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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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unverbindliche Antwort.
    »Sie wissen, ich komme voran«, sagte Basil selbstgefällig. »Es verdrießt sie, wenn man ihnen um eine Nasenlänge voraus ist und den Erfolg wegschnappt, dem sie seit Jahren nachjagen.«
    »Das kann ich mir durchaus vorstellen.«
    »Diese Leute hier«, Basil winkte kurz mit der Hand, »platzen fast vor Neid und Mißgunst. Und da ich offenbar schnell vorankomme, führen sie sich wie Klatschbasen auf und versuchen, mich hinter meinem Rücken schlecht zu machen. Seth Caddigan hat ohne Zweifel meine Methoden verurteilt, nicht wahr?«
    Waylock lachte. »Nicht direkt. Er sagte, Sie seien unkonventionell. Und das mißbehagt ihm.«
    »Dazu hat er auch allen Grund. Als wir hier anfingen, waren unsere Startbedingungen gleich. Seth konzentrierte sich ausschließlich auf Hypothesen aus vierter oder fünfter Hand, die von klassischen Fallstudien abgeleitet wurden. Ich ignorierte das ganze Zeug und spielte sozusagen ohne Noten.«
    Zwei aus hauchdünnen Lumineszenz-Leuchtspuren bestehende Speisekarten senkten sich zu ihnen herab. Basil bestellte sich Lattich, gepökelte Alse und Kekse, wobei er erklärte, daß ihm eine leichte Mahlzeit angenehmer sei. »Seth läßt sich von Selbstmitleid aufreiben und zerfressen und sammelt nur immer weiteres Wissen an, anstatt die Psychiatrie voranzubringen. Hmm, was mich angeht … vielleicht bin ich ungestüm. Das sagt man jedenfalls von mir. Aber ich bin andererseits auch guter Dinge. Unsere Gesellschaft ist das stabilste Sozialgefüge in der menschlichen Geschichte, und sie weist keine Veränderungstendenz auf. Solange das der Fall ist, dürfen wir damit rechnen, daß sich unsere typische Unpäßlichkeit, das katatonisch-manische Syndrom, weiter ausbreitet. Wir müssen dieses Problem energisch und ohne Glacehandschuhe anpacken.« Waylock, mit der Bewältigung von Kotelett und Brunnenkresse beschäftigt, nickte zustimmend.
    »Sie behaupten, ich benutze die Patienten als Versuchskaninchen«, klagte Basil. »Was natürlich Unsinn ist. Ich probiere verschiedene Therapiemethoden aus, so wie sie mir gerade in den Sinn kommen. Die armen Irren sind ersetzbar. Sie bedeuten niemandem etwas, nicht einmal sich selbst. Angenommen, ich trage dazu bei, daß sich bei zwanzig von ihnen der Zustand verschlimmert, bei dreißig oder bei hundert. Was bedeutet das schon?«
    »Nichts«, sagte Waylock.
    »Genau.« Basil stopfte sich Lattich in den Mund. »Wenn meine Methoden keinen Erfolg hätten, wäre das sicher Grund genug, mich vor Gericht zu zitieren und zu verurteilen … aber … haha!« Er platzte vor Lachen und hielt sich rasch die Hand vor den Mund. »Zur großen Bestürzung meiner ehrenwerten Kollegen geht es einigen meiner Patienten besser! Ich habe einige von ihnen als geheilt entlassen, und das erhöht die Verachtung, die man mir entgegenbringt. Wer ist noch weniger beliebt als der erfolgreiche Stümper?« Er klopfte Waylock auf den Arm. »Ich freue mich sehr, daß ich Sie bei mir habe, Gavin! Wer weiß, vielleicht gelingt uns zusammen der Aufstieg in Amarant! Wär’ ’ne tolle Sache, eh?«
    Nach dem Mittagessen brachte Basil Waylock in die Abteilung 18 zurück und überließ ihn seinen Pflichten. Waylock ging nicht gerade begeistert an die Arbeit und setzte bei jedem Patienten einen Injektor an, der ihnen eine Dosis von Vitaminen und Aufbaustoffen durch die Haut in den Blutkreislauf blies.
    Er blickte an den Bettreihen entlang. Sechsunddreißig Männer, deren gemeinsamer Nenner eine flach verlaufende Lebenslinie war. In Hinsicht auf den Auslöser ihrer Psychose gab es keine offenen Fragen. Sie würden hier ihre Jahre ausleben, bis schließlich die Limousine mit den schwarzgetönten Scheiben vorfuhr, um sie abzuholen.
    Waylock schritt durch den Mittelgang und blieb immer wieder kurz stehen, um die trübseligen und hoffnungslosen Gesichter zu betrachten. Vor jedem Bett fragte er sich: Welchen Stimulus, welche Therapie würde ich hier anwenden?
    In einem Bett, vor dem er innehielt, lag ein kleiner, zart gebauter und ungefährlich wirkender Mann, der die Augen geschlossen hatte. Die am Bett befestigte Hinweistafel gab den Namen des Patienten mit Olaf Gerempsky und seine Phylenzugehörigkeit mit Keil an. Die Kennung wies noch andere Angaben und Kodierungskürzel auf, aber die sagten ihm nichts.
    Waylock strich über die Wange des Kranken. »Olaf«, sagte er mit sanfter Stimme. »Olaf, wachen Sie auf. Sie sind gesund. Olaf, Sie sind wieder gesund. Sie können nach Hause

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