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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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für eine Position mit höheren Steigungsaussichten.«
    Waylock starrte sie an. »Das ist eine merkwürdige Situation«, brachte er schließlich hervor. »Mit wem haben Sie gesprochen?«
    »Die Lage ist so beschaffen, wie ich sie Ihnen dargestellt habe, mein Herr.«
    »Wer hat Sie angewiesen, sie mir auf diese Weise darzulegen?«
    Sie wandte sich ab. »Sie müssen mich jetzt entschuldigen … ich habe viel zu tun.«
    Waylock beugte sich vor. Sie konnte seinem Blick nicht ausweichen und erstarrte wie von ihm hypnotisiert. »Antworten Sie mir – wen haben Sie zu Rate gezogen?«
    »Es war eine routinemäßige Rückfrage beim Abteilungsleiter.«
    »Und dann?«
    »Er war der Ansicht, Sie seien für die ersten Stellungen, die ich Ihnen gegenüber erwähnte, nicht geeignet.«
    »Bringen Sie mich zu Ihrem Vorgesetzten.«
    »Wie Sie wünschen, mein Herr«, gab sie erleichtert zurück.
    Der Abteilungsleiter hieß Cleran Tiswold und war Keil: ein untersetzter kleiner Mann mit grobem, rotem Gesicht und einer Borste aus sandfarbenem Haar. Als er Waylock erblickte, zogen sich seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
    Die Unterredung dauerte fünfzehn Minuten. Von Anfang an bestritt Tiswold, daß seine Entscheidung von außen beeinflußt worden war, doch seine Stimme klang dabei ein wenig zu schrill. Waylocks Forderung nach einer Bewußtseinssondierung lehnte er mit spöttischer Belustigung ab. Er mußte zugeben, daß Waylock bei den Eignungstests ungewöhnlich gut abgeschnitten hatte und ein solches Ergebnis normalerweise zur Bewerbung um eine verantwortungsvolle Stellung berechtigte. »Ich aber interpretiere diese Tests«, sagte Tiswold. »Und ich beurteile das Gesamtergebnis entsprechend meiner Einschätzung des Bewerbers.«
    »Wie konnten Sie mich einschätzen, ohne mich kennengelernt zu haben?«
    »Ich kann nicht noch mehr Zeit für Sie erübrigen«, sagte Tiswold. »Akzeptieren Sie die Stellung, die Ihnen angeboten wurde, oder nicht?«
    »Ja«, erwiderte Waylock. »Ich akzeptiere sie.« Er stand auf. »Ich werde mich morgen früh zur Arbeit melden. Ich gehe nun zu den Tribunen und erstatte Anzeige gegen Sie. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Vielleicht ist es Ihr letzter.«
    Langsamen Schrittes verließ Waylock den Aktuarius. Der Himmel war trüb und düster. Eine Windbö blies ihm kalten Regen ins Gesicht, und er zog sich wieder in den Aktuarius zurück.
    Zwanzig Minuten lang stand er an den hohen Fenstern, und seine Gedanken waren so dunkel wie die Regenwolken.
    Die Angelegenheit war nun ebenso einfach wie bedrohlich. Wenn Die Jacynth und die anderen Mitglieder der Amarant-Gesellschaft nicht Abstand nahmen von ihren Nachstellungen, dann war Waylock zu energischen Gegenmaßnahmen gezwungen.
    Er mußte Der Jacynth erklären, welche Konsequenzen ihre Rachsucht haben mochte.
    Waylock betrat eine öffentliche Kommuzelle und wählte die Codenummer Der Jacynth.
    Auf dem Bildschirm flammte ihr Wappen auf. Sie meldete sich, zeigte jedoch nicht ihr Gesicht.
    »Gavin Waylock! Wie grimmig Sie aussehen!« Ihre Stimme triefte vor Spott.
    »Ich muß mit Ihnen reden.«
    »Es gibt nichts, was von Ihnen zu hören mich interessierte. Wenn Sie plaudern möchten, dann gehen Sie zu Caspar Jarvis und gestehen Sie ihm, auf welche Weise Sie mein Leben geschändet haben und wie Sie die Bewußtseinssondierung überlisten konnten. Das ist es, was Sie tun sollten.«
    »Sie sind leichtsinnig. Sie mißachten …« Er hielt inne. Das Identifikationsmedaillon pulsierte und verblaßte dann. Die Jacynth hatte die Verbindung unterbrochen.
    Er fühlte sich niedergedrückt und deprimiert. Wer würde sich für ihn einsetzen? Wer hatte Einfluß auf Die Jacynth? Ganz gewiß Der Roland Zygmont, Präsident der Amarant-Gesellschaft. Er suchte nach der Nummer und rief Den Roland zu Hause an.
    Sein Wappen erschien auf der Schirmfläche. Eine Stimme sagte: »Hier ist die Residenz Des Roland Zygmont. Wer sind Sie, und was wünschen Sie?«
    »Mein Name ist Gavin Waylock. Ich möchte Den Roland in einer Angelegenheit sprechen, die Die Jacynth Martin betrifft.«
    »Wenn Sie sich bitte einen Augenblick gedulden würden.«
    Kurz darauf löste sich das Medaillon auf, und vom Bildschirm sah ihm Der Roland entgegen – ein Mann mit schmalem, strengem Gesicht, durchdringendem Blick und völlig ausdrucksloser Miene. »Ich erkenne ein Gesicht aus der Vergangenheit«, sagte Der Roland. »Das Des Grayven Warlock!«
    »Wie dem auch sei«, erwiderte Waylock, »es ist

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