Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
bildeten und dumpf unter seiner Vermummung hervordrangen.
Der Nebel, der bis dahin die Nordwesthälfte von Fjendurs Senke erfüllt hatte, löste sich auf. Wolken zogen rasend schnell über den Himmel, die Sonne sank mit der Geschwindigkeit einer landenden Eismöwe dem Horizont entgegen und verschwand schließlich jenseits des Gebirgsrings.
Kaum einen Herzschlag später erhoben sich die Monde einer farbigen Perlenkette gleich in den dunklen Himmel. Der Blutmond machte den Anfang, der blaue Meermond, auf dem Njordirskint, der Sohn des Meeresgottes Njordir, residierte, folgte, dann gingen kurz nacheinander Jademond, Augenmond und Schneemond auf, während im Hintergrund die Sterne funkelten.
Ah, ist der Schneemond groß geworden … Ich nehme an, der Verrätergott Whytnyr plagt noch immer die Bewohner des Nordens, in dem er die Wassermenschen unterstützt … Ich habe mir lange nicht mehr den Nachthimmel angesehen. Ich betrachte die Welt mit anderen Maßstäben als ihr Sterblichen, und für mich lohnt es fast nicht mehr, irgendetwas zu beginnen – sei es nun die Verwirklichung eines Racheschwurs oder die Rettung der Welt oder gar etwas so Abstraktes wie die Erhaltung irgendeines Gleichgewichts. Was mit Letzterem auch immer konkret gemeint sein mag, der Sturz des Schneemondes wird jede Waagschale überflüssig machen und ein Chaos erzeugen, das selbst die Drachen verschlingen wird … Könnte das vielleicht der Grund für die plötzliche Aktivität des Urdrachen Yyuum sein, der doch über Äonen hinweg damit zufrieden war, unter einem Gebirge zu schlummern, und nun zu erwachen scheint, wie ich den Gedanken des weisen Narren Liisho entnehmen konnte? Wer weiß? Ich werde mich jedenfalls keiner besonderen Anstrengung mehr unterziehen, um das in Erfahrung zu bringen … Ah, was waren das für Zeiten, als ich mit so viel Elan die Feuer der Drachen und Vulkane löschte … Vorbei … Erinnerungen - nichts als Schatten der Vergangenheit …
Die Monde rasten geradezu über das Firmament.
Rajin hatte die Sorge, dass sie die richtige Konstellation verpassen würden, aber Fjendur schien den Fluss der Zeit innerhalb der kalten Senke tatsächlich auf einzigartige Weise im Griff zu haben.
Der Vermummte vollführte eine ruckartig wirkende Bewegung mit allen drei Armen gleichzeitig, und die Monde hielten in ihrem rasenden Zug über das Firmament plötzlich inne. Der Fluss der Zeit schien wieder in seinem gewohnten Tempo zu verlaufen, sodass der Eindruck entstand, als würden die Monde reglos an ihren Positionen verweilen, und man erst nach einer Weile die Veränderung bemerkte.
Beeil dich, Liisho, du Narr, der du dich einen Weisen nennst! Der Meermond steht genau an der richtigen Stelle, sodass sein Licht exakt durch das Loch in der Decke der Orakelhöhle einfallen und das Juwel treffen müsste, sofern du die Position des Artefakts nicht verändert hast … Ein überhebliches Lachen folgte. Beeil dich, denn meinen Nebel, der die Drachen vertreibt, habe ich zurückgezogen, damit das Licht des Meermondes bis zur Erde fallen kann! Worauf wartest du, Narr Liisho?
Liisho zitterte am ganzen Körper, einerseits vor Kälte, aber andererseits auch deshalb, weil selbst er offenbar zutiefst beeindruckt war von dem, was er soeben erlebt hatte.
Der Vermummte wandte sich dem im Licht der fünf Monde gut erkennbaren schwarzen Felsen zu, der sich wie ein finsterer Schatten gegen die Nacht abhob. Fjendur setzte sich in Bewegung und schritt auf den Felsen zu. Offenbar sah er seinen Hilfsdienst als erledigt an. Den Rest sollten die Sterblichen selbst vollbringen: die Welt vor einer zweiten Herrschaft der Drachen zu bewahren und ihr Gleichgewicht aufrechterhalten. Sich auch noch daran zu beteiligen, dafür war sein Interesse an der Gegenwart offenbar doch nicht stark genug.
„Es gibt da aber noch ein Problem!“, rief Liisho ihm nach.
Ohne sich noch einmal umzudrehen winkte Fjendur nur mit seinem dritten Arm. Eine abwehrende Geste. Er schien einfach nichts weiter mit der Sache zu tun haben zu wollen. Finde eine Lösung und beweise, dass ich dich zu unrecht einen Narren nannte und du dich zu recht als einen Weisen betitelst!
„Es wird ein Drache durch das Tor kommen!“, rief Liisho. „Es ist mein Diener Ayyaam, ein direkter Nachfahre des Urdrachen Yyuum, aber mir dennoch treu ergeben und ebenso wenig dein Feind, wie ich es bin!“
Der Vermummte wirbelte herum. Seine Gestalt wuchs innerhalb eines Augenblicks um ein Drittel, und
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