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Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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da, und ihr Gesicht stand so klar und deutlich vor seinem inneren Auge, als würde er eine Vision erleben.
    Er kniete nieder und nahm das zusammengerollte Pergament aus der Schatulle des zweiköpfigen Vogels; das Tier ließ es ohne Weiteres mit sich geschehen, dazu waren diese Vögel abgerichtet.
    Rajin entfaltete das Pergament – und sah das Bild einer jungen Frau, das im nächsten Moment aus seiner Erstarrung erwachte.
    Es versetzte ihm einen Stich, als er ihre Züge erkannte.
    Nya!
    Ein Kloß steckte ihm im Hals, und er war im ersten Moment unfähig, auch nur einen Ton hervorzubringen.
    „Bjonn! Mein geliebter Bjonn!“, begann das lebende Bild zu sprechen.
    „Lass diese zaubermächtige Teufelei fallen!“, rief Bratlor. „Das riecht förmlich nach der List eines Magiers!“
    Doch Rajin hörte nicht auf ihn, vernahm die Worte des Sternensehers nur wie aus weiter Ferne. Er starrte auf das sich bewegende Bild, das ihm wie ein Fenster in eine andere Welt erschien. Eine Welt, in der es abgesehen von Nya nur unklare, ineinander verschwimmende und zerfließende Formen gab.
    „Bjonn - Geliebter! Ich bin so froh, dich zu sehen“, fuhr Nya fort. „Du kannst dir nicht vorstellen, was geschehen ist! Sie haben mich gefangenen genommen - und dann … Dies muss ein Traum sein! Ich weiß, dass ich in einer dunklen Kammer liege. Ein Magier war bei mir, und ein Bann verhindert, dass ich mich bewegen kann …“ Sie blickte sich um, so als könnte sie es kaum glauben, sich tatsächlich bewegen zu können. Die zerfließenden Farben und Formen im Hintergrund schienen sie aus irgendeinem Grund zu ängstigen. Verzweiflung und tiefster Seelenschmerz spiegelten sich in ihren Augen. „Die Drachenier haben alle getötet … Niemand lebt noch in Winterborg! Kein Haus steht mehr … Es war so furchtbar! Die Schreie …“
    Sie zuckte plötzlich zusammen, sah zur Seite. Da war irgendetwas, das sich außerhalb des Bildes befinden musste und ihr offenbar einen höllischen Schrecken einjagte …
    Rajin wollte zu ihr sprechen, aber etwas in ihm hielt ihn davon ab. Da war eine unheimliche, vielleicht zaubermächtige Kraft, die er deutlich erspürte. Zumindest für einen kurzen Moment. Er schluckte und schreckte zurück.
    „Rajin, hörst du mich denn nicht? Hast du mich vergessen? Durch eine glückliche Fügung der Götter kann ich dich im Traum sehen – aber du antwortest nicht …“
    Bedeutet dir die Frau nichts mehr, die deinen Sohn unter dem Herzen trägt?, durchzuckte es Rajins Gedanken. Aber er spürte deutlich, dass dies nicht sein eigener Gedanke war, sondern etwas, das sich ihm aufdrängte und in irgendeiner Weise mit der Kraft zusammenhing, deren Anwesenheit er gespürt hatte.
    Eine wahre Flut von Gedanken brach über sein Inneres herein und stürzte Rajins Seele in ein Chaos. Die Zeit schien still zu stehen. Wie konnte diese sich ihm aufdrängende Macht davon wissen, dass Nya ein Kind erwartete? Wie konnte diese Macht über etwas Gewissheit haben, dessen sich nicht einmal Nya schon wirklich sicher gewesen war, als sie zuletzt mit Rajin gesprochen hatte?
    Und wie konnte dieser fremde Geist behaupten, dass ihr Kind ein Sohn war?
    Hast du keine Worte mehr für sie? Was lässt dich zögern?
    Auf einmal ragten ihre Arme in einer flehentlichen Geste aus dem Bild – so verkleinert wie die Gliedmaßen einer jener Skulpturen, die seemannische Schnitzmeister aus Seemammutzähnen herauszuarbeiten vermochten …
    Da stieß Rajin hervor. „Nya! Wie kann ich dir helfen?“
    Er versuchte instinktiv, ihre herausgestreckten Arme zu berühren, aber sie glitten wie geisterhafte Erscheinungen durch seine Hand hindurch, so als hätten sie keinerlei Substanz. Ein Geisterbild. Mehr war es nicht, was der Absender des Pergaments ihm da vorgaukelte.
    „Nya!“
    Ein Gelächter folgte und ein Schrei. Nyas Schrei. Sie drehte sich herum, und dann geriet hinter ihr eine Gestalt ins Blickfeld, die sich offenbar bisher jenseits des Bildrands befunden hatte. Anhand der äußerst buschigen und nach oben gebogenen Augenbrauen sowie der sehr charakteristischen Stirnfalte in Form einer Pfeilspitze war er sofort als Angehöriger des Magiervolkes erkennbar.
    „Du hättest ihr nicht antworten dürfen, Rajin Ko Barajan!“, höhnte der Magier, während sich Nya verzweifelt aus dem Bild herausreckte, ohne jedoch daraus entkommen zu können. „Dein Instinkt für alles Magische scheint ungewöhnlich stark – aber du stammst ja schließlich auch aus der

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