Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
es Wulfgarskint ertragen, dass Bjonn so offensichtlich bevorzugt wurde - zumindest seinem Gefühl nach. Und wie hatte Bjonn seinem Ziehvater Wulfgar Wulfgarssohn die Fürsorge und den Schutz gedankt, die dieser ihm hatte zuteil werden lassen! Das pure Unglück hatte er heraufbeschworen und bewirkt, dass sich offenbar selbst die Götter vom ruhmreichen Anführer der ebenso ruhmreichen Sippe Wulfgar Eishaars abgewandt hatten!
    Das alles schrie nach Rache.
    Und Wulfgarskint fühlte die tiefe Wahrheit dessen, was der Todverkünder und Traumhenker Ogjyr ihm gesagt hatte: Es war der Hass, der dem neuen Leben, das ihn erfüllte, Kraft verlieh. Also musste er alles tun, um dieses innere, verzehrende Feuer am lodern zu halten. Denn nur so lange, wie es in ihm brannte, würde er existieren.
    Wulfgarskint hatte die Gestalt des Rattenmanns angenommen, die der Herr des Augenmondes ihm verliehen hatte. Der riesenhafte Aschekörper schritt über den weißen Schnee wie ein wandelnder Fleck auf dem Leichentuch Winterlands. Die Küste lag schon ein ganzes Stück hinter ihm. Immer wieder hob er die Nase, diese lange Rattenschnauze, von der sich manchmal kleine Stücke aus Asche lösten, die sich auf ihrem Flug aber wieder fingen, emporstiegen und sich an anderer Stelle mit jenem Körper wiedervereinigten, dessen Teil sie waren.
    Dies war von nun seine wahre Gestalt, so hatte Ogjyr gesagt, und für Wulfgarskint war das zunächst ein schwer zu verkraftender Schlag gewesen. War er dies wirklich? Dieses Monstrum, dass allein anzusehen viele schon das Grauen lehrte?
    Zwischenzeitlich hatte es Wulfgarskint nicht mehr ausgehalten und die Gestalt des vierzehnjährigen Jungen angenommen. Aber auch in diesem Punkt hatte der Herr des Augenmondes die Wahrheit gesprochen: Es war so unendlich anstrengend, diese Gestalt aufrechtzuerhalten, und da ihn in dieser Öde ohnehin niemand zu Gesicht bekam, verzichtete er schließlich darauf.
    Als Rattenmann ging er vorwärts – geradewegs in das weiße Landesinnere hinein. Schließlich blieb er stehen und drehte sich um. Ein letzter Blick war es, den er Winterborg sandte, dem Ort, wo alles vernichtet worden war, was ihm je etwas bedeutet hatte.
    Wohin gehst du?, fragte er sich. Gibst es da eine Spur, der du folgst? Einen Geruch, dessen Witterung dein Hass aufgenommen hat, wie ein Eiswolf es tut, wenn er nach Beute sucht?
    Erneut schnüffelte er. Die Geräusche, die dabei entstanden, erinnerten an Riesenschneeratten in den Pferchen. Wie oft hatte er sie als Junge beobachtet und manchmal auch geärgert, indem er ihnen etwa scharf riechenden, mit einigen Zusätzen angereicherten Seemammut-Tran hingestellt hatte, der ihren Geruchssinn vollkommen verwirrte, was sie halb wahnsinnig machte.
    Vorbei!, dachte er. Alles Vergangenheit. Schatten der Erinnerung, die im roten Nebel der Blutrache verschwammen.
    Ja, es gab da eine Spur, der er folgte. Der Spur der Drachen – und jener seines Findelbruders Bjonn. Es war, als wenn beide - die Drachen und Bjonn - diesen Weg genommen hätten. Seine Sinne waren offenbar über die Maßen geschärft, seit er die Gestalt des Rattenmanns angenommen hatte.
    Er sah zum Augenmond auf, der bereits kurz davor war, hinter dem Horizont zu versinken. Es war, als ob das Gesicht des Traumhenkers selbst auf ihn herabblickte. Und dann glaubte Wulfgarskint plötzlich, die Stimme Ogjyrs zu hören. Längst war der Todverkünder und Seelentrenner wieder zum Augenmond hinaufgefahren. Nun schien er äußerst ungeduldig auf das Vergnügen zu warten, das er sich von Wulfgarskints Widererweckung versprach. Ich habe dir das Leben nicht gegeben, damit du dich selbst bedauerst und dich deiner Trauer hingibst, du Narr!, vermittelte ihm Ogjyr. Um solches Gejammer zu sehen, genügt es, die Lebenden zu betrachten, dazu bedarf es keines Untoten. Du sollst hassen und töten – und vor allem die Möglichkeiten nutzen, die dir dein neuer, untoter Körper bietet. Denn mit ihm wirst du sogar gegen Drachen bestehen können, wenn du ihn und seine Möglichkeiten ausreichend erforscht hast. Also enttäusche mich nicht!
    Wulfgarskints riesenhafte Rattengestalt stieß einen Schrei aus, der seine ganze Wut zum Ausdruck brachte. Der Laut klang wie die Mischung aus dem Ruf eines Seemammuts und dem Krächzen einer Eismöwe und war von einer Kraft, die selbst die Götter erschaudern ließ.
    Nutze die Möglichkeiten deines untoten Lebens. Du hast deine neue Existenzform noch nicht einmal ansatzweise erforscht … Alles, was

Weitere Kostenlose Bücher