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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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nicht von Bedeutung für das, was ich Ihnen sagen möchte.«
    Der Roland hob die Hand. »Ich kenne die Angelegenheit.«
    »Dann müssen Sie sie in ihre Schranken weisen!«
    Der Roland schien überrascht. »Die Jacynth wurde von einem Ungeheuer entleibt. Wir können die Schändung des Lebens eines Amarant nicht tolerieren – damit das ganz klar ist.«
    »Dann ist es also die offizielle Haltung der Amarant-Gesellschaft, mich zu belästigen und mir nachzustellen?«
    »Durchaus nicht. Unsere einzige offizielle Haltung besteht in dem Streben nach fundamentaler Gerechtigkeit. Ich rate Ihnen, sich an die Gesetze der Enklave zu halten. Sonst wird Ihre Karriere unter keinem günstigen Stern stehen.«
    »Sie bezweifeln also meine durch die Bewußtseinssondierung bewiesene Unschuld?«
    »Die Sondierung war nicht beweiskräftig. Ich habe eine Abschrift Ihres Verhörs gelesen. Es ist offensichtlich, daß Sie eine Möglichkeit gefunden haben, Ihre Erinnerung zu löschen. Dieses Wissen stellt eine Bedrohung unserer Gesellschaft dar: ein Grund mehr, warum man Sie vor Gericht bringen muß.«
    Ohne ein weiteres Wort unterbrach Waylock die Verbindung. Er ignorierte den Regen, der nun auf die Straßen herabprasselte, überquerte den Esterhazyplatz, betrat das Gleitband und kehrte in seine Wohnung zurück.
    Er streifte seine durchnäßte Kleidung ab, duschte, trocknete sich im Heißluftstrom und ließ sich auf die Couch sinken. Er döste ein, fiel in einen unruhigen Schlummer und verzog das Gesicht und murmelte im Schlaf.
    Als er erwachte, war es später Nachmittag. Es hatte aufgehört zu regnen; die Wolkendecke war aufgerissen und bildete nun ein prächtiges Farbkonglomerat aus Schwarz und Grau und Gold.
    Waylock kochte sich Kaffee und trank ihn, ohne Gefallen daran zu finden. Er mußte mit Der Jacynth sprechen und sich ihr erklären. Bestimmt ließ sich eine Lösung des Problems finden.
    Er zog sich einen neuen, dunkelblauen Anzug über und ging hinaus in die Dämmerung.
     
3
     
    Die Jacynth wohnte am Hang eines Vorgebirges der Vandoongrate und genoß von hier aus einen weiten Überblick über Clarges. Ihr Haus war klein, aber geschmackvoll. Hohe Zypressen bildeten einen klassischen Hintergrund, und vor dem Eingang zeigten sich einige gepflegte Blumenbeete.
    Waylock betätigte den Türmelder. Die Jacynth selbst öffnete. Aus dem Willkommensgruß auf ihrem Gesicht wurde Überraschung. »Was wollen Sie hier?«
    Waylock trat vor. »Darf ich eintreten?«
    Einen Augenblick lang versperrte sie ihm unschlüssig den Weg. Dann gab sie ein abruptes »Na schön« von sich, wandte sich um und führte ihn ins Wohnzimmer, in dem mit Goldbronze verzierte Möbel glänzten. Dekoriert war der Raum mit exotischen Objekten aus den jenseits der Enklave liegenden Bereichen: Töpferwaren von den Altamirnomaden, Pfauenfetische aus Chotan, Glasskulpturen der Dodekanesen.
    Die Jacynth war so wunderschön wie immer. Sie trug eine leichte, halbtransparente Robe, und ihr sonnenblondes Haar fiel weich auf ihre Schultern hinab. In ihren Augen funkelte Klugheit. Sie musterte ihn nachdenklich. »Also … warum sind Sie hierhergekommen?«
    Waylock hatte Mühe, sich nicht von ihrem physischen Reiz ablenken zu lassen. Sie lächelte eisig. »Meine Gäste müssen bald eintreffen. Wenn Sie eine gewaltsame Entleibung im Sinn haben, dann dürfen Sie kaum darauf hoffen, unerkannt zu fliehen. Und für die amouröse Spielerei, die Ihre Miene andeutet, haben wir ebenfalls so gut wie keine Muße.«
    »Ich hatte weder das eine noch das andere vor«, gab Waylock weich zurück. »Obwohl Ihr Verhalten das eine ebenso nahelegt, wie Ihr Äußeres zum anderen nötigt.«
    Die Jacynth lachte. »Da Sie heute offenbar die Absicht haben, amüsant zu sein … wollen Sie nicht Platz nehmen?«
    Waylock ließ sich auf einer niedrigen Couch am Fenster nieder. »Ich bin gekommen, um mit Ihnen zu sprechen … mich zu beschweren … Sie zu bitten, sollte das notwendig sein.« Er zögerte, aber Die Jacynth schwieg, stand angespannt und aufmerksam vor ihm.
    »Mindestens dreimal in den vergangenen zwei Wochen«, fuhr Waylock fort, »haben Sie mich daran gehindert, mein Grundrecht auf eine Karriere zu verwirklichen.«
    Die Jacynth setzte zu einer Erwiderung an, überlegte es sich dann aber anders.
    Waylock ignorierte die Fast-Unterbrechung. »Sie verdächtigen mich der Verworfenheit. Wenn Sie sich irren, dann fügen Sie mir ein großes Unrecht zu. Haben Sie recht, dann bin ich ein verzweifelter und

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