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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Mitte, vermochte ihn der Irre sowohl von rechts als auch von links zu ergreifen.
    Er vernahm Stimmen, das Geräusch von Schritten. »Hilfe!« schrie er.
    Er sah die Beine von Seth Caddigan. »Ich bin hier!« rief er.
    Die Beine blieben stehen, und die Fußspitzen wiesen in seine Richtung.
    »Dieser Verrückte will mich erwürgen!« schrie Waylock. »Ich sitze hier unten fest!«
    »Halten Sie aus«, erwiderte Caddigan in einem höchst besorgten Tonfall. Hinter ihm erschienen andere Beine. Die Stahlstangen mit dem Energiegitter verschwanden. Gerempsky brüllte und unternahm einen Ausfall in Richtung Korridor. Die anderen packten ihn, stülpten ihm einen voluminösen Wickel über und brachten ihn ins Bett zurück.
    Waylock kroch unter der Liege hervor und kam mühsam auf die Beine. Er trat von der Couch fort und strich sich die Kleidung glatt, während Caddigan Gerempsky die Düse eines Sprühers in den Mund schob und den Auslöser betätigte. Der Kranke streckte die Arme an den Seiten aus und blieb ganz entspannt liegen. Caddigan wandte sich ab, warf Waylock einen kurzen Blick zu, nickte ihm in betonter Höflichkeit zu und schritt dann an ihm vorbei und durch den Mittelgang auf den Ausgang zu.
    Waylock starrte ihm nach, folgte ihm mit ein paar langen Schritten und blieb dann wieder stehen. Er faßte sich so gut es ging und kehrte dann ebenfalls in das Vorzimmer zurück, das Caddigan als Büro diente. Caddigan saß inmitten eines Bergs aus Fotokopien, machte sich Notizen und sammelte Quellenangaben. Waylock ließ sich in den Sessel sinken und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
    »Das war vielleicht ein Abenteuer …«
    Caddigan zuckte mit den Achseln. »Sie können von Glück sagen, daß Gerempsky ein Schwächling ist.«
    »Ein Schwächling? Seine Hände waren wie stählerne Zangen! Ich habe noch nie eine solche Kraft erlebt!«
    Caddigan nickte, und seine Lippen deuteten den Hauch eines mitfühlenden Lächelns an. »Die körperlichen Leistungen von hysterischen Irren sind unglaublich. Sie stehen im Widerspruch zur grundlegenden Stoffwechselstruktur und dem Energieumsatz des menschlichen Körpers. Aber das ist bei einigen anderen Phänomenen auch der Fall.« Seine Stimme wurde zu einem dozierenden Geleier. »Zum Beispiel die Fähigkeit einiger unserer Vorfahren sowohl aus lange zurückliegenden Epochen als auch aus moderneren Zeiten, ohne Verbrennungen zu erleiden über glühende Kohlen zu laufen. Oder die noch bemerkenswerteren Eigenschaften der Anhänger des von Zoroaster gegründeten Mazdaismus.«
    »Ja«, gab Waylock gequält zurück. »Ohne Zweifel.«
    »Ich habe die Gabe eines Mannes namens Phosphor Magniotes kennengelernt. Er kann den Flug von Vögeln kontrollieren. Er befielt ihnen, aufzusteigen, herabzusegeln, nach links oder rechts zu schwenken – bei einzelnen wie auch bei ganzen Schwärmen. Können Sie sich das vorstellen?«
    Waylock zuckte mit den Achseln. »Warum nicht?«
    Caddigan nickte. »Eins ist ganz klar: Solche Personen verfügen über ein Energiepotential, das wir nicht einmal identifizieren können. Vielleicht verwenden die Amarant diese Kraft dazu, um eine Ichangleichung mit ihren Surrogaten zu erzielen, wer weiß?«
    »Könnte gut sein«, sagte Waylock.
    »Diese Energie muß auch in den Irren schlummern. Olaf Gerempsky hat mittlerweile sechs Tobsuchtsanfälle erlitten, in denen er eine solche Kraft an den Tag legte. Aber Olaf ist in Wirklichkeit ein Schwächling. Sie sollten einmal die Kräftigen erleben: Maximilian Hertzog oder Fido Vedelius. Beide hätten die Faust durchs Bett gestoßen und Sie durch das Loch heraufgezerrt. Aus diesem Grund – um auf den Kern der Sache zu kommen – muß ich Sie warnen.« Caddigans Lächeln wurde eine Spur breiter. »Es ist eine gefährliche Sache, mit einem Patienten Schabernack zu treiben, ganz gleich, wie sanftmütig er auch zu sein scheint.«
    Waylock hielt den Mund. Caddigan lehnte sich in seinem Sessel zurück und preßte die Fingerspitzen gegeneinander.
    »Es ist meine Aufgabe, Ihre Arbeitsbewertungsakte zu führen. Es muß nicht eigens betont werden, daß ich mir in Hinsicht auf diese Pflicht absolute Objektivität zum obersten Prinzip mache. In bezug auf diesen Grundsatz halte ich es für ausgeschlossen, Ihre heutige Tagesarbeit besonders hoch einzuschätzen. Ich weiß nicht, auf was Sie aus waren. Ich will es auch gar nicht wissen.«
    Waylock setzte zu einer Antwort an, aber Caddigan hob die Hand. »Vielleicht haben Sie sich Basil Thinkoup als

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