Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
muskulöser Oberschenkel. Grüne, stechend riechende Flüssigkeit spritzte heraus.
Rajin blickte auf und sah nun den Grund dafür, dass es auf einmal in der Nordwesthälfte der kalten Senke taghell geworden war. Das Juwel über dem Eingang zur Orakelhöhle strahlte, und von ihm aus spannte sich ein Lichtbogen bis zum schwarzen Felsen, und auch sämtliche Markierungssteine leuchteten hell.
Offenbar öffnete sich das Tor. Der Weise Liisho hatte es doch noch geschafft. Noch war jenseits des Tors allerdings nichts weiter zu sehen als ein bläulich schimmernder Nebel. Weder der östliche Ozean noch die Silhouette der Ruinen von Qô waren zu erkennen, geschweige denn, dass sich bereits Liishos Drache Ayyaam gezeigt hätte. Nichts als verschwommene, durcheinander wabernde Nebelschwaden, die Rajin auf fatale Weise an die letzten Eindrücke erinnerte, die das magische Pergament bei ihm hinterlassen hatte.
„Vorsicht!“, rief Bratlor.
Als Rajin sich umdrehte, sah er gerade noch, wie das Schwert des Sternensehers durch die Luft wirbelte und eine armdicke Ranke zerteilte, deren Ende sich bereits mehrfach geteilt hatte und Rajin gefährlich nahe gekommen war.
Doch die Magie des verlorenen Lebens war immer noch aktiv: Die Erde brach an immer mehr Stellen auf, und Spalten entstanden, die mehrere Schritt lang waren und aus denen weitere Ranken wuchsen.
Rajin musste zur Seite springen, als sich unter ihm das gefrorene Erdreich knackend öffnete und eine Ranke nach ihm schlug.
„Halte dich von mir fern, Bratlor!“, rief er dem Freund zu. „Diese Magie hat nur meinen Tod zum Ziel – aber nicht den deinen!“
„Für was für einen Feigling hältst du mich, dass du glaubst, ich würde dich einfach im Stich lassen!“, entgegnete der Sternenseher, während er sein Schwert mit beiden Händen schwang und gleich drei Ranken wie mit einer Sense durchschlug. Der grünliche Saft troff von seiner Klinge und dampfte.
Doch kaum waren diese Schlingpflanzen gekürzt, wuchsen andere in atemberaubender Geschwindigkeit und gleich dutzendfach empor.
Rajin zog auch noch den Anderthalbhänder und focht mit beiden Klingen gegen die mörderische, unheimliche Flora. Den schweren Anderthalbhänder führte er mit der stärkeren Rechten, das leichtere drachenische Schwert mit der Linken. Da die Pflanzenarme seinen Attacken kaum Widerstand entgegensetzten, waren seine Hiebe immer noch stark genug, um die Gewächse zu durchtrennen. Unermüdlich ließ er Schwertstreich auf Schwertstreich folgen, senste mit den Klingen die immer dichter werdende Ansammlung von Pflanzenarmen nieder, und dennoch war er bald von ihnen umzingelt, eingekreist. Bratlor tat alles, um das zu verhindern, aber immer zahlreicher wurden die Pflanzenarme. Davon abgesehen brachen auch immer dickere Exemplare aus der gefrorenen Erde. Manche waren so dick wie junge Bäume, aber geschmeidig und biegsam wie Grashalme.
Eine dieser riesigen Pflanzen schlängelte sich nur zwei Schritt von Rajin entfernt aus dem Erdreich hervor. Innerhalb weniger Augenblicke ragte das Gewächs masthoch vor Rajin auf. Dieser schlug mit aller Kraft den Anderthalbhänder in das faserige Gewebe, aber trotz der Wucht, die er in diesen Hieb gelegt hatte, konnte er den halmähnlichen Stamm des Gewächses nur bis zur Hälfte durchschlagen, dann blieb die Klinge des Anderthalbhänders stecken.
Rajin riss sie wieder heraus und rammte dabei den Stiefel gegen den Stamm. Das grüne Harz spritzte, dann erkannte Rajin, dass sich die riesige Pflanze nach hinten neigte, um zu einem mörderischen Schlag auszuholen. Nur ein rascher Sprung zur Seite rettete ihn. Das Gewächs schlug mit aller Gewalt zu und nahm auch keinerlei Rücksicht auf die anderen Rankenpflanzen.
Bratlor war zur Stelle. Seinen Bogen trug er schon längst nicht mehr, denn eines der Gewächse hatte ihm diesen entrissen. Er hieb mit seinem Schwert genau in die Stelle, wo Rajins Klinge in den Stamm gehackt hatte und vollendete deren Werk: Der baumstammdicke Pflanzenarm wurde durchtrennt. Das abgetrennte Stück fiel zu Boden und zuckte noch, während der Stumpf innerhalb weniger Augenblicke erneut auf die Höhe eines Schiffsmastes emporwuchs.
Im selben Moment packte ein anderer, nur etwa armdicker Pflanzenfortsatz Bratlor von hinten, legte sich um seinen Hals und zog den Sternenseher zurück, sodass dieser röchelnd zu Boden ging. Mit einer Hand versuchte er den Griff der Schlingpflanze zu lockern, während sich gleichzeitig ein weiterer Pflanzenarm um
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