Kassandras Fluch
den Händen. Ihre Kraft war Waffe genug, außerdem kannten sie die Streuwirkung einer Schrotflinte.
Der kompakte Kerl fuhr herum. Genau darauf hatte Suko gewartet, und ich ebenfalls.
Ich sah noch, wie sich mein Partner bewegte, dann sprang ich zur Seite und gleichzeitig auf die Tür zu, wo die Kerle den Weg in den Gang versperrten.
Dem einen versetzte ich einen Tritt, der andere wurde von meiner Handkante hart erwischt. Ich mußte freie Bahn haben, denn auch Suko befand sich in Aktion.
Er hatte so hart, trocken und kompromißlos zugeschlagen, daß sich das Gesicht des Türken erst verzerrte, als die Schrotflinte bereits auf dem Boden lag. Bücken konnte er sich nicht mehr. Mit einem eisenharten Schlag machte Suko alles klar.
Dann faßte er zu, hob die Schrotflinte an und richtete sie gegen die Tür, wo ich zurücksprang, weil ich nicht in die Schußlinie geraten wollte. Die beiden Ringer waren angeschlagen, nicht ausgeknockt. Dümmlich glotzten sie gegen die beiden Mündungen, ohne begreifen zu können, daß wir es geschafft hatten, sie zu überwinden.
Ich scheuchte sie von der Tür weg und ließ sie vor der Wand Aufstellung nehmen.
Sie kippten nach vorn, stützten sich ab, und wir konnten ruhig und zielsicher zuschlagen.
Schwer sackten sie zusammen. Für diese beiden Schläger war der Käse gegessen.
Drei Bewußtlose verteilten sich neben der Toten, wir hatten eine Schrotflinte erbeutet und natürlich den ovalen Stein, auf den es ankam. Suko zeigte ein knappes Lächeln. »Ich glaube, wir können uns absetzen, Alter.«
»Dafür wäre ich auch.« Ich war an der Tür und zog sie auf. Suko zielte tierweil mit der Waffe in den Raum hinein. Er wollte schnell handeln können, wenn es Arger gab. Den gab es nicht. Wir konnten die Garderobe verlassen, und auch im Gang begegnete uns kein Mensch. Aus dem Lokal wehte uns die fremde Musik entgegen. Es stank noch immer, die Luft kam mir wie zum Schneiden dick vor. Ein widerliches Gemisch.
An den offenen Toilettentüren herrschte mehr Betrieb. Wer sich dort traf, redete miteinander. Suko hatte die Waffe unter seine Jacke geschoben. Mit den verkürzten Läufen klappte das gut.
Finstere, wachsame und mißtrauische Blicke trafen uns. Wir kamen schließlich aus einer ungewöhnlichen Richtung. Einer stellte sich mir in den Weg und blies fast seinen Brustkasten auf.
Ich grinste und tippte ihn an. »Geh schön«, sagte ich. »Mach uns Platz, klar?«
Er drückte sich gegen die Wand, wir konnten passieren. Kaum war Suko vorbei, als er auf die anderen Männer einredete. Anscheinend hatten wir ihn doch nicht überzeugt. Bevor wir das Lokal betraten, drehten wir uns noch einmal um.
Der Typ, der uns hatte aufhalten wollen, befand sich auf dem Weg zur Garderobe.
Ich stieß Suko an. »Das kann noch Ärger geben, wenn er die drei entdeckt.«
»Dann nichts wie weg.«
So einfach war das gar nicht. Während unserer Abwesenheit hatte sich das Lokal um mehr als das Doppelte gefüllt. Es war schon außergewöhnlich, wer zwischen diesen Wänden noch alles seinen Platz gefunden hatte. Sie saßen, sie standen, sie redeten mit unterschiedlich lauten Stimmen, sie tranken und aßen.
Leider versperrten sie auch unfreiwillig einen schnellen Weg. Suko und ich kämpften uns durch die Rauchschleier. Unter der Decke drehte sich müde ein großer Ventilator. Wir nahmen ihn erst jetzt zur Kenntnis. Er reichte auch nicht aus, um etwas Frische zu bringen. Kurz vor der Tür passierte es dann. Ein irrer Schrei aus dem hinteren Bereich des Lokals ließ die meisten Gäste wie unter einem Blitzschlag erstarren. Bewegungslos standen sie. Ich riß die Tür auf und huschte vor Suko ins Freie.
Selbst der verdammte Hinterhof hatte sich belebt.
Hier schien kaum jemand etwas zu tun zu haben. Wer sich schnell bewegte, fiel auf, so wie wir.
Wir waren aschon an der Einfahrt, als sie aus dem Lokal strömten. Es mußte sich blitzschnell herumgesprochen haben, was geschehen war. Die Horde war bereit, uns zu jagen.
Als hätten wir es abgesprochen, blieben wir stehen. Uns deckte bereits die Finsternis der Durchfahrt, und Suko hielt seine Schrotflinte jetzt offen.
»Ich glaube, ich werde sie mal stoppen.«
»Aber schnell.«
Mein Freund behielt die Nerven. Er wartete, bis noch mehr Gäste die Kneipe verlassen hatten. In der Finsternis des Hofes kamen sie uns vor wie eine wabernde Masse.
Dann schoß er.
Das Krachen peitschte als Echo über den Hof. Es donnerte noch zwischen den Wänden, und die geballten Ladungen
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