Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
– das war pures Glück. Von einem Moment auf den nächsten war es mit Hugos Heiterkeit vorbei. Er dachte darüber nach, woher die Bullen von der Hütte gewusst haben konnten.
Außer ihm gab es nur drei Leute, die sie kannten. Jorge Ramos war tot und der Jäger hatte sicher keine Veranlassung, irgendjemandem sein Geheimversteck zu verraten, geschweige denn den Bullen. Es blieb nur Dimitri Shevchenko, sein alter Kumpan aus der Legion. Aber konnte er ihn wirklich verraten haben? Hugo hielt den Ukrainer für absolut loyal – er war seinen Befehlen gefolgt, ohne jemals widersprochen zu haben. Ein einziges Mal hatte er versagt. Aber die Panne mit dem Navigationssystem konnte er ihm nicht vorwerfen – ihm fehlte jegliches Verständnis für technisches Gerät. Aber war Dimitri zuzutrauen, ihn verraten zu haben? Hugo ärgerte sich, dass er Deflandre nicht erreichen konnte. Der wusste sicher, ob Dimitri überhaupt noch lebte. Vielleicht war er seinen schweren Schussverletzungen erlegen. Aber wer kam noch als Verräter infrage? Hugo kam zu dem Schluss, dass der Ukrainer die einzig reelle Möglichkeit war – nur er konnte geplaudert haben. Er musste sich darum kümmern, so schnell wie möglich.
16
Hugo parkte direkt vor dem Hospital, sodass er die Menschen, die rauskamen, in aller Ruhe beobachten konnte. Er dachte noch einmal an seine Flucht aus der Hütte. Ihm wurde klar, dass ihm ein unverzeihlicher Fehler unterlaufen war – er hatte in der Eile vergessen, im Notebook die temporären Dateien zu löschen.
„Ich bin echt fertig – wir machen morgen weiter“, sagte van den Berg zu den Kollegen, als er zurück im Kommissariat war. Zuvor hatte er noch Vermeulen Rechenschaft darüber ablegen müssen, warum der Einsatz derart aus dem Ruder gelaufen war. Van den Berg ordnete an, nichts über den Einsatz an die Medien zu geben. Der Kommissar überlegte, ob er direkt nach Hause fahren und sich aufs Ohr hauen sollte. Er war müde, aber dennoch zu aufgedreht, um sich direkt ins Bett zu hauen.
Er hielt an einem Belgaufra-Stand. Diesmal nahm er keine schlichte Waffel, sondern ließ sich noch eine Portion Kirschen mit Sahne draufpacken. Er fand, dass sie mit den ungewohnten Beilagen gar nicht so schlecht schmeckte. Er hatte an diesem Abend keine Lust mehr, über die Morde zu grübeln, die seit Wochen die Schlagzeilen in den Massenmedien des Landes bestimmten.
Er fuhr bei einem seiner bevorzugten Wettlokale am Bahnhof vorbei. Es liefen gerade verschiedene Rennen in Südamerika. Als der Kommissar auf die Monitore blickte, fingen seine Hände an zu schwitzen – er setzte gleich auf das nächste Rennen. Als er die Aushänge mit den Details über die Renntage studierte, war van den Berg ziemlich ratlos. Von den Jockeys kannte er keinen Einzigen, von den Pferden ganz zu schweigen. Er riskierte bei drei Rennen hintereinander jeweils 50 Euro – bei seinem letzten Versuch war er nah dran zu gewinnen, aber der Vierbeiner, den er als Zweiten gewettet hatte, schaffte es nur als Dritter ins Ziel.
Als er zu Hause war, verspürte er Sehnsucht nach Marie und beschloss, sie spontan zu anrufen. Er war überrascht, dass sie direkt abhob. „Ich vermisse dich“, sagt er sanft. Der Kommissar hatte den Eindruck, dass sie seinen Anruf erwartet hatte. Auf seinen Vorschlag, sich zu treffen, ging sie ohne Umschweife ein. Sie versprach, in zwanzig Minuten bei ihm zu sein.
Marie war äußerst schick, als sie etwas kurzatmig im dritten Stock ankam. „Wir haben noch immer keinen Lift“, entschuldigte sich van den Berg, der Marie kräftig an sich drückte. „Ich wollte dich noch einmal sehen, solange ich noch ein Twen bin.“ Van den Berg fiel ein, dass Maries 30. Geburtstag in einer Woche bevorstand. Marie fand es eine gute Idee, eine Flasche Sekt zu köpfen, was ihre Stimmung erheblich steigerte. Van den Berg warf die Frau übermütig auf das große Sofa und küsste sie leidenschaftlich. Es dauerte nur zwei Minuten, bis sie im Bett landeten, wo sie sich lange und leidenschaftlich liebten.
Hugos Waffe lag durchgeladen unter dem Beifahrersitz. Als er einen jungen Assistenzarzt auf dem Weg zu einem Wagen sah, dämmerte ihm, wie es funktionieren konnte. Unauffällig schlich er dem Mann hinterher, der nicht ahnte, dass er sich in Todesgefahr befand. Als er die Autotür öffnete, schlich der Killer an ihn heran. Der Arzt bemerkte erst im letzten Moment, dass jemand hinter ihm stand. Er zuckte zusammen, aber
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