Kaste der Unsterblichen
Basil hitzig, »eine Maschine zu personifizieren oder gar als gottähnlich zu verehren!«
Zwanzig Minuten später kam Alvar Dürrwort, der in Basils Büro arbeitete, an ihren Tisch. Sein Gesicht war vor Aufregung gerötet.
»Was sagen Sie zu einem so dreisten Schurken?« Er sah von Waylock zu Basil. »Wir müssen jeden Tag wachsamer sein.«
»Wir kennen keine Einzelheiten des Vorfalls«, sagte Basil.
»Er hat hier bei uns gearbeitet, in der Programmierabteilung. Sein Trick war genauso einfach wie originell. Er fing seine Arbeitsberichte ab, bevor sie in die Datenbank eingegeben wurden, und versuchte, einen Magnetisierpunkt hinter dem Komma zu manipulieren.«
»Raffiniert«, sagte Basil nachdenklich.
»Es ist schon vorher versucht worden. Man hat alles ausprobiert. Aber nichts funktioniert. Der Alarm wird ausgelöst, und dann geht’s im Eilmarsch ab zum Vogelkäfig.«
»Der Alarm wird nur dann ausgelöst, wenn jemand pfuscht«, berichtete Waylock. »Sind die Gauner erfolgreich, geben die Sirenen keinen Muckser von sich.«
Dürrwort blickte an seiner langen Nase entlang, musterte Waylock und wandte sich dann wieder an Basil. »Wie dem auch sei – die Hausassassinen verhören ihn nun, und es wird auf den Prangerkäfig und das mitternächtliche Spießrutenrennen hinauslaufen. Aber ein vergnüglicher, sportlicher Wettkampf ist kaum zu erwarten. Er hat zuviel Angst und ist zu schwächlich, um dabei gut abzuschneiden und die Erwartungen der Zuschauer zu erfüllen.«
»Ich werde es mir nicht ansehen«, sagte Basil ruhig.
»Ich natürlich auch nicht«, gab Dürrwort zurück, erhob sich und ging.
Sie sahen, wie er an einem anderen Tisch stehenblieb und seine Neuigkeiten zum besten gab.
Am späten Nachmittag, kurz vor Ende der Dienstzeit, rief Waylock Vincent Rodenave ein zweites Mal an, und diesmal erreichte er ihn. Rodenave grüßte ihn ohne große Begeisterung und versuchte auszuweichen, als Waylock um ein Gespräch bat. »Ich fürchte, ich habe heute abend keine Zeit dazu.«
»Was ich Ihnen zu sagen habe ist dringend«, erwiderte Waylock.
»Es tut mir leid, aber …«
»Bestellen Sie mich zu einer Unterredung in Ihr Büro.«
»Nein, das ist unmöglich.«
»Erinnern Sie sich an einen gewissen Gegenstand, den Sie für die verschiedene Anastasia besorgten?« sagte Waylock.
Rodenave starrte ihn an, verzerrte das Gesicht und sank langsam wieder in seinen Sessel zurück. »Na schön«, gab er in einem gepreßten Tonfall zurück. »Ich lasse Sie zu mir kommen.«
Waylock wartete an der Kommunische. Ein Laufmädchen mit lustig funkelnden Augen kam auf ihn zu. »Waylock, Technikerlehrling?«
»Richtig.«
»Würden Sie bitte mit mir kommen?«
Das junge Mädchen geleitete Waylock in Rodenaves Büro. Rodenave berührte die Plakette, die es ihm entgegenstreckte, und übernahm damit die Verantwortung für Waylocks Aufenthalt in der Purpurnen Zone.
Waylock setzte sich. »Kann man sich in diesem Zimmer ungestört unterhalten?«
»Ja.« Rodenave sah ihn so an, wie eine Hausfrau eine tote Ratte auf dem Teppich betrachten mochte. »Ich habe diesen Raum auf Minispione überprüft. Sie können beruhigt sein – er ist abhörsicher.«
»Und Sie zeichnen unsere Unterhaltung nicht auf?«
»Nein«, versicherte Rodenave.
»Ich habe nämlich die Absicht«, erklärte Waylock, »in dieser Angelegenheit nichts als die Wahrheit zu sagen: daß Sie an mich herantraten, um Ihre Absichten in Hinsicht auf Die Anastasia zu verwirklichen, daß Sie eine zweite Verletzung Ihrer Amtspflichten vorschlugen …«
»Das reicht«, unterbrach ihn Rodenave mit metallisch klingender Stimme. Er betätigte einen Schalter. »Es gibt keine Aufzeichnung.«
Waylock grinste, und Rodenave hatte den Anstand, darauf mit einem schüchternen Lächeln zu antworten.
»Ich nehme an«, sagte Waylock, »Ihre Zuneigung gegenüber Der Anastasia hat sich nicht vermindert?«
»Ich bin kein leichtsinniger Dummkopf mehr, wenn Sie das meinen«, erwiderte Rodenave. »Ich habe keine Lust, mich von den Schicksalsverrückten steinigen zu lassen.« Er musterte Waylock mit unverhohlener Neugier. »Aber meine Torheit interessiert Sie gar nicht. Aus welchem Grund sind Sie hier?«
»Ich will etwas von Ihnen. Und um es zu erhalten, muß ich Ihnen das geben, was Sie wollen.«
Rodenave gab ein skeptisches Brummen von sich. »Was hätten Sie mir denn schon anzubieten, an dem mir etwas läge?«
»Die Anastasia de Francourt.«
Mißtrauen flackerte in Rodenaves Augen auf.
Weitere Kostenlose Bücher