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Kastner, Erich

Kastner, Erich

Titel: Kastner, Erich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die verschwundene Miniatur
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daß ich, zirka nach dem vierten Schlag, umfiel. Ich dachte, Kern hätte sie.«
    »Nein, ich habe sie auch nicht«, meinte der.
    »Macht mich nicht verrückt!« rief der Chef. »Zwölf Leute von uns waren in dem Lokal. Zehn standen draußen. Es war alles bis ins letzte vorbereitet. Und jetzt will keiner die Miniatur haben! Wer hat sie?«
    Die Männer blieben stumm. Das Schweigen wirkte beängstigend.
    »Wer hat sie?« wiederholte der Chef. Er winkte Strom und Achtel. »Durchsuchen!«
    Während Storm und Achtel sämtliche Taschen ihrer Vereinsbrüder umdrehten, prüfte Professor Horn seinen Revolver. Er tat es mit der Gründlichkeit des Fachmannes. Dann nickte er versonnen. Die Diagnose schien befriedigend verlaufen zu sein. Er sah auf.
    Die Herren Storm und Achtel hatten ihre Tätigkeit beendet. Sie blickten ihren Chef verständnislos an und zuckten die Achseln.
    »Nichts zu finden«, sagte der kleine Storm.
    »Nichts«, bestätigte Philipp Achtel. Sein Gesicht, mit Ausnahme der Nase, war sehr blaß geworden.
    »Die Miniatur ist zweifellos aus der Handtasche geraubt worden!« sagte Storm. »Aber nicht von uns!«
    »Die Polizei wird uns verfolgen«, meinte Herr Achtel. »Aber wir sind leider unschuldig!«
    Professor Horn hielt sich an einem seiner Jackettknöpfe fest. Oder hatte er Herzschmerzen? Endlich sagte er: »Ich fahre ins Hotel Blücher und telefoniere mit Warnemünde.«
    »Und wir?« fragte Storni.
    »Alles hierbleiben!« knurrte der Chef. »Nur Karsten kommt mit!«
    Er knallte die Tür zu. Karsten folgte ihm hastig.

13. KAPITEL
    EIN KOMMISSAR HAT EINE THEORIE
    Professor Horn lief wie ein Tiger im Hotelzimmer auf und ab.
    Karsten brachte die Toilettengegenstände aus dem Baderaum herein und packte den Koffer. »Beruhige dich doch endlich, Chef!« bat er. »Eine Million haben wir ja schon intus. Leupold ist seit gestern in Holland. Van Tondern hat die Bilder übernommen. Die Spur ist verwischt.«
    »Ich muß wissen, wie der Holbein verschwunden ist! Ich muß es wissen!«
    »Vielleicht ist er gar nicht verschwunden«, meinte Karsten.
    »Wenn dieses Fräulein Trübner ihn nun gar nicht mehr in der Handtasche hatte?«
    »Rede kein Blech! Sie hatte ihn natürlich in der Tasche! Als sie zum Parkett hinunterging, um zu tanzen, nahm sie die Tasche mit.
    Ein solches Mädchen nimmt eine so große Handtasche nicht mit aufs Parkett, wenn kein wichtiger Grund vorliegt! Wo noch dazu dieser Bernhardiner von einem Fleischermeister am Tisch blieb! Ausgeschlossen!«
    Karsten schloß den Handkoffer ab. »Und wie erklärst du dir, daß die Tasche, als unsere Leute hineinlangten, leer war?«
    »Wenn ich mir das erklären könnte, wäre ich nicht so wütend!«
    Das Telefon klingelte. Der Professor nahm den Hörer herunter.
    »Hier Professor Horn! – Aha! Lebt ihr noch? Ich dachte schon, ihr machtet eine Mondscheinfahrt in See!« Er schwieg und lauschte den Mitteilungen, die ihm gemacht wurden. Plötzlich wurde sein Gesicht unnatürlich lang. Er fragte hastig und heiser: »Wißt ihr das bestimmt?« Er hörte wieder zu.
    Dann sagte er: »Du kommst auf dem schnellsten Wege nach Rostock und bleibst die nächsten Tage im Grogkeller. Und rührst dich nicht vom Telefon weg! Verstanden? Leichsenring bleibt dem Mädchen auf den Hacken. Was? Jawohl! Auch wenn sie nach China fahren sollte!« Er hängte ein.
    Dann rief er Vater Lieblichs Grogkeller an und verlangte Herrn Storm. »Höre 2u!« befahl er, als Storm sich meldete. »Laßt euch von dem Alten eine zuverlässige Garage nennen! Leiht euch sofort ein paar Autos! In fünf Minuten seid ihr an der Universität. Das geht nicht? Dann in vier Minuten! Warum keine Autos? Ach so. – Wenn ihr etwas Derartiges auftreiben könnt, ist mir’s recht. Ja, ja. Wenn schon, denn schon!« Er hängte ein, blickte Karsten kopfschüttelnd an und rief: »Also, das ist der Gipfel!«
    »Was denn?«
    »Der junge Mann ist verschwunden.«
    »Welcher junge Mann denn?«
    »Der mit Steinhövels Sekretärin und eurem Herrn Külz zusammen steckte!«
    »Der ist nicht mehr in Warnemünde?«
    »Nein.«
    »Dann hat er den Holbein gestohlen!«
    »Du merkst auch alles!« Der Professor fuhr sich durch den Bart, als wolle er ihn abreißen. »Mir so ins Handwerk zu pfuschen! Na warte, mein Junge!«
    »Der war schlauer als wir«, stellte Karsten fest.
    »Schlauer? Nein. Aber hübscher. Viel hübscher! Hätte ich vielleicht den Achtel auf die verliebte Gans loslassen sollen? Oder Storm? Mit seinen Schlappohren? In wen von

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