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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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findiger Mann, der Ihre Aktivitäten nicht passiv hinnimmt.«
    »Aha«, sagte Die Jacynth leise. »Sie wollen mir drohen?«
    »Ich drohe niemandem. Wenn Sie Ihre Anstrengungen aufgeben, mir zu schaden, dann wird jeder von uns Zufriedenheit in seinem zukünftigen Leben finden. Aber wenn Sie so weitermachen, dann werden sich für mich unangenehme Zwistigkeiten ergeben und ebenso für Sie – vielleicht noch unangenehmere.«
    Die Jacynth warf einen Blick durchs Fenster und deutete auf den kobaldblauen Himmelshüpfer, der auf der Landefläche oberhalb des Hauses niederging. »Da kommen meine Freunde.«
    Zwei Männer und eine Frau stiegen aus dem Luftwagen und schritten auf das Haus zu. Waylock erhob sich. »Bleiben Sie hier und leisten Sie uns Gesellschaft«, sagte Die Jacynth plötzlich. »Für ein oder zwei Stunden schließen wir einen Waffenstillstand.«
    »Es würde mich freuen, wenn wir zu einem Friedensvertrag kämen. Eine engere Beziehung zwischen uns beiden wäre dann noch weitaus zufriedenstellender.«
    »Oho!« rief Die Jacynth aus. »Sie sind nicht nur ein gewandtes Ungeheuer, sondern auch noch ein zungenfertiger Freier. Die Opfer müssen sich in jeder Beziehung vorsehen!«
    Bevor Waylock darauf antworten konnte, ertönte der Türsummer, und Die Jacynth ging, um ihre ersten Gäste zu begrüßen.
    Es waren die Komponisten Rory McClachern und Mahlon Kermanetz, die antike Musikinstrumente reparierten und restaurierten, und eine rothaarige Elfe, ein Lulkmädchen, das Fimfinella genannt wurde. Kurz darauf trafen einige weitere Gäste ein, zu denen auch Kanzler Claude Imish gehörte, der von seinem Sekretär begleitet wurde, einem mürrischen, düsteren Mann namens Rolf Aversham.
    Die Jacynth servierte ein köstliches Abendessen. Die Konversation war locker und vergnügt. Warum, so fragte sich Waylock, konnte es nicht immer so sein? Er sah auf und stellte fest, daß ihn Die Jacynth beobachtete. Seine Stimmung stieg. Er trank mehr Wein, als das bei ähnlichen Gelegenheiten sonst der Fall war, und nahm mit einigen humorvollen Bemerkungen an dem Gespräch teil.
    Im Laufe des Abends spielte Rory McClachern seine neue Komposition: eine Suite in sieben Sätzen, von den sagenhaften alten Zeiten inspiriert. Es war die erste Aufführung dieser Suite. Die Entwurfsaufzeichnung, die McClachern in den Reproduzierer schob, wies noch immer Veränderungen und Wandelpunkte inmitten der farbigen Linien auf, die die Orchestrierung steuerten. Er lachte nervös, als das Sonophon zischte und knisterte. »Schmutzpartikel und Fingerabdrücke. Keine Bestandteile der Komposition.«
    Kurz darauf war Kanzler Imish von der Vorführung gelangweilt. Er und Waylock saßen ein wenig abseits der anderen, und die flüsternde Stimme des Kanzlers ging in der Musik beinah unter. »Wir sind uns kürzlich irgendwo begegnet, aber mir ist entfallen, bei welcher Gelegenheit das war.«
    Waylock erinnerte ihn an die Umstände ihres Zusammentreffens.
    »Ach ja, natürlich«, sagte Imish. »Es fällt mir schwer, mich an all die Menschen zu erinnern, denen ich begegne. Es sind so viele.«
    »Das kann ich mir vorstellen; ihr Amt bringt eine Menge Repräsentationspflichten mit sich«, erwiderte Waylock.
    Der Kanzler lachte. »Ich lege Grundsteine, gratuliere neuen Amarant und verlese Ansprachen im Prytaneon.« Er winkte verächtlich mit der Hand. »Alles nur Belanglosigkeiten. Das volle Ausmaß meiner gesetzmäßigen Autorität ist jedoch recht bemerkenswert – wenn ich mich entschlösse, davon Gebrauch zu machen.«
    Waylock stimmte höflich zu, obwohl er wußte, daß der Prytaneon, wenn der Kanzler auch nur das geringste seiner Hoheitsrechte ausübte, ihn vierundzwanzig Stunden später einmütig zur Rechenschaft ziehen würde. Sein Amt war ein Anachronismus, nicht mehr als ein Symbol des Machtpotentials der Exekutive, ein Überbleibsel aus jener Zeit, als die Bewältigung von Katastrophen noch Tagespolitik gewesen war.
    »Lesen Sie sich die Große Charta einmal sorgfältig durch. Die Funktion des Kanzlers war als die eines Obertribuns vorgesehen, als die eines öffentlichen Wächters. Es ist mein Recht – tatsächlich sogar meine Pflicht –, öffentliche Einrichtungen und Institutionen zu kontrollieren. Ich berufe Dringlichkeitssitzungen des Prytaneon ein und vertage sie. Ich bin oberster Direktor der Assassinen.« Imish kicherte heiser. »Dieser Posten hat nur einen Nachteil – es gibt keine Steigung.« Sein Blick fiel auf den dunklen, fast finster wirkenden

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