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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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machen.
    »Ich darf nicht nachlassen; ich darf mich nicht erweichen lassen und damit mein Ideal verraten.«
    Ihre Blicke trafen sich und klebten in beiderseitiger Faszination aneinander fest.
    »Gavin Waylock«, sagte sie heiser, »wenn Sie mir in Kharnevall nur vertraut hätten! Jetzt sind Sie mein ganz persönliches Ungeheuer, und das kann ich nicht ignorieren.«
    Waylock ergriff ihre Hand. »Wie hoch die Liebe doch über dem Haß steht«, sagte er sanft.
    »Und wie sehr das Leben dem Nicht-Leben vorzuziehen ist«, gab sie trocken zurück.
    »Ich möchte, daß Sie meine Lage durch und durch verstehen«, sagte er mit eindringlicher Stimme. »Ich werde kämpfen, ich werde überleben. Ich werde eine Erbarmungslosigkeit an den Tag legen, die Sie sich nicht einmal vorstellen können.«
    Ihre Hand wurde steif. »Sie meinen, Sie wollen sich nicht der Gerechtigkeit unterwerfen!« Sie riß die Hand fort. »Sie sind ein bösartiger Wolf. Sie gleichen einem Infektionsherd, der vernichtet werden muß, bevor er tausend gesunde Menschen anstecken kann!«
    »Überdenken Sie das noch einmal, ich bitte Sie«, sagte Waylock. »Ich wünsche diese Auseinandersetzung nicht.«
    »Was gibt es da noch zu überdenken?« fragte sie frostig. »Ich bin nicht der Richter. Ich habe Ihren Fall nur dem Rat der Amarant vorgetragen, und er hat die Entscheidung getroffen.«
    Waylock erhob sich. »Sie sind fest entschlossen?«
    Sie stand ebenfalls auf, und in ihrem wunderschönen Gesicht zeigte sich ein vitales Glühen. »Selbstverständlich.«
    Waylocks Stimme klang kummervoll. »Was auch immer jetzt geschehen wird … es mag nicht nur mein Schicksal besiegeln, sondern ebensogut auch das Ihre.«
    Die Augen Der Jacynth funkelten skeptisch. »Verlassen Sie mein Haus, Gavin Waylock«, erwiderte sie dann. »Ich habe Ihnen nichts weiter zu sagen.«

 
DREIZEHN
     
1
     
    Am Montagmorgen meldete sich Waylock zur Arbeit beim Aktuarius. Er erhielt einen subkutanen Identifikationsvermerk und wurde dann seinem Vorgesetzten vorgestellt, Techniker Ben Reeve, einem kleinen, dunkelhäutigen Mann mit dem sanftmütigen Blick eines Wiederkäuers. Reeve hieß Waylock zerstreut willkommen, trat dann zur Seite und überlegte. »Sie müssen ziemlich weit unten bei mir anfangen. Aber Sie haben sicherlich auch nicht erwartet, sich gleich an die Spitze der hiesigen Hierarchie setzen zu können.«
    »Ich bin hier, um Steigung zu erlangen«, antwortete Waylock mit der üblichen Floskel. »Ich möchte nur eine Chance, mein Bestes zu geben.«
    »Das ist die richtige Einstellung«, sagte Reeve sanft. »Sie werden Ihre Chance bekommen. Nun, dann wollen wir doch mal sehen, was wir für Sie tun können.«
    Er führte Waylock durch eine Reihe von Räumen, einige Korridore entlang, Rampen hinauf und wieder hinunter und in mehrere Personenlifts. Verblüfft und ehrfürchtig betrachtete Waylock die summenden Maschinenbänke, die gläsernen Konsolen und Computerterminals und Datenspeicher. Sie kamen durch Hallen, in denen die Luft im Takt der fließenden Elektrizität knisterte, wo Relais wie schwatzende Frauen klickten und klapperten. Sie schritten an hundert Meter langen Tanks mit flüssigem Sauerstoff entlang, in denen Siliziumchips schwammen. Sie folgten einem weißmarkierten Pfad zwischen den Assoziationstürmen hindurch, in denen riesige Spulen aus verdichteten Lumineszenzbahnen in einer ständigen, faszinierenden Bewegung waren. Sie durchquerten den großen Saal, in dem sechzehn Korrelativsphären aus dem Boden ragten, von denen jede einzelne ihr eigenes sonderbares Lied {4} sang.
    Dreimal wurden sie von den schwarzuniformierten Wächtern angehalten, die ihre Kennzeichnungen kontrollierten und sie dann nach einer kurzen Erklärung Reeves weiterwinkten. Die Sicherheitsvorkehrungen beeindruckten Waylock; er hatte sie sich nicht ganz so streng vorgestellt.
    »Wie Sie sehen, sind die Kontrollen hier ziemlich umfassend«, sagte Reeve. »Verlassen Sie nicht einfach Ihre Zone, oder Sie bekommen Schwierigkeiten.«
    Ihr Ziel lag unmittelbar an der Vorderfront des Gebäudes: ein schmaler Steg direkt über den Schwitznischen. Reeve erklärte Waylock seine Pflichten. Er mußte leere Formblätter in die Vorratsfächer der fünfundsechzig Ausdrucker legen. Zweimal während einer Schicht hatte er einige bestimmte Anzeigen zu überprüfen und mußte ein halbes Dutzend Lager schmieren, die vom zentralen Schmiersystem nicht versorgt wurden. Darüber hinaus oblag es ihm, den Korridor in Ordnung zu

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