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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Nähe. Frage ihn, ob er zu uns kommt.«
    Roger Buisly zögerte, und als Pladge darauf bestand, gab er klagende Laute von sich.
    »Na schön«, meinte Pladge mit deutlich betonter Arroganz. »Dann rufe ich ihn eben selbst an.«
    Sie erhob sich, trat vom Tisch fort und ging auf die öffentliche Kommuzelle zu.
    »Eine sehr eigensinnige Frau«, bemerkte Buisly.
    »Offenbar.«
    Pladge kehrte mit einem triumphierenden Lächeln zurück. »Er war gerade dabei, seine Wohnung zu verlassen, und wird gleich hier sein.«
    Ein paar Minuten später tauchte Jacob Nile auf, und Pladge stellte ihn vor. Er zog die Augenbrauen zusammen. »Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor. Sind wir uns schon einmal begegnet?«
    »Ich glaube, ich habe Sie gestern abend im Klub der Pankunst-Liga getroffen.«
    »Ach ja?« Nile runzelte die Stirn. »Vielleicht. Ich erinnere mich nicht an Ihr Gesicht … Eine schreckliche Sache.«
    »Schrecklich, in der Tat.«
    »Hm? Worum geht’s?« fragte Pladge, und sie wollte nicht eher Ruhe geben, bis sie alle Einzelheiten gehört hatte. Dann wandte sich das Gespräch wieder den Lebensartzweiflern zu. Nile hob besonders die Gefahren des Zerfalls und der Degeneration hervor, die einer statischen Gesellschaft drohten. Waylock rutschte in seinem Sessel hin und her und blickte auf den See hinaus.
    »Jacob, Sie haben den Blick für die Wirklichkeit verloren!« wies Roger Buisly ihn zurecht. »Anstatt ziellos loszugehen, müssen wir ein Ziel haben, auf das wir losgehen können.«
    »Wenn wir uns mutig der Herausforderung stellen, werden wir dieses Ziel finden!«
    »Herausforderung?«
    »Die Herausforderung des Lebens! Die Menschheit hat ihren größten Feind besiegt – wir haben das Geheimnis des ewigen Lebens entschleiert. Jeder müßte in den Genuß der Unsterblichkeit gelangen können!«
    »Haha«, lachte Buisly. »Unter dem Vorwand der Humanität vertreten Sie die grausamste Doktrin überhaupt. Clarges – von sich vermehrenden und multiplizierenden Amarant bevölkert. Dann, ach du schöne Welt … sauve qui peut! «
    »Die Konsequenzen scheinen unausweichlich«, sagte Waylock nachdenklich. »Eine Überbevölkerung innerhalb der Enklave, die uns dazu veranlaßt, die Grenzen hinauszuschieben. Die Nomaden erklären uns den Dschihad. Wir bringen sie um und werfen sie immer weiter zurück. Unsere Bevölkerung wächst. Wir bewässern Wüsten, legen Teile der Meere mit Hilfe riesiger Dämme trocken, kultivieren die Taiga … und während all dieser Zeit liegen wir ständig im Krieg und müssen Schlachten gegen Guerillas schlagen.«
    »Ein Imperium«, murmelte Roger Buisly, »ein Reich, errichtet auf Bergen menschlicher Knochen, zementiert mit Blut, geformt mit den Geistern der Toten.«
    »Und was kommt am Ende dabei heraus?« fuhr Waylock fort. »Die Enklave umfaßt die ganze Welt. Nach einem Jahrhundert stehen die Unsterblichen dicht gedrängt Schulter an Schulter, wo immer sich fester Boden unter ihren Füßen befindet – und über die Reste der Meere treiben Riesenflöße mit Millionen anderen.«
    Jacob Nile seufzte. »Das ist es, was ich mit Stagnation meine. Wir kennen das Problem, wir stammeln ein paar unbrauchbare Lösungsvorschläge, und dann werfen wir die Hände hoch und finden uns mit dem gegenwärtigen Leben ab – mit einem beruhigten Gewissen darüber, das Problem zumindest erörtert zu haben.« Seine Stimme klang bitter. »In Kharnevall läßt sich leicht Ablenkung und Sublimierung erkaufen.«
    Kurzes Schweigen schloß sich an.
    »Ich glaube, ich werde zu einer Schicksalsverrückten«, sagte Pladge.
    »Was nicht weniger zeitgemäß ist, als zu den Lebensartzweiflern zu gehören«, sagte Waylock.
    »Selbst wenn es in meiner Macht stände«, fuhr Jacob Nile fort, »ich würde die Zukunft nicht nach meinen eigenen Vorstellungen gestalten. Dieses Verlangen muß jeder einzelne spüren; es muß gleich einer alles andere beiseite spülenden Woge die gesamte Bevölkerung erfassen – eine spontane Aufwallung, die den Grundstein für ein neues Leben legt.«
    »Aber das ist ja das Dilemma, Jacob!« sagte Pladge. »Alle sind in Aufregung, alle sind bereit zum Aufbruch, alle suchen nach einem Ort, zu dem sie gehen können!«
    Jacob Nile zuckte mit den Achseln. »Ich weiß, wohin ich gehen würde … aber würden sich die anderen mir anschließen? Das ist es, was zu bestimmen ich mich nicht zu erdreisten wage.«
    »Vielleicht könnten Sie uns die Richtung zeigen, die Sie einschlagen würden«, schlug Roger Buisly

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