Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
erkennen vermochte. Über das linke Vorderbein stieg er auf den Rücken des Drachen. An den Seiten waren die Schuppen zu handgroßen Hornplatten verhärtet. Die Lücken dazwischen waren wie Fugen in einem sehr groben Mauerwerk und so tief, dass man beim hinaufklettern hervorragend darin Halt fand. Rajin war überrascht, wie leicht ihm diese Bewegungsabläufe fielen, die er nie zuvor in seinem Leben tatsächlich ausgeführt hatte.
Augenblicke später saß er im Sattel eines Drachenreiter-Samurai.
Er winkte Bratlor zu. „Los, komm schon!“, rief er und versuchte dabei den Lärm der sich nähernden Drachen zu übertönen.
Bratlor nahm Rajins Anderthalbhänder vom Boden auf, steckte sich die Waffe hinter den Gürtel und rannte auf den Drachen zu. Um die Hände frei zu haben, verstaute er den Bogen im Köcher und kletterte dann auf den Drachenrücken. Shiiyyoom wurde unruhig, aber Rajin berührte mit dem Drachenstab des gefallenen Samurai eine ganz bestimmte Stelle im Schuppenmuster des Giganten. Meine Willenskraft fließe durch diesen Stab, und es sei dir nicht geraten, dich dagegen aufzulehnen!
Dieser Gedanke schoss Rajin durch den Kopf, während Bratlor zu ihm hinaufkletterte und sich hinter ihn in den Sattel setzte.
„Ich hoffe nur, du gebietest auch wirklich über dieses Monstrum – sonst wird das ein ziemlich unruhiger Ritt!“, raunte ihm der Sternenseher von hinten ins Ohr. Er zog Rajins Anderthalbhänder hervor und steckte ihn in die Lederscheide, die der junge Mann - ebenso wie Bratlor selbst – auf dem Rücken gegürtet trug. Dann griff Bratlor zum Bogen und legte einen Pfeil ein, denn schon umschwirrten mehrere Kriegsdrachen den noch immer am Boden kauernden Shiiyyoom.
Rajin murmelte eine der Drachenreiter-Formeln in alt-drachenischer Sprache, um seine innere Kraft zu sammeln. Ich muss dem Wissen, das in mich gepflanzt wurde, vertrauen! Eine andere Möglichkeit hatte er nicht. Er drückte den Drachenreiter-Stab weiterhin zwischen die hornigen Schuppen, und Drache Shiiyyoom hob die Flügel und stieß sich mit den Beinen vom Boden ab. Rajin spürte den Geist des Drachen auf ähnliche Weise, wie es bei dem Schwarz-Gelben der Fall gewesen war – oder bei dem roten Drachen, den er in Winterborg besiegt hatte. Nur, dass er jetzt stark genug war, um den Drachen zu beherrschen. Ob der Unterschied nun darin begründet lag, dass er einen Drachenstab und die alt-drachenischen Formeln zur inneren Sammlung benutzte, oder in der Tatsache, dass es sich um einen gezähmten und keinen wilden Drachen handelte, vermochte Rajin nicht zu beurteilen. Er würde den Weisen Liisho danach fragen, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab.
Der Drachen erhob sich, und es war deutlich, dass die ihn umkreisenden Kriegsdrachen keinerlei Scheu haben würden, ihresgleichen anzugreifen, auch wenn es sie zweifellos im ersten Moment verwirrte, dass Shiiyyoom von einem Feind geritten wurde.
Ein Feuerstrahl züngelte aus einem der Drachenmäuler. Shiiyyoom wich zur Seite, und so erreichten die Flammen weder ihn noch Rajin und Bratlor. Außerdem dämpfte die feuchte Kälte in Fjendurs Senke zweifellos auch die Kraft der Drachenfeuer. Shiiyyoom brüllte auf – und Bratlor schoss einen Pfeil ab, mit dem er einen der Drachenreiter-Samurai aus dem Sattel holte. Fast gleichzeitig betätigte einer der kaiserlichen Drachenreiter seine Armbrust, die so konstruiert war, dass man damit einhändig schießen konnte, ohne den Drachenstab loslassen zu müssen.
Der Bolzen ging dicht über Rajins Kopf hinweg. Ein Nachladen während des Gefechts war natürlich nicht möglich. In dieser Hinsicht war Bratlor im Vorteil, der wieder einen Pfeil einlegte und zuerst den Armbrustschützen und mit dem nächsten Schuss dessen Drachen traf.
Vorwärts!, gab Rajins seinen durch den Drachenstab verstärkten Gedankenbefehl an Shiiyyoom. Vorwärts …!
Der Drache gehorchte, doch Rajin spürte durchaus den Widerwillen der gewaltigen Kreatur. Aber sie tat letztlich, was er von ihr verlangte. Shiiyyoom schnellte nach vorn und brach aus dem Ring der Angreifer aus. Bratlor sandte den Angreifern Pfeil um Pfeil, bis nur noch zwei davon in seinem Köcher waren.
Mit den Flügeln wild um sich schlagend und den stacheligen Schwanz auf- und niederpeitschend, strebte Shiiyyoom auf den Eingang der Orakelhöhle zu.
Während Rajin ganz darauf konzentriert war, den Kriegsdrachen unter seinem Einfluss zu halten und dabei den Drachenstab mit beiden Händen umklammerte, warf
Weitere Kostenlose Bücher