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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Ich bin jedoch nur Schwarm, und Unterweiser Clou schafft aufgrund seiner Abhandlung vielleicht den Aufstieg in Rand. Nun, da Clou beschäftigt ist, trägt Thinkoup hier die Verantwortung: Diese Abteilung ist seine Domäne. Und Basil verwendet keine Drogen. Seine Ideen sind eher unkonventionell. Er vertritt den Grundsatz, daß alle herkömmlichen Behandlungsmethoden falsch und in Wirklichkeit das genaue Gegenteil von dem sind, was tatsächlich helfen könnte. Wenn gründliche Forschungen ergeben haben, daß leichte Massagen bei von hysterischen Wahnanfällen Betroffenen krampflösend wirken, dann bindet Basil sie entweder so ans Bett fest, daß sie keinen Finger mehr rühren können, oder er fesselt sie an einen Mechanoführer, der ihnen zwangsweise Bewegung verschafft. Basil experimentiert gern. Er ist auf einer ständigen und ruhelosen Suche nach neuen Wegen, und er probiert planlos alles aus.«
    »Mit welchen Resultaten?« fragte Waylock.
    Caddigan stülpte in säuerlicher Belustigung die Lippen. »Der Zustand der Patienten hat sich nicht verschlechtert. Einigen scheint es sogar besser zu gehen … Aber Basil hat natürlich nicht die geringste wissenschaftliche Begründung für seine Methoden.«
    Sie schritten durch den Mittelgang. All die Gesichter mit ihren verschiedenen Konturen und Ausdrücken hatten einen Faktor gemeinsam: einen Zug von alles andere verdrängender Melancholie, von absolut hoffnungsloser Trübseligkeit.
    »Gütiger Himmel«, murmelte Waylock. »Diese Gesichter … Sind sie bei Bewußtsein? Denken sie? Fühlen sie sich so, wie sie aussehen?«
    »Sie leben. Und ihr Verstand funktioniert auf einer gewissen Ebene.«
    Waylock schüttelte den Kopf.
    »Sie dürfen sie nicht als Menschen betrachten«, erklärte Caddigan. »Wenn Sie eine solche Vorstellung entwickeln, sind Sie verloren. Für uns sind sie nur Mittel zum Zweck, Faktoren unseres Wetteiferns um Steigung – und wir handhaben sie auf eine Weise, die uns möglichst viele Karrierepunkte einbringt … Kommen Sie, ich werde Sie nun in Ihren neuen Aufgabenbereich einweisen.«
     
3
     
    Waylock fand seine Pflichten ganz und gar abstoßend. Als Krankenwärter wurde von ihm verlangt, sechsunddreißig komatöse Patienten zu waschen, trockenzulegen, ihnen Nahrung einzuflößen und sich um ihre körperlichen Ausscheidungen zu kümmern – und jeder einzelne von ihnen konnte plötzlich einen heftigen Tobsuchtsanfall bekommen. Darüber hinaus war er dazu verpflichtet, Krankenberichte zu erstellen und Caddigan oder Basil Thinkoup bei jeder besonderen Behandlung oder einem neuen Therapieversuch zu assistieren.
    Gegen Mittag stattete Basil Thinkoup der Station einen Besuch ab, und er schien bester Laune zu sein. Er klopfte Waylock auf den Rücken. »Geben Sie acht, Gavin; lassen Sie sich von Seths Spott nicht ins Bockshorn jagen – der gute Junge pflegt seine ganz persönliche Art von Humor.«
    Caddigan schürzte die Lippen und warf einen flüchtigen Blick durch den Raum. »Ich glaube, ich werde jetzt Mittag machen.« Er nickte knapp und schlenderte gelassen davon. Basil umfaßte Gavins Arm. »Kommen Sie. Ich zeige Ihnen die Caféteria. Wir essen einen ordentlichen Happen und sehen dann mal, was heute noch zu tun ist.«
    Waylock sah an den Bettreihen entlang. »Und die Patienten?«
    Basils Gesicht zeigte einen scheinbar sehr nachdenklichen Ausdruck. »Ja, was ist nur mit ihnen? Wohin könnten sie entfliehen? Welches Leid mag ihnen zustoßen? Sie liegen da wie erstarrt. Wenn sie plötzlich erwachen oder einen Anfall bekommen – was dann? Die Abschirmstangen halten sie zurück. Sie zerreißen die Laken. Sie verausgaben ihre Kräfte und schlafen wieder ein.«
    »Das ist vermutlich die zweckmäßigste Einstellung.«
    » Und die vernünftigste noch dazu!«
    Die Caféteria war in einer Kuppel untergebracht, die aus der Seite des Hauptgebäudes herauswuchs. Helles Sonnenlicht fiel herein, und man hatte von hier aus eine gute Aussicht auf den blaugrauen Melodienstrom. Die Tische waren in konzentrischen Halbkreisen angeordnet, und die Stühle wiesen alle nach außen. Basil führte Waylock zu einem Tisch, der den Abschluß bildete an einem der inneren Kreise – er wählte diesen Sitzplatz aufs Geratewohl, ohne groß darüber nachzudenken. Die anderen Gäste schienen Basil mit kühler Zurückhaltung zu begegnen.
    Als sie Platz genommen hatten, zwinkerte Basil Waylock zu. »Zutage tretender beruflicher Neid – haben Sie es bemerkt?«
    Waylock gab eine

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