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Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Titel: Katakomben (Van den Berg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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herum ruhig blieb, beruhigte er sich ein wenig, aber er konnte nicht glauben, dass der Bulle zufällig hier war.
    Nach einer Stunde fuhren sie von der Autobahn ab. Während der gesamten Fahrt herrschte im Wagen ein lähmendes Schweigen. „Wann lassen sie uns gehen?“, fragte die Frau unsicher. „Nur Geduld, erstmal tut ihr mir noch einen Gefallen“, erwiderte der Spanier. Dem Paar war sichtlich unwohl zumute. Er befahl dem Fahrer, vor einer Drogerie am Ortseingang von Liège zu halten. Die Frau sollte eine Haarschneidemaschine, eine Sonnenbrille und einen Deoroller besorgen. Anschließend schickte er sie in eine billige Boutique, um Klamotten zu kaufen.
      Während er wartete, sortierte Jorge die Lebensmitteleinkäufe danach, was er gebrauchen konnte und was nicht. Dann lotste der Killer das Paar auf einen abgelegenen Feldweg. „Raus aus dem Wagen“, herrschte er. Laut feixend fesselte er seine Opfer an die kahle Eiche. „Brüllt nur, hier hört euch keiner“, höhnte er. Jorge war wieder guter Dinge, als er seine Flucht zu Fuß fortsetzte.

 
    Der Jäger war bester Laune. Er lag nackt auf einem der plüschigen Betten und kippte sich vom Dom Pérignon nach, den er in rauen Mengen gelagert hatte. Die Mädchen taten, was der kräftige, grau melierte Mann ihnen befahl.
      Sie wussten, dass er auf Blowjobs stand, das hatte ihnen Hugo bereits bei ihrer Ankunft in den Katakomben eingetrichtert.
    Van den Berg und Deflandre schauten sich verblüfft an, als sie in Liège ankamen. Nicoles schicker Sportwagen war bereits am Straßenrand geparkt. Sie wunderten sich darüber, wie sie es geschafft hatte, vor ihnen da zu sein. Nicole saß hinter dem Lenkrad und feilte sich ganz entspannt die Fingernägel. Sie trug einen langen beigefarbenen Wollmantel. Gut, dass sie immer die passende Garderobe im Kofferraum verstaut hatte. Gegenüber der letzten Nacht war sie nicht wieder zu erkennen, die Kollegen kamen nicht auf die Idee, dass sie aus gewesen war.
      Obwohl sie wenig geschlafen hatte, wirkte sie topfit. „Du hast ja mächtig auf die Tube gedrückt, was?“, flachste Deflandre. „Ich nehme an, dass Marc gefahren ist, sonst hätte ich es sicher nicht vor euch geschafft, hier zu sein.“ Deflandre grinste zustimmend.
      Van den Berg amüsierte sich über die Kindereien der Beiden. Nicole stieg in den MG, dann fuhren sie in die Reihenhaussiedlung. Sie mussten ein Stück zu Fuß zurücklegen, um zum Haus der Balbos zu gelangen. Die Häuser sahen alle gleich aus, helle Klinkerfassaden im Stil der Siebziger bestimmten die Architektur der kleinen Anwesen. Die Vorgärten waren zierlich und penibel gepflegt. „Hier ist es“, sagte Deflandre erwartungsvoll. Sie schellten.
      Es öffnete eine Frau, die um die fünfzig war, eine helle Bluse mit bunten Stickereien und einen langen braunen Rock trug. „Sie sind die Polizisten?“ Die drei nickten. Sie wurden in das Wohnzimmer geführt, in dem dunkle Eichenmöbel standen. Die Fensterbänke waren weihnachtlich geschmückt. Die Jungfrau Maria und die Heiligen Drei Könige waren mit reichlich Lametta behängt. Daneben standen kleine Bilderrahmen mit Fotos, die René zeigten.
      Als sie sich setzten, kam ein Mann in den Wohnraum, der einen deutlichen Bauchansatz hatte, der durch den zu kurzen roten Pullunder noch betont wurde. Der Mann, dessen fettige Haare korrekt gescheitelt waren, stellte sich als Renés Vater vor. Er setzte fünf Gläser und eine Flasche Mineralwasser auf den Glastisch. „Bitte benutzen sie die Untersetzer, der Tisch ist empfindlich“, wies er die Polizisten an und deutete auf die weißen Stoffdeckchen mit Spitze.
      Die beiden wirkten gefasst. „Wir hatten unsere Hoffnung längst aufgegeben, schon bevor wir hörten, dass sie tot ist“, begann die Frau. „Sie hatten keine Hoffnung mehr?“, fragte van den Berg irritiert. Er wusste, dass Eltern vermisster Kinder normalerweise die abstrusesten Erklärungsmodelle konstruierten, um sich zu versichern, dass ihre Kinder noch lebten.
      „Ich habe gespürt, dass sie tot ist, kurz nachdem sie weg war“, sagte die Frau, ohne die Miene zu verziehen. „In diesem Punkt haben sie Unrecht. René ist erst vor ein paar Tagen gestorben.“ Die Frau schwieg. „Wie war ihr Verhältnis zu René“, fragte Nicole, während sie der Frau prüfend in die Augen starrte. „Sie war ein ordentliches, pflichtbewusstes Mädchen“, erklärte die Frau distanziert. „Bis sie einmal über Nacht wegblieb, ohne sich bei uns

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