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Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und auf die Hügelkette zu, hinter der die Eiswölfe verschwunden waren. Von einer sehr hochfliegenden Drachengondel oder einem tajimäischen Luftschiff aus betrachtet hätte man vielleicht den Eindruck eines über den Schnee wandernden Rußflecks gehabt.
    Offensichtlich war diese Art der Fortbewegung eine der Möglichkeiten seiner untoten Gestalt, von denen Ogjyr gesprochen hatte. Wulfgarskint war wütend auf sich selbst, dass er dies nicht früher entdeckt hatte. Schließlich konnte er seinen Körper ja auch derart verändern, dass er als Junge von vierzehn Jahren erschien, in seiner ursprünglichen Gestalt als Mensch.
    Na, endlich hast du es erfasst!, vernahm er die Gedanken Ogjyrs.
    Die Wolke aus Aschestaub, zu der Wulfgarskint geworden war, erreichte den Hügelkamm. Er hörte das Gewinsel der Eiswölfe. Sie liefen in einiger Entfernung durch den Schnee, und ihr Instinkt verriet ihnen, dass sie verfolgt wurden.
    Der Schwarm aus Ascheteilchen schob sich über sie, dann fuhr er plötzlich herab und konzentrierte sich dabei auf das Leittier. Es versuchte noch auszuweichen, doch es gab kein Entkommen. Die pechschwarzen Teilchen drangen in den Mund des Tiers ein und kamen wenig später aus den Augen wieder heraus, aus denen leere blutige Höhlen wurden.
    Der Leitwolf brach zusammen und blieb reglos im Schnee liegen, während sich Wulfgarskint auf das nächste Tier stürzte. In seiner Schwarmgestalt war Wulfgarskint einfach zu schnell für die Wölfe. Er nahm ein Leben nach dem anderen, und das Blut der Wölfe tränkte den Schnee, dass die weiße Ebene wirkte wie der Verband auf einer schwärenden Wunde.
    Das Winseln und Jaulen verstummte, als er schließlich auch das letzte Tier des Rudels getötet hatte. Dann war Wulfgarskint wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Seine Gestalt verdichtete sich und wurde zuerst zu dem vierzehnjährigen Jungen in der nach Moder riechenden Kleidung, ehe er sich abermals verwandelte und das Aussehen des Rattenmannes annahm.
    Der Junge – das war er nicht mehr, ging es ihm durch den Sinn. Auch wenn sich ein Teil seiner Seele so sehr wünschte, dass es anders wäre, es war nichts Menschliches mehr an ihm. Eine Erkenntnis wie ein Stich mit einer Nadel aus Seemammutknochen. Aber dass sich sein Wunsch zu töten in so großartiger Weise erfüllt hatte, half ihm, diese Regung zurückzudrängen. Es gab eben Wünsche, die erfüllbar waren – und solche, von denen man sich lösen musste …
     
     
    Wulfgarskint genoss eine Weile das Gefühl, das der Tod der Wölfe in ihm hervorgerufen hatte. Aber schon keimte die Ahnung in ihm auf, dass diese relative Zufriedenheit nicht lange anhalten würde.
    Dann regte sich der Wunsch zu töten erneut. Vor seinem inneren Auge sah er wieder die Gräuel von Winterborg, und die Gier nach Rache brodelte in ihm hoch. Rache an allen, die in irgendeiner Weise für das Geschehene verantwortlich waren.
    Seine Rattennase witterte die Spur der Drachen ebenso wie die von Bjonn Dunkelhaar, und er stellte sich vor, wie er ihre Körper zerriss, wie er ihr Blut spritzen ließ, wie er in Gestalt eines Ascheschwarms in ihre Münder und Nasenlöcher eindrang, ihr Gehirn wie ein Hagelschlag durchdrang und dann aus den Augen wieder hervortrat, nur um sogleich ein weiteres Opfer zu attackieren.
    Wulfgarskint hatte das Gefühl, dass die Vernichtung der Eiswölfe ihm zusätzliche Kraft gegeben hatte. Lebenskraft, dachte er. Das musste es sein. Offenbar übertrug sich ein Teil der Lebensenergie, die allen Kreaturen innewohnte, auf ihn, wenn er das jeweilige Wesen tötete.
     
     
    Wulfgarskint achtete nicht auf die Zeit. Er bemerkte kaum, ob es hell oder dunkel war, denn längst hatte er sich so weit an seine neue Existenzform gewöhnt, dass sein Gesichtssinn für ihn nicht mehr wichtig war. Dennoch - wenn der Augenmond am Himmel stand, dann veranlasste ihn das jedes Mal, zu ihm aufzublicken. Schmerzlich erinnerte ihn dieser Anblick daran, dass sein neues, untotes Leben alles andere als frei war.
    Schon bald wurde Wulfgarskint wieder von Ruhelosigkeit erfüllt. Erneut regte sich der Drang zu töten in ihm. Denn er spürte, dass sich eine große Anzahl Drachen näherte. Jene Kreaturen, die alles zerstört hatten, was ihm je etwas bedeutet hatte.
    Er flog als wirbelnder Schwarm aus Ascheteilchen bis zu einer Anhöhe und nahm dort wieder die Gestalt des Rattenmanns an. Der Blick seiner knopfartigen dunklen Augen war in die Ferne gerichtet. Dort kamen die ersten

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