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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Elektrobefriedung oder Drogen scheinen wirkungsvoller zu sein, da sie Denkprozesse betäuben oder ganz unterbinden können – das Problem besteht darin, ihre Effekte selektiv zu gestalten.«
    Waylocks Blick glitt zu dem Bildschirm. Hertzogs Pulsfrequenz betrug nun 54.
    »Ich entdeckte einen grundlegenden Hinweis in der Arbeit, die Helmut und Gerard vom Neurochemischen Institut veröffentlichten«, sagte Basil. »Damit beziehe ich mich natürlich auf ihre Studien über Synapsenchemie – wobei es sich um eine zusammengefaßte Umschreibung der Vorgänge handelt, die auftreten, wenn ein Impuls von Nerv zu Nerv geleitet wird: der fundamentale Ablauf des Denkprozesses. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind höchst interessant. Wenn ein Stimulus von einem Nerv zum anderen weitergegeben wird, dann kommt es zu nicht weniger als einundzwanzig aufeinanderfolgenden chemischen Reaktionen an der betreffenden Synapse. Wenn eine dieser Reaktionen blockiert ist, kann der Reiz nicht an andere Nervenverbindungen weitergeleitet werden.«
    »Ich glaube, ich verstehe nun, worauf Sie hinauswollen«, sagte Waylock.
    »Diese Erkenntnis gibt uns möglicherweise ein Mittel in die Hand, die Denkprozesse unseres Kattos zu kontrollieren. Wir würden gern die Erinnerung an sein Hindernis oder Problem ausmerzen. Wie können wir dabei selektiv vorgehen? Offenbar am besten dadurch, indem wir eine der chemischen Reaktionen oder den betreffenden Katalysator beeinflussen, an einer oder an mehreren Synapsen, die von dem jeweiligen Gedankengang betroffen sind. Um der Selektivität willen wählen wir eine Reaktion, die kurzlebig ist und zu der es nur während des Verlaufs des Gedankentransfers kommt. Ich habe mich für die Substanz entschieden, der Helmut und Gerard die Bezeichnung Heptant gaben – die chemische Zusammensetzung dieses Stoffes ist genau analysiert. Das Problem besteht jetzt nur noch in der Bildung eines Chelats, das mit Heptant eine Verbindung eingeht und somit seine Katalysatorfunktion auf Dauer unterbindet. Diese Aufgabe habe ich an Unterweiser Vauxine Tudderstell von den Biochemischen Laboratorien in Maxart delegiert.« Basil trat an den Glasschrank und holte eine orangefarbene Flasche hervor. »Hier haben wir es – Anti-Heptant. Wasserlöslich, ungiftig, überaus wirksam. Wird es in den zerebralen Blutkreislauf eingegeben, hat es die gleiche Wirkung wie die Löschtaste eines Recorders. Es unterbindet die Denkprozesse aller aktiven Hirnsektoren, ohne die passiven Synapsenverbindungen in irgendeiner Weise zu beeinflussen.«
    »Basil«, brachte Waylock in aufrichtiger Bewunderung hervor, »das klingt wirklich genial.«
    »Ein schwieriges Problem blieb«, gab Basil lächelnd zurück, »wir wollten vermeiden, Teile des Wortschatzes unseres Patienten zu löschen, was eine unvermeidliche Nebenwirkung der Behandlung zu sein schien. Doch wie es der Zufall wollte, stellte sich heraus, daß das Anti-Heptant keinerlei Auswirkungen auf das zerebrale Sprachzentrum hat. Warum das so ist, entzieht sich meiner Kenntnis, aber im Augenblick interessiert mich der Grund auch gar nicht. Ich bin nur sehr erfreut darüber.«
    »Sie haben das Anti-Heptant getestet?«
    »In begrenztem Umfang: bei einem Patienten mit nur leichter Psychose. Den entscheidenden Versuch werden wir hier mit Maximilian Hertzog durchführen.«
    »Sein Pulsschlag nähert sich dem Normalwert«, sagte Waylock. »Wenn wir nicht aufpassen, wird er …«
    Basil winkte unbekümmert ab. »Kein Grund zur Sorge. Wir können ihm jederzeit den Wickel überstülpen.« Er deutete auf den Harnisch, der über der Liege hing. »Tatsächlich müssen wir ihn sogar zur Raserei stimulieren.«
    Waylock hob die Augenbrauen. »Ich dachte, wir würden uns die größte Mühe geben, das zu verhüten.«
    Basil schüttelte den Kopf. »Wir wollen, daß seine Gedanken einzig und allein auf sein Hindernis, auf seine Probleme fixiert sind. Dann verabreichen wir ihm Anti-Heptant. Zack! Das Heptant der kranken Denkprozesse wird vollkommen gebunden. Die Synapsenverbindungen sind blockiert, und damit verschwindet auch das Hindernis. Der Patient ist geheilt.«
    »So einfach ist das!«
    »Einfach und elegant.« Basil starrte in Hertzogs Gesicht hinab. »Er wacht gleich auf. Also, Gavin: Sie betätigen gegebenenfalls den Auslöser des Wickels und regeln die Zufuhr an Anti-Heptant.«
    »Wie soll ich dabei vorgehen?«
    »Zunächst schließen wir ein Meßgerät an, das uns ständig über die Konzentration von

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