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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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anheimfallen.«
    »Möglicherweise«, sagte Basil und war nicht gerade entzückt.
    »Wenn wir die gegenwärtige Population der Palliatorien heilen, könnte uns das die zweifache Menge an Neueinlieferungen einbringen.«
    Basil schürzte die Lippen und erwiderte mit nervösem Nachdruck: »Warum sollten wir dann überhaupt eine Therapie versuchen? Wir sind für diese Patienten verantwortlich. Tatsächlich könnte es uns genauso ergehen, wenn wir nicht das Glück gehabt hätten …« Basil zögerte, und Waylock erinnerte sich an Caddigans Bemerkungen über Basils eigene Erfahrungen mit der Melancholie. »Nun, jedenfalls ist es nicht unsere Sache, über unsere Mitmenschen zu richten – das ist die Aufgabe des Aktuarius. Wir können uns nur um die Pflichten kümmern, die wir uns selbst auferlegt haben.«
    Waylock zuckte mit den Achseln. »Wie Sie schon sagten: Es ist nicht unser Problem. Unser Verantwortungsbereich umfaßt nur die Heilbehandlung, mehr nicht. Der Prytaneon bestimmt die Prinzipien unserer Gesellschaft, der Aktuarius bewertet unser Leben, und die Assassinen sorgen für Gerechtigkeit. So ist die Aufgabenverteilung.«
    »Richtig«, sagte Basil und blähte die Wangen auf. »Um nun auf den Kern der Sache zurückzukommen: Ich habe die neue Therapie einige Male getestet und damit einen gewissen Erfolg erzielt. Bei Maximilian Hertzog handelt es sich um ein fortgeschrittenes Stadium der Psychose; er stellt gewissermaßen einen Extremfall dar. Wenn ich ihn heilen oder seinen Zustand bedeutend verbessern kann, wäre meine Theorie, so glaube ich, dadurch bewiesen.« Basil lehnte sich wieder zurück.
    »Ich habe den Eindruck«, sagte Waylock, »daß Sie sehr gut in Dritte aufsteigen könnten, wenn alles so abläuft, wie Sie es sich erhoffen.«
    »In Dritte, vielleicht gar in Rand. Es wäre eine höchst bemerkenswerte Leistung!«
    »Wenn es funktioniert.«
    »Was wir ja zu beweisen hoffen«, sagte Basil.
    »Darf ich mich nach der Art dieser Therapie erkundigen?«
    Basil blickte sich wachsam um. »Einzelheiten kann ich jetzt noch nicht verraten. Nur soviel: Im Gegensatz zu den üblichen Therapien geht diese schnell und nicht ohne einen gewissen gewaltsamen Nachdruck vor sich – Schockbehandlung. Natürlich könnte sich dadurch Hertzogs Zustand auch verschlechtern. In diesem Fall …« – er lächelte gedankenvoll – »… wäre ich in einer üblen Lage. Man würde mich schrecklicher Dinge bezichtigen – Menschen als Versuchskaninchen zu benutzen. Und ich nehme an, das käme der Wahrheit auch recht nahe. Aber ich frage Sie: Wozu sind diese armen Kerle denn sonst noch gut? Welchem besseren Zweck könnten sie ihr kümmerliches Dasein widmen?« Basil wurde nun sehr lebhaft. »Ich brauche Ihre Hilfe. Wenn ich Erfolg habe, dann werden Sie durch die Zusammenarbeit mit mir profitieren. Allerdings gehen Sie aus dem gleichen Grund auch ein Risiko ein.«
    »Weshalb?«
    Basil warf einen verächtlichen Blick durch die Caféteria. »Die Verantwortlichen sind von meinen Vorstellungen nur wenig begeistert.«
    »Ich helfe Ihnen«, sagte Waylock.
     
3
     
    Basil Thinkoup führte Waylock durch das Palliatorium. Sie wanderten durch verschiedene Stationen und Abteilungen, an endlosen Bettreihen mit starren, weißen Gesichtern entlang, und gelangten schließlich an eine Tür. Sie war mit Magnesiumleisten versehen, auf denen sich lange Reihen von Stechknospen dahinzogen. Basil sprach in ein Gitter, und die Tür öffnete sich.
    Sie schritten durch einen Korridor und traten dann in die Krankenstation 101. Es war ein großer, fünfeckiger Raum mit Plastikboxen an den Wänden. Die Patienten lagen auf weißen, runden Drillichflächen, die von Metallbügeln abgestützt wurden. Über jedem Kranken hing ein weiterer Bügel, an dem ein Netz aus elastischen Riemen befestigt war. Sobald der Patient die ersten Anzeichen eines Tobsuchtsanfalls zeigte, wurde dieses Netz über ihn gestülpt: Bekleidet waren die Insassen dieser Abteilung nur mit einem Korb aus perforiertem Metall an ihren Lenden. Wie Basil erklärte, sollte er verhüten, daß sich der Patient in seiner Raserei selbst verstümmelte.
    »Sowohl Stärke als auch Intensität der Tobsuchtsanfälle dieser Leute sind unglaublich. Sehen Sie die Wickelnetze über den Betten?«
    »Sie machen einen wirkungsvollen Eindruck«, sagte Waylock.
    »Das sind sie auch. Jeder Netzriemen weist eine geprüfte Zugfestigkeit von eintausendvierhundert Pfund auf. Ausreichend, oder was würden Sie sagen?«
    »Ganz

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