Kassandra Verschwörung
splitterfasernackt«, fügte Doyle hinzu.
»Sie wusste nicht, wie sie ihn losmachen sollte, also suchte sie Mr. Khan. Sie vermutete einen Raubüberfall, und in Mr. Khans Schlafzimmer gab es ein Telefon. Dort fand sie dann Mr. Khans weinende und völlig verzweifelte Freundin. Eines ihrer Handgelenk war mit einer Handschelle an einen der Bettpfosten gefesselt, das andere mit einer weiteren Handschelle an eines der Handgelenke von Mr. Khan. Mr. Khan selbst war tot; jemand hatte ihm die Kehle durchtrennt und seine Zunge herausgeschnitten. Das arme Mädchen musste warten, bis die Polizei kam, um es zu befreien. Es ist jetzt im Krankenhaus und steht unter Beruhigungsmitteln.«
»Herr im Himmel«, sagte Greenleaf.
Doyle kicherte. »Ist das nicht herrlich? Es wird in sämtlichen Blättern stehen. Selbst wenn man es versuchte, könnte man es unmöglich unter dem Deckel halten. Eine an eine Leiche gekettete blonde Schönheit dreht vor Entsetzen durch. Genau darauf hat es der Mörder natürlich angelegt.«
»Warum?«, fragte Greenleaf wie betäubt.
»Ganz einfach«, erwiderte Doyle. »Es ist eine Botschaft. Wie wenn man jemandem einen Pferdekopf ins Bett legt. Es hat einen hohen Schockeffekt. Es schreckt Leute ab.«
»Aber von was?«
Trilling räusperte sich. »Ich hatte heute Morgen bereits eine Unterredung mit Mrs. Parry. Wie es scheint, hat ihr Dienst... Mr. Khan benutzt.«
»Benutzt?«
»Als Informationsquelle. Mr. Khan hat heimlich eine gewisse Summe Geld seiner Bank auf die Seite geschafft. Parrys Agenten haben es herausgefunden und Mr. Khan zu einem Deal überredet: Informationen gegen Stillschweigen.«
»Komplizenschaft«, korrigierte Doyle.
»Das ist ein großes Wort, Doyle«, warnte Trilling ihn. »Ich wäre an Ihrer Stelle vorsichtig mit der Verwendung großer Worte. Sie können Sie in Schwierigkeiten bringen.«
»Kommen Sie schon, Sir, es ist eins der ältesten Erpressungsmittel der Welt. Sex und Geld, die beiden klassischen Gefügigmacher.« Doyle wandte sich an Greenleaf. »Khans Bank wäscht seit Jahren Geld. Geld von Terroristen, Drogengeld, jede Art schmutziges Geld. Parrys Leute wussten von Anfang an Bescheid. Aber es ist von Vorteil , eine schmutzige Bank gewähren zu lassen, solange man ihre Geschäfte im Auge behalten kann. So weiß man, wer mit wem welche Geschäfte macht, wie viel Geld im Spiel ist und wohin es fließt. Sie hatten Khan seit über einem Jahr in der Tasche.«
»Also hat Khan pikante Informationen weitergegeben...«
»Und sich dafür erkauft, dass Parrys Leute über seine Unterschlagung den Mund halten. Ein nettes und einfaches Geschäft, bei dem niemand zu Schaden kommt.«
»Es sei denn, man fliegt auf«, stellte Greenleaf fest.
»Es sei denn, man fliegt auf«, wiederholte Trilling. »Wenn man auffliegt – oder auch nur einer vermutet, man könnte ein Informant sein -, hat man plötzlich eine Menge Feinde. Gnadenlose Feinde, die nicht nur bereit sind, für deine Eliminierung zu zahlen, sondern die mehr verlangen.«
»Eine sehr öffentliche Exekution, zum Beispiel«, erklärte Doyle.
»Um andere potenzielle Informanten abzuschrecken«, fügte Greenleaf hinzu und beendete den deduktiven Gedankengang.
»Genau«, stimmte Trilling zu. »Wir wissen nicht, welche spezielle Investorengruppe den Mord in Auftrag gegeben hat, aber wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die Auftraggeber auf eine umfassende Berichterstattung aus waren, und das haben sie auf jeden Fall erreicht.«
»Und wir gehen davon aus, dass es die Hexe war?«, überlegte Greenleaf laut. Trilling zuckte mit den Achseln.
»Was den Modus Operandi dieses jüngsten Anschlags angeht, können wir ihn mit keiner früheren Tat in Verbindung bringen. Der Mörder war raffiniert und bestens informiert. Der Alarm wurde ausgeschaltet, ein Fenster herausgenommen und ein junger Mann überwältigt. Und nach dem, was wir von dem Dänen wissen, suchen wir nach einer Frau.«
»Gibt es eine Beschreibung?«
Trilling schüttelte den Kopf. »Es war dunkel. Er hat nichts gesehen.«
Doyle setzte wieder sein spöttisches Lächeln auf. »Sie hat ihn ganz bestimmt nicht an beiden Handgelenken und Knöcheln mit Handschellen an die Bettpfosten gefesselt, ohne ihn aufzuwecken. Sie hat ihn reingelegt, Sir.«
»Der Däne hat etwas anderes erzählt.«
»Mit Verlaub, Sir, was der Däne sagt, ist doch Quatsch. Er war wach, und sie hat ihn in die Falle gelockt.«
»Wie denn?«, wollte Greenleaf wissen. Doyle drehte sich so
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