Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
„Wann hat er sich bei ihnen gemeldet?“ „Vor einer Woche.“ „Was hat er ihnen gesagt?“ „Er meinte, er hätte einen gut bezahlten Job für mich.“ „Was sollten sie für ihn tun?“ „Hugo gab mir den Auftrag, drei Mädchen zu töten, mit Spritzen, die er vorbereitet hatte. Und ich sollte neue Mädchen besorgen, aber erst in ein paar Wochen.“ „Woher sollten sie die Mädchen holen?“ „Ukraine – ist nicht schwer, kein Problem!“, meinte der Killer grinsend. „Es hat ihnen nichts ausgemacht, junge, unschuldige Mädchen umzubringen?“, fragte van den Berg, dem es schwerfiel, seine Verachtung gegenüber dem Killer zu unterdrücken. „So unschuldig sahen sie nicht aus. Wissen sie, da wo ich herkomme, ist ein Menschenleben nicht mehr wert, als ein Haufen Scheiße. Hugo hat mir 100.000 gezahlt – wenn alles klappt, noch mal das Gleiche. Hätten sie doch auch gemacht, oder?“ Van den Berg fand Dimitri Shevchenko immer abstoßender. „Kommen wir zur wichtigsten Frage: Wo ist Hugo?“ „Meinen sie, er ruft mich an, und erzählt mir, wohin er unterwegs ist?“ „Wir können auch gehen“, meinte van den Berg rau. „Ich könnte mir vorstellen, wo er ist“, sagte der Killer mit einem fiesen Grinsen. Er berichtete von der Hütte im Wald, die als Zwischenlager für die Mädchen diente.
Hugo fühlte sich in dem Blockhaus fast behaglich. Hier konnte er bleiben, bis er Antwort von Fontaine bekam. Deflandre hatte Hugo davon unterrichtet, dass Dimitri im Sterben lag und sich danach nicht mehr gemeldet. Hugo war sich sicher, dass er bald von ihm hören würde – schließlich ging es um eine große Stange Geld.
Van den Berg rief die Sonderkommission ins Sitzungszimmer. Gerade hatte er sich von Vermeulen die Zustimmung für den geplanten Einsatz im Wald besorgt. De Breuyn winkte den Kommissar zu sich.
„Wir haben was über Fontaine. Er war mehrfach in Deutschland vor Gericht, er hat Waffen an den Iran verkauft – im ganz großen Stil.“ „Das ist heftig“, meinte van den Berg nachdenklich. „Damit wäre ja geklärt, warum der Typ so schweinereich ist.“ „Er ist nicht nur stinkreich, sondern auch clever“, ergänzte De Breuyn, dessen Haare mal wieder in alle Richtungen standen. „Bislang konnte ihm nichts nachgewiesen werden, seine Anwälte sind ganz ausgeschlafene Jungs. Die haben bei der letzten Verhandlung den wichtigsten Belastungszeugen auseinandergenommen wie ein Hühnchen. Der wusste am Ende nicht mal mehr, wo oben und unten ist – der Typ ist Iraker, er hatte das Pech, selbst in Waffengeschäfte verstrickt zu sein. Die Staatsanwaltschaft ist jedenfalls in Revision gegangen – das Verfahren läuft also noch.“ „Typen wie der sind schwer einzubuchten – davon kann ich euch ein Liedchen trällern“, meinte der Kommissar zerknirscht. „So richtig gut wird er sicher nicht schlafen“, meinte de Breuyn. „Es liegen wohl neue Beweise vor – um was es sich handelt, steht aber nicht in den Akten. Und da ist, noch was anderes – das ist, für Fontaine wirklich dumm gelaufen“, sagte der Polizist mit süffisantem Lächeln.
Van den Berg blickte neugierig auf. „Erinnerst du sich an diesen Schweizer Banker, der eine Daten-CD mit Steuersündern an die Regierungen verschiedener Industrieländer weitergegeben hat?“ „Konnte man doch überall lesen.“ „Du wist es kaum glauben – unser Freund Frederique Fontaine ist dabei und er ist einer der dicksten Fische.“ „Das heißt?“ „300 Millionen.“ „Euro?“ „Ich glaube nicht, dass es sich um kubanische Pesos handelt.“ „Er hat natürlich keine Steuern gezahlt.“ „Richtig, aber das ist sein kleinstes Problem. Sie haben nämlich seine ganze Kohle mal eben eingefroren, und zwar mindestens so lange, bis in der Revision der Waffengeschichte entschieden ist.“
Philip De Wilde war anzumerken, dass er in der kurzen Zeit als van den Bergs Vertreter an Selbstbewusstsein gewonnen hatte. „Seid ihr sicher, dass der Einsatz Sinn macht“, fragte er leicht spöttisch in die Runde. „Hast du eine bessere Idee?“, konterte der Kommissar. „Wenn Hugo nicht in dieser Hütte ist und Wind von unserer Aktion bekommt, ist er gewarnt und für immer verschwunden“, gab De Wilde zu bedenken. „Es ist die einzige Chance, die wir haben – es wäre fahrlässig, sie nicht zu nutzen. Wir können von Glück sagen, dass sich Hugo noch nicht ins Ausland abgesetzt hat – das ist die letzte Gelegenheit, ihn zu kriegen“, meinte
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