Zeitpunkt für ein Gespräch. Er würde warten, bis sein junger Kollege sich ein wenig beruhigt hatte. Er wusste, dass Barclays Karriere an einem seidenen Faden hing, aber das hatte Barclay selbst zu verantworten, nicht er. Dennoch... Elder hätte exakt genauso gehandelt wie Barclay, auf der ganzen Linie. Er hatte es oft genug getan. Und was seine Bemerkung anging, dass er sich nicht hätte erwischen lassen... tja, das war nicht ganz korrekt. Er

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