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Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Titel: Katakomben (Van den Berg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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schieden zusammen aus. Hugos besondere Begabung bestand darin, einen Menschen lesen zu können, schnell zu begreifen, wie jemand tickt. Jorge war so wie er: emotionslos, skrupellos und ohne Moral. Hugo hatte den Spanier einmal fasziniert dabei beobachtet, wie er auf die Provokation eines Kameraden reagierte. Jorge hatte reflexartig das Messer gezogen und dem Deutschen den kleinen Finger der rechten Hand abgeschnitten. Sie warfen ihn raus, Hugo dagegen ging freiwillig. Er wusste von Anfang an, dass er nicht ewig in Nimes bleiben würde. Er war dort, um zu lernen, ihn reizte die straffe militärische Ausbildung, die Härte und dass er wertvolle Kontakte knüpfen konnte.

 
    Der Killer wies den Chauffeur an, zur Chaussée d´Ixelles zu fahren. Jorge sprang aus dem Wagen und lief in den Quick. Eilig betrat er die Toilettenkabine und nahm geschickt die Abdeckung des Wasserkastens ab. Er lächelte zufrieden, der Revolver war noch da. Erst vor Kurzem hatte er ihn dort deponiert.
    Hugo setzte sich auf die Bank und tippelte mit den Schuhspitzen ungeduldig in der kleinen Pfütze. Ein Schwarm Tauben pickte auf dem Lehmboden nach etwas Essbarem. Jorge stieg oberhalb des Café Belga aus und eilte in das Lokal. Durch das Fenster entdeckte er Hugo auf der Bank, es würde zum letzten Mal so sein. Er schien, wie verabredet, allein gekommen zu sein.
      Der Spanier zog den Revolver aus seiner Jacke und steckte ihn in die Hosentasche. Jorge näherte sich der Bank von hinten, sodass er erst im letzten Moment gesehen wurde. Hugo musterte seinen Komplizen skeptisch, aber nur kurz. Dann setzte er ein strahlendes Lachen auf und begrüßte den Hünen überschwänglich. Jorge spürte, dass die Freundlichkeit seines Partners gespielt war. „Schön, dass du die Bullen abgehängt hast“, sagte Hugo schleimig. „Das finde ich auch. Hast du meine Kohle?“, erwiderte der Killer kühl. Hugo übereichte dem Hünen ein großes Couvert mit 200.000 Euro. „Du weißt, dass der Jäger sehr zufrieden mit dir war.“ Jorge warf einen kurzen Blick auf den geöffneten Umschlag, dabei behielt er den Mann, den er nie mehr sehen würde, aufmerksam im Visier. Er verzichtete darauf, nachzuzählen. Zu bescheißen war nicht Hugos Stil.
      „Was wollten die Bullen wissen? Doch sicher die Namen deiner Freunde?“, fragte Hugo, der jetzt nur noch ganz schwach lächelte. „Allen möglichen Scheiß, ich habe aber nicht mit ihnen geredet.“ Hugo nickte, während er Jorge aufmerksam musterte.
      Er hatte keinen Zweifel daran, dass er die Wahrheit sagte. „Ich vertraue dir und will dir dieses eine Mal vergeben, dass du dich nicht an die Abmachung gehalten hast“, sagte Hugo leise. Jorge lachte auf. „Hast du echt geglaubt, ich erschieße mich, nur weil mich die Bullen einkassieren?“ Hugo lächelte erneut, dabei vermied er den Blickkontakt. „Ich werde nicht vergessen, dass du mich da rausgeholt hast“, sagte Jorge beiläufig. Hugo reagierte nicht, sein Blick wanderte jetzt über den kleinen See.
      Der Riese hatte keinen Grund, mit seinem scheidenden Geschäftspartner weiter zu plaudern. Der Zeitpunkt war gekommen, sich für immer zu verabschieden. Als Jorge aufstand, schlug Hugo leicht auf das Couvert, das der Spanier locker in der linken Hand hielt.
      Jorge konnte nicht verhindern, dass einige Bündel in den Matsch fielen. Irritiert schaute er kurz zu Hugo, der noch immer aufs Wasser blickte, dann kniete er sich auf den Boden, und beeilte sich, die Scheine zusammenzuraffen. Im gleichen Augenblick ließ Hugo seinen Kopf kreisen, um zu checken, ob sie beobachtet wurden. Dann zog er ein langes Fleischermesser aus der Innentasche seines Mantels und rammte es Jorge zweimal mit voller Wucht in den Hals. Der Spanier schrie dumpf auf. Das Blut spritzte aus seinem Hals wie aus einem Gartenschlauch, der unter Hochdruck stand. Hugo lachte wie der leibhaftige Teufel. Es war ein abgehacktes Lachen, das Lachen eines Psychopathen. „Vereinbarungen sind heilig“, sagte er. „Wer sie bricht, wird bestraft.“ Jorge taumelte, mit einer Hand versuchte er verzweifelt, das Blut zu stoppen, mit der anderen schlug er nach Hugo, der geschickt einen Satz zur Seite machte. Er griff energisch nach dem Couvert, das Jorge im Todeskampf fest umklammert hielt, und stopfte die Scheine, die noch am Boden lagen, in Windeseile hinein. Jorge röchelte. Noch immer hielt er seinen Hals, als könne er die Fontäne stoppen. Dann kippte der Killer zur Seite und starb in seinem eigenen

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