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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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damit, dass sie aus einem Gehege ausgebrochen waren, die Erklärung wäre am natürlichsten gewesen.
    Möglicherweise wusste ja der Schäfer Bescheid, der jetzt langsam auf uns zukam. Seinem Gesichtsausdruck war nicht zu entnehmen, was er dachte. Er blieb starr, und sein Blick schien nach innen gekehrt zu sein.
    »Sie sind tot«, murmelte er. »Alle beide. Ich habe sie nicht mehr retten können.«
    »Ja«, sagte ich. »Und Sie haben auch gesehen, wer ihre Mörder waren.«
    Er zog die Nase hoch und nickte.
    »Sind Wölfe in dieser Gegend normal?«, fragte ich.
    »Nein, Sir, das sind sie nicht. Ich weiß nicht, woher sie kamen und warum sie aufgetaucht sind. Hätte ich vorher etwas gewusst, ich hätte meine Herde niemals in diese Umgebung getrieben. Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Das glauben wir ihnen gern. Trotzdem können wir nicht leugnen, dass es sie gegeben hat. Und irgendwo müssen sie schließlich hergekommen sein. Sie sind ja nicht vom Himmel gefallen.«
    »Ich weiß es auch nicht.«
    »Und was...?«
    Frank unterbrach mich. »Ich kann Ihnen nichts sagen, weil ich es nicht weiß. Das ist noch nie hier passiert. Es gibt auch keinen Zoo in der Nähe, aus dem sie geflohen sein könnten. Ich stehe vor einem Rätsel.«
    »Dann ist das also das erste Mal passiert«, stellte Bill Conolly fest.
    Der Schäfer hatte bisher immer recht schnell geantwortet, jetzt wollten ihm die Worte nicht mehr so leicht über die Lippen.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Und?«
    »Ja und nein, muss ich sagen.
    »Das bringt uns nicht weiter.«
    »Ich weiß es, aber es ist schwierig, die passende Antwort zu finden. Deshalb.«
    »Und warum ist das so schwierig?«
    »Weil es Gerüchte gibt.«
    »Wo und welcher Art?«
    »Ein Bekannter hat mir erzählt, dass in Chailey angeblich Wölfe eingefallen sind.«
    Jetzt horchte auch ich auf und fragte: »Wann ist das passiert?«
    »Vor zwei Nächten. Ein Tierarzt und ein gewisser Donald May und seine Familie sollen davon betroffen gewesen sein. Ob es allerdings der Wahrheit entspricht, kann ich Ihnen nicht sagen. Sie wissen ja, wie schnell die Gerüchte ihren Lauf machen.«
    »Ja, das ist uns schon klar. Sie sagten, dass die Wölfe in der Nacht erschienen sind.«
    »Stimmt.«
    »Und jetzt sind sie am Tag aufgetaucht«, rekapitulierte ich. »Können Sie uns das erklären? Ich meine, Sie kennen sich mit Tieren aus.«
    »Mit Schafen, wie Sie sehen können. Aber nicht mit deren Erzfeinden, den Wölfen.«
    »Und doch sind sie da.« Ich deutete den Hang hinauf. »Von dort sind sie gekommen.«
    »Das habe ich auch gesehen.«
    »Und was liegt hinter dem Hang? Auch Weiden oder Wiesen?«
    »Nein, der Hügel ist praktisch die Grenze zu einem Wald. Er ist verwildert. Kann sein, dass sich die Wölfe dort aufgehalten haben. Aber wie sie dahin gekommen sein sollen, ist mir schleierhaft. Da habe ich wirklich keine Ahnung.«
    Ich fragte mit der Routine eines Polizisten weiter. »Befindet sich in diesem Wald etwas, was sie hätte reizen können, sich dorthin zu begeben?«
    Der Schäfer überlegte. Schließlich sprach er von einem alten Kastell, das dort stand und praktisch vergessen worden war, weil die Natur es überwuchert hatte.
    »Waren Sie schon dort?«
    »Nur flüchtig. Ich habe keinen Grund gesehen, ihm einen Besuch abzustatten.«
    »Aber es ist schon bekannt hier in der Gegend?«, fragte Bill.
    »Sicher.«
    »Und auch beliebt?«
    »Wie meinen Sie das?«, wollte Frank wissen.
    »Manchmal gibt es so Ausflugsziele, die von Wandergruppen gern angelaufen werden.«
    »Nein, das nicht.« Er hatte die Antwort sehr entschieden gegeben. »Auf keinen Fall.«
    »Warum nicht?«
    »Die Leute mögen das alte Kastell nicht. Es war vor langer Zeit mal ein Gefängnis, und einige sind der Meinung, dass es dort noch immer spukt.«
    »Das gibt es öfter«, sagte ich lächelnd.
    Der Schäfer hob die Schultern. »Ich habe mich dafür nicht interessiert. Außerdem bin ich ein Wanderer. Meine Schafe grasen die Hänge hier in der Umgebung ab. Alles andere interessiert mich nicht.« Er deutete den Abhang hoch. »Und was sich jenseits davon befindet, ist auch nicht mein Bier. Das sollen die Einheimischen mit sich selbst ausmachen. Ich bin sowieso nicht von hier.«
    »Ach ja? Woher denn?«
    »Aus Chichester. Von der Küste. Ich habe das Land immer mehr geliebt als das Wasser, und Schafe sind mein Hobby. Das habe ich dann zum Beruf gemacht und hatte Glück.
    »Wo wohnen Sie?«, erkundigte ich mich.
    »Im

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