Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
ebenfalls mit Stoff umwickelt war. „In uralter Zeit sollen die Magier ihre Toten derart mit Tüchern umwickelt und die Leichen mit allerlei Essenzen behandelt haben, damit ihre Leiber nicht verwesten“, raunte Bratlor seinem Gefährten zu. „Diese Gestalt scheint mir Ähnlichkeit mit manchen Artefakten dieser Art zu haben, die unsere Vorfahren einst raubten. Heutzutage modern sie in den Kellern der Sternenseherschule von Seeborg vor sich hin, auf dass man den gelehrigen Schülern ein paar Kuriositäten zu präsentieren vermag.“
„Ich nehme an, dass man in Magus längst bessere Möglichkeiten gefunden hat, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen“, vermutete Rajin, „nach allem, was man sich an Wunderlichem über dieses Land erzählt …“
„Überschätze die Kunst der Magier nicht“, mischte sich Liisho mit leiser Stimme ein. „Zumindest, wenn es darum geht, den Tod zu besiegen, versagen ihre Kunst und ihre Mittel auf die Dauer, wie ich am eigenen Leib schmerzvoll erfahren musste …“ Er trat zwischen die beiden Freunde. „Jedenfalls bin ich mir sicher, dass diese Erscheinung nichts mit den Mumien der Magier zu tun hat …“ Liisho trat noch einen Schritt vor. Rajin gefiel die Art und Weise nicht, wie er die Initiative übernahm, als er mit herausfordernder Stimme verlangte: „Sprich schon, wer bist du?“
Da entriss eine unsichtbare Kraft ihm den Drachenstab.
Gleichzeitig wurde auch Rajin der Drachenstab, den dieser noch bei sich trug, aus den Händen gezerrt. Die beiden Stäbe flogen im hohen Bogen durch die Luft, drehten sich dabei immer wieder um sich selbst und landeten schließlich genau vor den Füßen des Vermummten. Wie Speere stießen sie in den vereisten Boden, der ihnen jedoch keinerlei Widerstand zu bieten schien; als wären sie glühend, fuhren sie in das Eis und drangen bis zur Hälfte ihrer Länge darin ein, ehe sie zitternd verharrten. Dieses Zittern verursachte Töne, die so durchdringend waren, dass es für ein menschliches Ohr fast unerträglich war.
Sklavenhalter des Drachengezüchts – auch ihr!, drang die Gedankenstimme Fjendurs in ihre Köpfe. Rajin spürte die geistige Kraft seines Gegenübers und erschauderte.
Die Gestalt streckte die Arme aus, sodass die Hände zum Vorschein kamen, doch auch sie waren mit Tüchern umwickelt.
Tod über euch, die ihr den Tod bringt. Vernichtung über die, die das Chaos befördern …
„Du irrst dich! Wir sind nicht gegen dich – sondern deine natürlichen Verbündeten!“, rief Liisho. „Der Urdrache Yyuum erwacht – weit weg von hier, in einem Gebirge, dass nicht einmal dir bekannt sein dürfte. Wenn du uns vernichtest, wird das Fünfte Äon mit einer zweiten Herrschaft der Drachen zu Ende gehen, und wir alle werden vernichtet werden, lange bevor der Schneemond auf die Welt stürzt …“
Schweig!!!
Bratlor stöhnte auf und hielt sich den Kopf, so intensiv war dieser Gedanke des Vermummten, so voller Grimm und Hass auf diejenigen, die ihn und die Welt selbst aus ihrer kalten Ordnung gerissen hatten. Rajin sammelte alles, was an innerer Kraft in ihm aufzubringen war, um der bedrängenden Gegenwart des Vermummten zu begegnen.
Liisho aber vermochte dem Druck am besten standzuhalten. Er murmelte eine Zauberformel - Rajin kannte die Sprache nicht -, streckte beide Arme aus, und die Drachenstäbe, die vor dem Vermummten im Boden steckten und gegen jedes Naturgesetz die ganze Zeit über gezittert und die unheimlichen Töne erzeugt hatten, schnellten aus dem vereist Boden, wirbelten wie die Holzstäbe und Schauwaffen von Kampfkunst-Artisten drachenischer Zirkusse durch die Luft und auf Liisho zu. Gleichzeitig und vollkommen zielsicher fing Liisho sie auf.
Der Vermummte jedoch streckte die bandagierten Hände aus – und ein dritter Arm, der bis dahin unter den Tüchern verborgen geblieben war, kam zum Vorschein und richtete sich ebenfalls gegen Rajin und seine Gefährten.
Im selben Moment glühten die Drachenstäbe in Liishos Händen weißgelb auf. Doch welches Kunststück aus seinem Repertoire Liisho auch immer hatte vorführen wollen, es gelang ihm nicht mehr, und auch Bratlor und Rajin waren unfähig zu reagieren, als hellblaue Blitze aus den drei bandagierten Händen des Vermummten zuckten. Jeder dieser Blitze erfasste einen der drei Männer. Sie tanzten um ihre Gestalten, ließen sie zu regungslosen Statuen erstarren – Gefangene der unheimlichen Mächte, die der kalte Fjendur entfesselt hatte. Die Blitze teilten sich,
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