Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
konstruierten, wie er es wollte und er hatte dafür gesorgt, dass sie diskret waren.
Er hätte die 20 auch mit der Tastatur eingeben können, dann hätte er das Objekt direkt lokalisieren können. Aber es war ein Nervenkitzel, sie selbst zu finden. Also suchte er auf dem Bildschirm und verfolgte die zweistelligen Zahlenpaare. Es dauerte 15 Sekunden, bis er sie gefunden hatte.
Die 20 befand sich oben auf dem Monitor, er musste ans andere Ende der Katakomben. Mit großem Eifer stieg er auf das Laufband und wählte die schnellste Geschwindigkeit. Obwohl er die sechzig schon überschritten hatte, liebte er es, mit rasanten dreißig Stundenkilometern durch die Katakomben zu gleiten. Fünf Minuten dauerte es, bis er das Ende der riesigen Anlage erreichte.
Der mittlere Teil der Katakomben war zweckmäßig gestaltet. Neben dem Laufband befand sich eine asphaltierte Fahrbahn, die für Fahrräder und Motorräder ausgelegt war. Am Ende des Bandes machte er einen großen Satz auf den Steinboden. Er hätte dabei beinahe das Gleichgewicht verloren, hielt sich aber gerade noch auf den Beinen.
Er gelangte in die Z-Area, wo an einer Säule ein weiterer Monitor angebracht war. Er schaute nach, ob sich der Standort von Nummer 20 verändert hatte.
Seine Erregung wuchs mit jedem Schritt. Gleich würde er bei ihr sein. Sie lag auf einem riesigen Fauteuil, der mit rotem Samt bezogen war. Die Räume waren luxuriös ausgestattet: große Sofas, Betten, modernste Whirlpools und große Bars mit einer gigantischen Auswahl an Getränken und Speisen.
Nur wenige Menschen hatten sein Reich zu Gesicht bekommen, abgesehen, von denen, die nicht freiwillig hier waren. Die Neue war gekleidet wie alle Mädchen: Sie trug ein schwarzes Kleid aus dünnem Latex, das wie ein bauchfreier Badeanzug geschnitten war. Sie war 15 wie alle Neuankömmlinge.
Der Jäger begrüßte das Mädchen mit Handkuss und verbeugte sich. Dann gab er den Männern, die unauffällig im Hintergrund standen, ein Zeichen. Die beiden griffen das Mädchen und begannen, schwere Eisenketten um ihre Arme und Beine zu legen und sie an eine Metallstange zu fesseln. Sorgsam achteten die Männer darauf, dass der rechte Arm komplett ausgestreckt war und nach oben zeigte.
Das Mädchen schrie und schlug wild um sich, aber sie merkte schnell, dass sie den muskelbepackten Dienern hoffnungslos unterlegen war. Der Jäger griff in den Kamin und zog das Brandeisen heraus. Das Mädchen schaute wie hypnotisiert auf die glutrote Spitze des Werkzeuges. Dann presste er das glühende Metall auf den Oberarm. Das Mädchen schrie wie von Sinnen, sie zitterte und sie weinte, während dem Jäger ein wohliger Schauer über den Rücken lief. Langsam öffnete er den Reißverschluss ihres Kostüms. Das Mädchen, das ab sofort nur noch die Nummer 20 war, wehrte sich nicht mehr. Der Jäger krallte sich in ihre Brüste, während er in sie eindrang.
Hugo war der Einzige, der seinen wirklichen Namen kannte. Alle anderen, die mit ihm zu tun hatten, nannten ihn schlicht den Jäger. Er mochte diesen Namen, weil er fand, dass er etwas in ihm trefflich beschrieb: sein Verlangen, Menschen zu besitzen. Es hatte viele Monate gedauert, bis der Jäger den Plan für die Katakomben fertiggestellt hatte, weil er viele technische Probleme lösen musste. Die Katakomben lagen 20 Meter unter der Erdoberfläche, was ein ausgeklügeltes Lüftungssystem erforderte.
Der Jäger ließ Badezimmer einbauen, die wie kleine edle Schwimmbäder aussahen und in Beige und schwarz gehalten waren. Die Waschbecken und Duschen hatten keine klassischen Armaturen, sondern Bewegungssensoren, die Whirlpools hatten ständig 25 Grad.
Eines der logistischen Probleme bestand darin, regelmäßig große Menge an Essen und Getränken zu besorgen, ohne dabei aufzufallen. Der Jäger hatte lange überlegt, wie er es am unauffälligsten anstellen sollte. Ein Lieferservice kam nicht infrage, niemand durfte in die Nähe der Villa kommen, auch wenn niemand etwas von den Katakomben ahnen konnte. Der Jäger ließ das Essen regelmäßig abholen, immer woanders. So stellte niemand blöde Fragen und die Sache hatte den Vorteil einer abwechslungsreichen Speisekarte. Keiner wurde stutzig, wenn seine Leute alle paar Wochen vierzig Mal Pizza oder Hühnchen süßsauer abholten.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand auf die Idee gekommen wäre, dem Lieferwagen zu folgen, es wäre aufgefallen. Der kilometerlange Waldweg, der zur Villa führte,
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