Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
Höhleneingang bis zum schwarzen Felsen gespannt hatte, als sich das Tor zum ersten Mal vor ihren Augen geöffnet hatte. Dafür aber war hin und wieder ein Flimmern in der Luft, das an Polarlichter erinnerte.
Doch noch öffnete sich das kosmische Tor nicht.
„Dein weiser Freund hat Schwierigkeiten“, stellte Bratlor fest. „Aber was mich nach wie vor am meisten beunruhigt, ist, dass die Drachenarmada nicht angreift. Bjonn – Rajin…“
„Ich habe nichts dagegen, wenn du mich aus alter Gewohnheit mit meinem Seemannen-Namen ansprichst“, sagte Rajin.
„Ich hätte gedacht, Nachkommen kaiserlichen Geblütes wären hinsichtlich ihres Namens und Titels etwas empfindlicher.“ Bratlor zwinkerte ihm zu.
Rajin grinste verwegen. „Auf mich trifft das jedenfalls nicht zu.“ Dann wurde seine Miene wieder ernst. „Gleichgültig, was auch immer du über mich erfahren haben magst, Bratlor – ich bin immer noch derselbe, der ich vor wenigen Tagen war, als wir uns in einer Winterborger Sommernacht in die Sättel unserer Riesenschneeratten geschwungen haben, um hierher zu gelangen.“
„Nun, es freut mich, das zu …“ Bratlor stockte. Er griff zu seinem Bogen. Zwei Pfeile hatte er noch im Köcher. Einen davon legte er auf die Sehne.
„Was ist denn los?“, fragte Rajin, denn er konnte in der Dunkelheit nichts ausmachen, was ihm irgendwie verdächtig erschienen wäre.
„Wusste ich’s doch“, knurrte Bratlor. „Die andere Seite führt etwas im Schilde!“
Dann sah es auch Rajin …
Ein zweiköpfiger Vogel tauchte aus dem Dunkeln der Nacht auf; das Licht der fünf Monde ließ sein Gefieder schwarzblau schimmern. Rajin drückte Bratlor den Arm nach unten. „Nicht schießen!“, forderte er. „Das ist eine Zweikopfkrähe! Man schickt uns eine Botschaft!“
Zweikopfkrähen erfreuten sich auch im Seereich immer größerer Beliebtheit, allerdings vertrugen sie die Kälte nicht. Ihre eigentliche Heimat war der Wald von Tembien im Südosten Feuerheims, wo so manche wundersame Kreatur beheimatet war. Nur dort gab es wildlebende Zweikopfkrähen, und manchmal fuhren seemannische Kapitäne so weit in den Süden, um ungezähmte Exemplare dieser Art von Fängern zu erstehen und sie im Norden teuer weiterzuverkaufen.
Trotz der Kälteempfindlichkeit hatte es selbst in Winterborg immer wieder mal einzelne Kapitäne gegeben, die mithilfe dieser Vögel Kontakt zu Händlern in Witborg oder Borghorst gehalten hatten. Der Wilde Aeriggr beispielsweise hatte sich ein Jahr zuvor noch ein Dutzend gezähmte Zweikopfkrähen gehalten, die allerdings alle den letzten harten Winter nicht überlebt hatten.
Angeblich gab es im Nordenthal-Land einen Vogelhändler, der Zweikopfkrähen von robusterer Natur gezüchtet hatte, denen die Kälte des Nordwestens nichts ausmachte. Aber niemand auf Winterland hatte je so ein Tier zu Gesicht bekommen.
Der Vogel landete ungefähr zehn Schritte von Rajin entfernt. Er zitterte am ganzen Körper, die beiden Schnäbel waren weit geöffnet und stießen Laute aus, die an das Röcheln eines Lungenkranken erinnerten, und eine Wolke gefrorenen Atems bildete sich um die Zweikopfkrähe. Vorsichtig machte das Tier einen Schritt vor den anderen und bewegte dabei auch immer wieder unruhig die Flügel, so als wollte es sich dadurch warm halten.
Rajin bemerkte sofort die zylinderförmige Schatulle, die dem Vogel an den Bauch geschnallt war. Er ging auf das Tier zu, das nicht zurückscheute; Zweikopfkrähen waren es gewöhnt, dass auch für sie Fremde die Botschaft, die sie überbrachten, an sich nahmen.
„Bjonn! Rajin!“, hörte er seinen Freund Bratlor rufen. „Scheuch das Vogelvieh doch einfach davon! Gleichgültig, was uns die Herrn der Drachenarmada mitzuteilen haben – es braucht uns nicht mehr zu interessieren!“
Aber Rajins Neugier war erwacht. Mehr noch, er wollte – er musste unbedingt erfahren, was die Drachenherrscher ihnen mitzuteilen hatten. Irgendetwas, was er sich nicht erklären konnte, drängte ihn dazu, eine Macht, die ihm einflüsterte, dass diese Botschaft von enormer Wichtigkeit für ihn sei. Er murmelte etwas vor sich hin. Einen Namen …
„Nya …“
Es war mehr ein Hauch, der über seine Lippen kam. Kaum hörbar verklang das eine Wort …
Immer wieder hatte Rajin während des Ritts zum schwarzen Felsen an sie gedacht. Doch warum sich ihr Name und ihr Gesicht ausgerechnet in diesem Augenblick so heftig in seine Gedanken drängten, wusste er nicht.
Der Name war plötzlich
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