Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
krächzte Rodenave. »Ihre Datenstreifen sind in Sicherheit.«
    »Was?«
    »Zumindest für eine Weile, denke ich.«
    »Was ist geschehen? Wo sind die Folienstreifen?«
    Rodenaves Gesichtsausdruck wirkte plötzlich gerissen und durchtrieben. »Jetzt habe ich den Trumpf in der Hand.«
    Waylock musterte ihn einen Augenblick. »Wenn Sie sich an Ihren Teil unserer Übereinkunft halten, dann erfülle ich auch den meinen.«
    »Ich bin geächtet! Was sollen mir jetzt noch hübsche Frauen nützen?«
    Waylock grinste. »Die Zuneigung Der Anastasia könnte Ihren Schmerz zu lindern helfen. Und noch ist nicht alles verloren. Sie sind begabt und verfügen über einschlägige Fachkenntnisse – der Erfolg liegt auf der Straße, Sie müssen ihn nur beim Schopfe packen. Es gibt andere Tätigkeitsbereiche, die möglicherweise gar schnellere Steigung versprechen.«
    Rodenave schnaubte.
    »Wo sind die Datenkarten?« fragte Waylock mit sanftem Nachdruck.
    Die beiden Männer starrten sich an, dann senkte Rodenave den Blick. »Sie befinden sich unter dem Ärmelaufschlag der Jacke des Kanzlers.«
    »Was?!«
    »Dieser verdammte Sekretär hat den Alarm ausgelöst. Er ist mit einem Filmstreifen ohne Sicherheitstrübung durch die Kontrollkammer marschiert. Die Sirenen heulten auf, und ich mußte die Datenkarten loswerden. Ich habe Imishs Arm ergriffen und sie unter seinen Ärmelaufschlag geschoben.«
    »Und dann?«
    »Hat Gaffens den Filmstreifen gesehen. Er war nicht getrübt. Sein Verdacht fiel sofort auf mich. Er ging zurück in den Fernsondierungsraum und sah sich die anderen Datenkarten an. Sie alle waren ungetrübt. Einige davon wiesen meine Fingerabdrücke auf. Die Schlußfolgerung lag auf der Hand – selbst für Gaffens. Die Assassinen verhörten mich und steckten mich dann in den Käfig.«
    »Und Imish?«
    »Ging mit den Filmstreifen fort.«
    Waylock sprang auf. Es war nun ein Uhr. Er trat an den Kommuanschluß und rief die Residenz des Kanzlers an, die in der südlichen Vorstadt Trianwood lag.
    Nach einer längeren Wartezeit erschien das Gesicht von Rolf Aversham auf dem Bildschirm. »Ja, bitte?«
    »Ich muß den Kanzler sprechen.«
    »Der Kanzler bat sich zur Ruhe gelegt. Er ist für niemanden zu sprechen.«
    »Ich würde seine Aufmerksamkeit nur einen Augenblick in Anspruch nehmen.«
    »Es tut mir leid, Herr Waylock. Vielleicht wünschen Sie, einen Termin zu vereinbaren?«
    »Also gut, morgen früh um zehn.«
    Aversham sah in einer Liste nach. »Um diese Zeit ist der Kanzler beschäftigt.«
    »Na schön – wann immer er mich empfangen kann.«
    Aversham runzelte die Stirn. »Vielleicht kann ich um zwanzig vor elf zehn Minuten für Sie vereinbaren.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Waylock.
    »Wären Sie so freundlich, den Zweck Ihres Besuches zu spezifizieren?«
    »Nein.«
    »Wie Sie meinen«, erwiderte Aversham. Das Bild auf dem Schirm verblaßte.
    Waylock wandte sich um und begegnete Rodenaves Blick.
    »Sie haben mir nie gesagt, wozu Sie die Filmstreifen benötigen.«
    »Ich bezweifle, ob Ihnen dieses Wissen nützlich wäre«, sagte Waylock.
     
3
     
    Die Jacynth Martin konnte in ihrem Haus an den Hängen der Vandoongrate keine Ruhe finden. Es war eine milde Nacht, und sie ging hinaus auf die Terrasse. Unter ihr breitete sich die Stadt aus. Sie erzitterte, und in ihren Augen schimmerte unbestimmter Kummer. Das herrliche Clarges durfte nicht dem Niedergang anheimfallen; der menschliche Genius, der diese Stadt erschaffen hatte, mußte auf den Plan gerufen werden, um sie zu retten. Es mußte etwas gegen die Gezeiten der Unruhe unternommen werden, die Clarges durchspülten: der Bau eines Deiches aus Vertrauen und Zuversicht gemäß den alten Traditionen der Enklave.
    Morgen würde sie Den Roland Zygmont anrufen, den präsidierenden Vorsitzenden der Amarant-Gesellschaft. Er war ein feinfühliger Mann. Er teilte ihre Besorgnis und hatte sie bereits bei den Aktionen gegen Gavin Waylock unterstützt.
    Sie würde eine Dringlichkeitssitzung beantragen. Die ganze Amarant-Gesellschaft mußte zusammenkommen, sich beraten, einen Entschluß fassen und handeln – damit die sonderbare Ruhelosigkeit, die sich in Clarges ausgebreitet hatte, besänftigt und die Kontinuität des Goldenen Zeitalters gesichert wurde.

 
FÜNFZEHN
     
1
     
    Das Palais des Kanzlers war von einigen Morgen Rasenflächen, tadellos gepflegten Gärten und antiken Bildwerken umgeben. Es war im alten Bijoustil erbaut und noch üppiger verziert, als das bei der Modernarchitektur

Weitere Kostenlose Bücher