Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
Linie Barajans, der wiederum dem Magiervolk entstammte!“
Der Magier schnipste mit den Fingern, und Nya verblasste. „Nein!“, schrie sie noch voller Verzweiflung, als sie bemerkte, was mit ihr geschah. Sie löste sich einfach auf. Ihre Formen zerflossen, und sie schien wie eine Figur aus heiß gewordenem Wachs zu zerfließen. Wenig später war sie eins geworden mit den konturlosen Gebilden, die im Hintergrund waberten.
Der Magier lachte. „Du hast ihr geantwortet und dadurch die Magie des verlorenen Lebens ausgelöst. Um ein Haar hättest du die Falle bemerkt – aber du bist ein Mensch und damit ein Sklave dessen, was du liebst!“ Sein Gelächter dröhnte auf eine fast ebenso unangenehme Weise in Rajins Kopf wider, wie es bei dem des Vermummten der Fall gewesen war.
Auch das Bild des Magiers verblasste. Schließlich war nicht mehr zu sehen als ein Konglomerat von Farbklecksen.
Doch noch einmal dröhnte die Gedankenstimme des Magiers in Rajins Kopf: So empfange den Tod durch die Magie des verlorenen Lebens!
Die Zweikopfkrähe flatterte krächzend vom Boden auf, wo sie geduldig gewartet hatte, was der herkömmlichen Erziehung dieser Boten entsprach, denn normalerweise steckte man ihnen einen Antwortbrief in die Schatulle, bevor sie wieder davonflogen.
Ungefähr bis auf die Länge des Anderthalbhänders, den Rajin auf dem Rücken trug, war das Tier aufgestiegen, als etwas urplötzlich aus dem vereisten Boden hervorbrach. Im Licht der fünf Monde wirkte es zunächst wie der Tentakel eines Riesenkraken, die in großer Meerestiefe lebten und manchmal tot an die Küste gespült wurden oder deren Überreste man hin und wieder in den Mägen von Seemammuts fand. Der schlangenartige Arm wickelte sich blitzschnell um den Körper der Zweikopfkrähe und zerquetschte sie, dass das Blut aus ihr hervorschoss wie Saft aus einer überreifen Frucht, die man zertrat.
Im nächsten Augenblick wurde Rajins rechtes Fußgelenk von einem aus dem Boden hervorbrechenden Schlangenarm umfasst.
8. Kapitel:
Die Magie des verlorenen Lebens
Rajin zuckte zurück, stolperte nach hinten und fiel zu Boden. Das Pergament hatte sich von selbst zusammengerollt, und er hielt es krampfhaft in der Linken, obwohl es offensichtlich eng mit der Magie in Zusammenhang stand, die sich gerade gegen ihn wandte. Doch es schien ihm die letzte Verbindung zu seiner geliebten Nya zu sein – denn trotz des Magiers, der in dem bewegten Bild aufgetaucht war, zweifelte Rajin nicht einen Augenblick daran, tatsächlich für einen kurzen Moment Kontakt zu ihr gehabt zu haben. Zu ihrer Seele vielleicht …
Auf welche geheimnisvolle Weise das geschehen sein mochte, konnte ihm vielleicht der Weise Liisho erklären. Rajin jedenfalls hatte im Moment keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen – es ging erst einmal darum, sein Leben zu retten. Am Boden liegend versuchte er sich wieder aufzurappeln, während ihn der aus der gefrorenen Erde gewachsene Schlangenarm über das Eis zu ziehen begann.
Rajin griff zur Waffe – nicht zu dem klobigen Anderthalbhänder auf seinem Rücken, sondern zu dem schmalen drachenischen Schwert eines der Drachenreiter-Samurai. Die Klinge glitt wunderbar leicht aus der Lederscheide, lag kaum schwerer als eine Feder in seiner Hand. Mit einem Hieb durchtrennte er den schlangenartigen Arm, der sich um sein Fußgelenk gelegt hatte und an ihm zog. Eine harzähnliche grünliche Flüssigkeit troff aus dem Stumpf.
Auf einmal wurde es taghell in der Senke. Rajin hatte keine Erklärung dafür, er sah nur, wie an einem Dutzend weiterer Stellen die gefrorene Erde aufbrach und sich Rankpflanzen aus den Löchern hervorschlängelten. Sie wuchsen Rajin von allen Seiten entgegen. Die Magie des verlorenen Leben!, durchfuhr es ihn, und nun erkannte er die Bedeutung dessen, was der Magier zu ihm gesagt hatte. Dieses Leben hatte vor unvorstellbar langer Zeit an diesem Ort existiert, als Winterland noch ein sehr viel wärmeres Klima gehabt hatte. Durch die Macht der Magie wurde dieses Leben zurück in die Existenz geholt. Welch eine perfide Falle, dachte er. Seine Antwort auf Nyas Worte hatte diese Magie offenbar erst entfesselt.
Mit ein paar schnellen Hieben seiner drachenischen Klinge schlug er mehrere der aus dem Boden wachsenden Pflanzenarme ab und rappelte sich zugleich wieder auf. Das Pergament steckte er hinter seinen Gürtel, wirbelte herum und hieb eine Ranke durch, die dicker war als sein
Weitere Kostenlose Bücher